„Die Fernsehschwestern 3 - Glücklich sind die Mutigen“ | |
von Beate Sauer | |
Bewertung
★★★★★
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Verlag | Heyne |
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Buchform | kartoniert, E-Book |
Erschienen | November 2024 |
Seiten | 494 |
Erhältlich bei | genialokal.de |
Im vergangenen Jahr habe ich den Auftakt der Trilogie „Die Fernsehschwestern 1 – Wunder gibt es immer wieder“ von Beate Sauer gelesen, eine Geschichte, die 1955 beginnt und von der Familie Vordemfelde erzählt, insbesondere von der ältesten Tochter Eva, die gegen viele Widerstände eine Karriere als Kostümbildnerin beim Film anstrebt. Anfang 2024 erschien dann „Die Fernsehschwestern 2 – Morgen ist ein neuer Tag“, dieser Roman spielt 1967 und erzählt nicht nur Evas Geschichte weiter, sondern auch das Schicksal ihrer beiden jüngeren Schwestern Franka und Lilly sowie das ihrer Mutter Annemie.
Ursprünglich hätte der dritte und letzte Band der Buchreihe schon viel früher erscheinen sollen, wurde aber mehrfach verschoben, doch nun ist es endlich soweit. Meine Befürchtung, nach so viel Zeit zwischen den einzelnen Bänden nicht mehr so leicht in die Geschichte hineinzukommen, erwies sich zum Glück als unbegründet: In Nullkommanichts fand ich mich wieder zurecht. Außerdem beginnt dieser dritte Band im Jahr 1989 mit dem Fall der Berliner Mauer, somit gibt es zu den vorherigen Bänden auch inhaltlich einen großen zeitlichen Abstand und es wird in den ersten Kapiteln erzählt, wie es den einzelnen Figuren seither ergangen ist.
Mittlerweile ist Joan, die Tochter von Franka, erwachsen und steht am Beginn einer vielversprechenden Schauspielkarriere. Ihr Verhältnis zu ihrer Mutter ist allerdings kompliziert: Als Alleinerziehende hatte Franka oft nicht so viel Zeit für Joan, zudem ist sie Journalistin durch und durch und so lässt sie auch Joans Theaterpremiere sausen, als sie von der plötzlichen Öffnung der innerdeutschen Grenze erfährt, denn natürlich will sie direkt vor Ort sein und über dieses Jahrhundertereignis berichten – was Joan ihr sehr übelnimmt.
Als Joan eine Hauptrolle in einer TV-Serie ergattert, freut Franka sich zwar mit ihr. Als sie aber hört, dass der Regisseur einen sehr schlimmen Ruf hat, ist sie besorgt. Franka schlägt die Warnungen ihrer Mutter jedoch in den Wind, zu sehr bewundert sie den berühmten Regisseur und zunächst sieht es auch so aus, als halte der tatsächlich große Stücke auf sie. Als er jedoch Joans Bewunderung aufs Grausamste missbraucht, stürzt Joan in eine tiefe Krise.
Parallel wird auch Evas Geschichte weitererzählt: Seit einigen Jahren ist sie glücklich mit Chris, allerdings lebt der in München und Eva in Hollywood. So entschließt sie sich zu einer großen Veränderung, kehrt Amerika den Rücken und zieht zu Chris. Doch ihr Glück endet jäh und auf tragische Weise.
Und Mutter Annemie kommt endlich dem Geheimnis ihrer Kindheit auf die Spur. Jahrelang wurde sie von Alpträumen gequält und von dem Gefühl, dass sie nicht wirklich in ihr Elternhaus gehörte. Nun endlich bekommt sie Hinweise, die auf ihre wahre Herkunft hindeuten. Eine mühselige Spurensuche beginnt.
Quasi von der ersten Seite an hat mich das Buch in seinen Bann gezogen und ich habe mit den Frauen der Familie Vordemfelde mitgefiebert und mitgelitten. Es gab mehrere Stellen im Buch, an denen ich weinen musste, entweder vor Rührung oder aus Trauer, manchmal auch aus Wut, denn ein großes Thema, mit dem nicht nur Joan, sondern auch ihre Tante Lilly konfrontiert wird, ist das, was Jahrzehnte später als #metoo große Wellen schlagen wird. In den späten 1980er- und frühen 1990er-Jahren ist es leider noch ganz „normal“, dass Männer Frauen ungefragt anfassen dürfen und Macht über sie ausüben: Noch immer bestimmen Männer, ob und wie es Frauen gerade in der Film- und Fernsehbranche nach oben schaffen können.
Doch zum Glück halten die Vordemfelde-Frauen fest zusammen, wenn es darauf ankommt. Und so findet diese Familiensaga schließlich doch noch ein versöhnliches Ende, gab mir zugleich aber auch viel Stoff zum Nachdenken. Sehr schön fand ich, wie die Geschichte in die Zeit der Wiedervereinigung eingebettet wurde mit all den aufregenden Nachrichten dieser Ära. 1989 habe ich selbst gerade Abitur gemacht, ich kann mich noch gut an diese Zeit erinnern und auch an viele der Kinofilme, TV-Sendungen und Songs, die im Buch erwähnt werden.
Absolute Leseempfehlung, jedoch verbunden mit den Rat, unbedingt alle drei Bände in chronologischer Reihenfolge zu lesen, um die Hintergründe der Figuren besser verstehen zu können.
[Als Werbung gekennzeichnet, da Rezensionsexemplar erhalten]