Und mitten im Sommer die Liebe

Erstellt am 3.9.24. Kategorie: Buchrezensionen
„Und mitten im Sommer die Liebe“
von Susanne Fletemeyer
Bewertung
★★★★★
Verlag Emons
Buchform kartoniert, eBook
Erschienen März 2024
Seiten 288
Erhältlich beigenialokal.de

Jetzt im Sommer hatte ich endlich die Zeit, einige Bücher von meinem SuB zu befreien, die ich schon längst mal lesen wollte. Ein paar davon habe ich im März von der Leipziger Buchmesse mit nach Hause gebracht, so wie den Roman von Linn Greve („Das Weingut zum Glück“) und diesen hier von Susanne Fletemeyer. Beide Autorinnen hatte ich in Leipzig in einer wunderbaren Lesung live erlebt und mir dort ihre Bücher gekauft. Nun habe ich es endlich geschafft, diese Bücher auch zu lesen.

Hauptperson in „Und mitten im Sommer die Liebe“ ist die 39-jährige Luisa, die gerade sehr um ihren besten Freund Erik trauert. Die beiden hatten nicht nur zusammen eine Tierarztpraxis geführt, die Luisa nun alleine weiterführt, sondern sie haben auch gemeinsam in einem Haus, wenngleich in getrennten Wohnungen, gelebt. Obwohl schwul, war Erik stets ein wundervoller Ersatzpapa für Luisas Tochter Hannah. Die ist mittlerweile erwachsen und weilt für ein Austauschjahr in den USA. Somit bleibt Luisa ganz alleine in dem Haus zurück und muss Eriks Wohnung ausräumen, was sie sehr belastet.

Dabei fällt ihr ein Brief in die Hände, den Erik ihr kurz vor seinem Tod geschrieben hat. Darin fordert er sie auf, sich nicht in ihrer Trauer zu verkriechen, sondern endlich wieder auszugehen, Männer kennenzulernen und sich bestenfalls in einen davon zu verlieben. Fünf Kandidaten hat er auch gleich für Luisa ausgewählt und trägt ihr auf, sich mit diesen zu verabreden. Erst will Luisa davon nichts wissen, sie braucht keinen Mann und hat genug mit sich selbst, ihrer Praxis und der Wohnungsauflösung zu tun. Und überhaupt: Eigentlich weiß sie auch gar nicht mehr, wie das eigentlich geht mit dem Flirten und Verlieben. Doch ihre Freundin Rosie redet ihr gut zu und begleitet sie auch zu den ersten sondierenden Treffen.

So findet sich Luisa plötzlich auf einer Auktion wieder, um den netten Auktionator und Filmfreak kennenzulernen, sie macht eine Alpakawanderung, weil Erik ihr einen gutaussehenden Alpakazüchter ans Herz gelegt hat, sie wagt sich an einen Surfkurs mit einem drahtigen Surferboy, geht mit einem Steuerberater zum Geocachen und besucht einen Yogakurs bei einem angesagten Yoga-Guru. Tatsächlich ist der eine oder andere Mann dabei, der ihr Herz ein wenig schneller schlagen lässt, während andere sich als kompletter Reinfall entpuppen. Doch ist einer der fünf Herren wirklich der Richtige für Luisa? Oder doch jemand ganz anderes? Oder gar keiner?

Ich persönlich hatte beim Lesen schon auf Seite 100 das Gefühl, zu wissen, wie die Geschichte endet. Doch obwohl ich tatsächlich auf den richtigen Herrn getippt hatte, war der Weg bis zum Happy End doch ausgesprochen kurzweilig und voller überraschender Wendungen, denn so mancher Kandidat hatte so seine Geheimnisse und war nicht der, der er vorgab zu sein.

Entscheidend für Luisa war aber, dass sie dank dieser Challenge aus ihrer Höhle, in der sie sich verkrochen hatte, gelockt wurde, denn die Verabredungen führen sie an verschiedene Orte in und um Hannover und bis zum Steinhuder Meer. Allmählich stellt sie sich wieder dem Leben und kann auch damit umgehen, als ihre Tochter plötzlich ihren leiblichen Vater kennenlernen will, über den zu reden bisher tabu war. Und schließlich kann sie sich auch ihrer Trauer um Erik besser stellen.

Die Geschichte hat mich sehr berührt, denn die Themen Trauer und Verlust werden hier sehr einfühlsam geschildert. Luisa als Protagonistin war mir sofort sympathisch und ich konnte mich gut in ihre Gedanken- und Gefühlswelt hineinversetzen. Einige ihrer Erlebnisse waren sehr amüsant, andere eher traurig oder entmutigend, doch da die Geschichte im Sommer spielt, schwingt stets ein sommerlich-leichter Vibe mit, der das Schwermütige ausgleicht, das einem Buch über die Themen Tod und Sterben sonst anhaften könnte. So hat der Roman eine Sogwirkung entfaltet, die mich das Buch in nur einem Tag verschlingen ließ – passenderweise bei sommerlichen Temperaturen auf der Terrasse. Eine wunderbare, Mut machende Lektüre, die ich wärmstens empfehlen kann.

[Werbung, unbezahlt]