Auf den Spuren von Kommissar Merana durch Salzburg

Erstellt am 25.8.24. Kategorie: Reiseberichte

Mirabellgarten

Ich bin ein großer Fan der von Manfred Baumann geschriebenen Krimireihe rund um den Salzburger Kriminalkommissar Martin Merana. Das fing an, als ich vor einigen Jahren zufällig den Krimi „Mozartkugelkomplott“ (5. Band der Serie) in der Onleihe entdeckte. Später durfte ich dann den 11. Krimi „Mörderwalzer“ für den Gmeiner-Verlag Korrektur lesen. Spätestens da habe ich mir vorgenommen, die ganze Reihe endlich mal von Anfang an zu lesen, also startete ich mit „Jedermanntod“ und arbeitete mich nach und nach vor.
Wie die Buchtitel schon verraten, spielen in den Krimis verschiedene Sehenswürdigkeiten der Stadt Salzburg eine besondere Rolle, beim Lesen bekommt man viele Hintergrundinfos, etwa über die Salzburger Festspiele oder über die verschiedenen Hersteller von Mozartkugeln, die jeweils für sich beanspruchen, das Original zu sein 😉
Ich mag das „Personal“ der Reihe, also Kommissar Merana und sein Team, und ich mag die Art und Weise, wie hier ermittelt wird, nämlich mit akribischer Spurensuche, viel Nachdenken und unzähligen kleinen Details, die man anfangs vielleicht gar nicht so sehr beachtet, die dann aber letztlich zur Aufklärung führen können. So habe ich bislang noch bei jedem Buch bis zuletzt voller Spannung mitgefiebert und wurde so manches Mal auf eine falsche Fährte gelockt. Hier nochmal sämtliche bisher erschienenen Bände in der korrekten Reihenfolge:

  1. Jedermanntod (2010)
  2. Wasserspiele (2011)
  3. Zauberflötenrache (2012)
  4. Drachenjungfrau (2014, dieser Krimi wurde 2015 für das ORF verfilmt)
  5. Mozartkugelkomplott (2015)
  6. Todesfontäne (2018)
  7. Marionettenverschwörung (2019)
  8. Jedermannfluch (2020)
  9. Salzburgsünde (2021)
  10. Salzburgrache (2022)
  11. Mörderwalzer (2023)

Zu den regulären Krimis kommen noch einige Weihnachtskrimis, in denen u.a. auch Kommissar Merana ermittelt:

  • Maroni, Mord und Hallelujah (2014)
  • Glühwein, Mord und Gloria (2016)
  • Englein, Mord und Christbaumkugel (2020)
  • Christbaum, Mord und Engelshaar (neu ab Oktober 2024)

Jetzt im August habe ich nacheinander die Bände 6 bis 8 gelesen. In Band 6 spielt eine bestimmte Statue im Mirabellgarten eine wichtige Rolle und obwohl ich mittlerweile schon oft in Salzburg war, so hatte ich doch von dieser Statue leider kein konkretes Bild vor Augen. Spätestens beim nächsten Band, der im berühmten Salzburger Marionettentheater spielt, wuchs dann mein Wunsch, mal wieder nach Salzburg zu fahren und diesmal ganz konkret auf den Spuren der Krimis zu wandeln.

Gesagt, getan. Wenige Tage vor meinem Geburtstag beschloss ich, mir selbst einen freien Tag zu gönnen und setzte mich spontan in den Zug – Deutschlandticket sei Dank, denn das gilt bis zum Salzburger Hauptbahnhof. Von dort nahm ich den Linienbus zum Schloss Leopoldskron, das in „Mörderwalzer“ eine zentrale Rolle spielt. Im Schloss befindet sich heute ein Hotel samt Tagungsstätte, deshalb kann es nicht oder nur selten von der Öffentlichkeit besichtigt werden. Zugänglich ist aber der Weiher vor dem Schloss, ein Naturschutzgebiet, um das ein schöner Spazierweg herumführt. Einmal rund herum benötigt man eine gute halbe Stunde und dieser Spaziergang lohnt sich, denn er bietet nicht nur schöne Ausblicke auf das Schloss, sondern auch auf die Südseite der berühmten Festung Hohensalzburg:

Dann ging es mit dem Bus zurück zur Altstadt. Ich stieg am Herbert-von-Karajan-Platz aus, bummelte ein wenig durch die berühmte Getreidegasse, gönnte mir ein Eis und überquerte den Fluss Salzach auf dem Makartsteg mit seinen vielen Liebesschlössern. Von dort bietet sich der wohl bekannteste Blick auf die Salzburger Altstadt:

Mein Ziel war das berühmte Marionettentheater, das zum immateriellen Weltkulturerbe der UNESCO gehört. Hier spielt zu einem sehr wesentlichen Teil der Krimi „Marionettenverschwörung“, bei dem man einen wunderbaren Blick hinter die Kulissen des Theaterbetriebes werfen kann. Ich hatte mich vorab im Internet informiert und gesehen, dass es an diesem Nachmittag eine gut halbstündige „Highlights“-Vorführung gab, mit Szenen aus Mozarts „Zauberflöte“ und dem Musical „The Sound of Music“. Das erschien mir perfekt für einen ersten Eindruck.

Schon wenn man das Foyer des Theaters betritt, kann man in einer Ausstellung viele Puppen und ihre aufwändigen Gewänder bewundern:

Auch die Bar und vor allem der Theatersaal selbst sind sehenswert:

Während der Aufführung darf man nicht fotografieren und das ist gut so, denn so konnte ich mich voll und ganz auf die Darbietung konzentrieren. Auf zwei Leinwänden links und rechts der Bühne wurden zunächst einige Bilder aus der Entstehungsgeschichte des Theaters gezeigt. Dann öffnete sich der Vorhang – und zwar komplett, so dass man auch die Puppenspieler*innen über der Bühne und die Mitarbeiter*innen hinter den Kulissen bei ihren Vorbereitungen beobachten konnte. Dann senkte sich dieser Teil des Vorhangs wieder und die eigentliche Vorführung begann mit der „Zauberflöte“ und ich war sofort verzaubert. Ich habe diese bekannte Mozartoper vor langer Zeit einmal im Münchner Nationaltheater gesehen, aber von Puppen dargestellt hat die wunderschöne Geschichte noch einmal einen ganz eigenen Reiz. Ähnlich wie bei einer großen Bühne wird auch hier mit Trockeneisnebel und aufwändiger Lichttechnik gearbeitet, was vor allem beim Auftritt der „Königin der Nacht“ sehr beeindruckend war.
Es folgten Bilder auf den Leinwänden, die das Geschehen hinter der Bühne und in den hauseigenen Werkstätten darstellten, bevor es mit „The Sound of Music“ weiterging. Hier fand ich vor allem den Schluss bemerkenswert, denn da wurde der schwarze Vorhang über der Bühne wieder hochgezogen, so dass man die Puppenspieler*innen (neun an der Zahl!) bei ihrer Arbeit beobachten konnte. Da die neun Puppen auf der Bühne einen Tanz aufführten, der sie von links nach rechts und wieder zurück quer über die Bühne führte, mussten auch die Spieler*innen oben sich gegenseitig die Kreuze, an denen die Fäden der Puppen befestigt waren, immer wieder übergeben, ohne sich zu verheddern, was auf mich wie eine perfekt einstudierte Choreografie wirkte – sehr beeindruckend!
Fazit: Gerade für Besucher*innen wie mich, die nur wenige Stunden in Salzburg verbringen, ist diese kurze Highlights-Vorführung perfekt, um einen tollen ersten Eindruck zu bekommen. Und sicher ging es danach vielen anderen Zuschauer*innen ebenso wie mir: Der Wunsch, einmal eine längere Aufführung zu besuchen, wuchs!

Im Anschluss überquerte ich den Makartplatz in Richtung Mozarts Wohnhaus (nicht sein Geburtshaus, das in der Getreidegasse steht, sondern das Haus, in dem die Familie später wohnte). Mein Ziel war aber nicht das dortige Museum, sondern das „Café Classic“ im Erdgeschoss. Das kommt nämlich ebenfalls in mehreren Merana-Krimis vor und da ich ja sowieso ein Faible für schöne Kaffeehäuser habe, schien mir das der ideale Platz für eine Kaffeepause. Logisch, dass ich mir dort eine „Mozart-Melange“ gönnte:

Frisch gestärkt ging es dann in den gegenüberliegenden Mirabellgarten, der eine wesentliche Rolle in „Todesfontäne“ spielt, denn im Krimi wird eine Leiche just im berühmten Vier-Elemente-Brunnen gefunden. Beim Toten handelt es sich, wie sich bald herausstellt, um die einstige große Liebe von Martin Meranas verstorbener Mutter. Der Kommissar entdeckt ein altes Foto, auf dem das junge Liebespaar die Figuren einer Statue nachstellt, die den Brunnen flankiert. Es handelt sich dabei um eine Statue von Paris und Helena aus der griechischen Mythologie. Diese Statue wollte ich mir nun natürlich mal genauer anschauen:

Aber auch sonst hat der wunderschön angelegte Garten viel zu bieten, etwa den Zwergerlgarten mit seinen schaurig-schönen Gnomen oder den Pegasusbrunnen direkt vor der Westfront des Mirabell-Schlosses. Direkt daneben gibt es derzeit – es ist mal wieder Festspielzeit in Salzburg – regelmäßig kostenlose Konzerte von internationalen Musikern. An diesem Tag trat ein Chor auf, der u.a. Lieder aus dem Musical „The Sound of Music“ zum Besten gab.

Aber das hatte ich heute ja schon mal gehört und es war auch an der Zeit, mich langsam auf den Rückweg Richtung Bahnhof zu machen. Deshalb benutzte ich am Mirabellplatz den Regenbogen-Zebrastreifen zur Bushaltestelle und fuhr mit dem nächsten Bus zum Hauptbahnhof. Dort hatte ich noch genügend Zeit, um das obligatorische Mitbringsel – natürlich Mozartkugeln! – zu kaufen und in der Bahnhofsbuchhandlung zu stöbern. Dort entdeckte ich ein ganzes Regal mit den Krimis von Manfred Baumann:

Einen davon, nämlich „Jedermannfluch“, hatte ich übrigens als Reiselektüre mit dabei. Gut zweieinhalb Stunden später war ich glücklich wieder zuhause. Ich freue mich jedes Mal wieder über einen Ausflug in diese schöne Stadt, die zum Glück von München aus nicht allzuweit entfernt und mit dem Zug gut erreichbar ist (nochmal: ein Hoch auf das Deutschlandticket!). So wird dies bestimmt nicht mein letzter Ausflug nach Salzburg gewesen sein.

Weitere Eindrücke aus der Stadt gibt es u.a. in meiner Rezension zu „Jedermanntod“, da habe ich einige Fotos speziell zum Festspielthema eingefügt. Auch bei der „Mozartkugelkomplott“-Rezension finden sich Fotos, allgemein aus Salzburg und speziell zum Thema Mozart(kugeln).
Von Manfred Baumanns Krimis inspiriert war auch mein Adventsausflug zum Schloss Hellbrunn. Bei der Rezension zu „Bei Zugabe Mord!“ von Tatjana Kruse habe ich ebenfalls ganz viele Fotos aus Salzburg eingefügt, diese stammen von einem Ausflug, den mein Mann und ich 2022 mit dem 9-Euro-Ticket gemacht haben. Mittlerweile zehn Jahre ist unser Kurzurlaub in Inzell her, damals haben wir ebenfalls einen Tagesausflug nach Salzburg gemacht, den ich mit vielen Fotos dokumentiert habe, darunter auch eines vom Makartsteg mit seinen Liebesschlössern.

Eines muss aber abschließend noch gesagt werden: Salzburg hat, so wie viele andere schöne Städte weltweit auch, Probleme mit dem Overtourism. Nicht nur Getreidegasse und Mirabellgarten sind voller Menschenmassen, sondern auch die Straßen der Altstadt sind hoffnungslos verstopft mit Pkws und Reisebussen. Deshalb meine Bitte: reist achtsam. Kommt möglichst unter der Woche, benutzt öffentliche Verkehrsmittel, schmeißt Euren Müll nicht achtlos in die Gegend und lasst vielleicht auch ein bisschen Geld in den lokalen Geschäften, Cafés und Restaurants, damit die Stadt nicht nur negative Auswirkungen von den vielen Touristen hat – danke!

[Werbung, unbezahlt]