„Ich will aber Agnetha sein!“ | |
von Sabine Bode | |
Bewertung
★★★★☆
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Verlag | Goldmann |
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Buchform | kartoniert, E-Book |
Erschienen | September 2024 |
Seiten | 237 |
Erhältlich bei | genialokal.de |
In diesem Jahr jährt es sich zum 50. Mal, dass die Band ABBA mit „Waterloo“ den Grand Prix de la Chanson (heute: Eurovision Song Contest) gewonnen hat. Ich war damals vier und weit davon entfernt, ein ABBA-Fan zu sein. Ihre Musik habe ich erst später für mich entdeckt und mag sie heute noch. Die Autorin Sabine Bode war beim „Waterloo“-Sieg auch erst ein Jahr älter als ich, hat sich aber schon als Kind recht schnell zum ABBA-Fan gemausert und nun ein unterhaltsames Buch über die Lieblingsband ihrer Kindheit geschrieben.
Das Besondere: Es handelt sich hier nicht um das x-te Fanbuch mit allen möglichen, längst schon bekannten Fakten über die vier Schweden. Vielmehr nimmt die Autorin verschiedene Songs, Songtexte und Erlebnisse der Band zum Anlass, um Geschichten aus ihrem eigenen Leben zu erzählen oder Betrachtungen über die Gesellschaft von den 1970ern bis heute anzustellen.
Das beginnt schon mit einem unterhaltsamen „Interview, das (noch) nicht stattgefunden hat“, weil Sabine Bode darin nämlich mögliche Fragen zu ihrem Buch gleich selbst vorab beantwortet – und das auf sehr amüsante Weise. In den Folgekapiteln erzählt sie von ihrem ersten ABBA-Aha-Moment, der – Achtung Spoiler! – nicht beim Grand Prix-Auftritt war, obwohl sie den als Fünfjährige angucken durfte, inklusive Käse-Weintrauben-Igel auf dem Couchtisch. Sie gesteht uns ihr „guilty pleasure“ beim abendlichen Spaziergang, teilt ihre Gedanken zu ABBA-Revival-Bands, sinniert über die berühmt-berüchtigten Klamotten der Schweden-Band und vieles andere mehr.
Andere Kapitel sind eher nachdenklich und enthalten eine wohldosierte Portion Gesellschaftskritik. Das betrifft zum Beispiel die Darstellung von Sängerin Agnetha als Mittelpunkt der Band, die aufgrund ihrer blonden Haare häufig auf die Attribute sexy und erotisch, aber auch naiv und empfindsam reduziert wurde. Ein weiteres Kapitel widmet sich dem Scandic-Tick der Deutschen, der eine Region verklärt, in der nicht alles Gold ist, was glänzt (Stichworte Bandenkriege, Kriminalität, Rechtspopulismus u.a.). Doch in der deutschen Wahrnehmung überwiegen laut Bode dennoch Bullerbü, Pippi Langstrumpf, ABBA, Blumenkränze, Hygge-Hype und natürlich „Wohnst Du noch oder lebst Du schon?“. Ausführlich erklärt Bode das schwedische Lagom-Prinzip, in dem Gemeinschaft vor Individualisierung geht, mit allen Vor-, aber auch Nachteilen – und natürlich auch, was dieses Prinzip mit ABBA zu tun hat.
So entstand letztlich ein unterhaltsames Werk, in dem ABBA den Aufhänger für Geschichten und Anekdoten verschiedenster Art bilden. Manche dieser Geschichten (wie die zum Lagom-Prinzip) fand ich sehr interessant, andere hingegen eher etwas belanglos. Was mir aber an diesem Buch am allerbesten gefallen hat, das war der Schreibstil der Autorin, dieser wunderbare Wortwitz, in dem es vor ausgefeilten Sätzen, Anspielungen, Alliterationen (z.B. „Bochumer Barde“) und kesser Ruhrpottschnauze nur so wimmelt.
Fazit: Unterhaltsame Lektüre nicht nur für ABBA-Fans, sondern eigentlich für alle, die in den 1970ern aufgewachsen sind.
Die Autorin Sabine Bode arbeitete nach ihrem Studium als Journalistin und Übersetzerin sowie als Gagschreiberin für das Who’s who der deutschen Comedyszene. Inzwischen ist sie selbst als Autorin sowie als Komikerin erfolgreich. Mehr zur Autorin auf der Verlags-Homepage.
[Als Werbung gekennzeichnet, da Rezensionsexemplar erhalten]