Dänemark Teil 1: Aarhus und Odense

Erstellt am 14.12.24. Kategorie: Reiseberichte

10./11. Juli 2024: Anreise von München nach Aarhus

Von Januar bis September 2024 verbrachte unser Sohn Felix ein Erasmus-Auslandssemester im dänischen Aarhus. Logisch, dass wir ihn dort unbedingt besuchen wollten! Und so machten mein Mann Jens, unser älterer Sohn Florian und ich uns Mitte Juli auf gen Norden. Genau wie Felix planten wir unsere komplette Reise mit der Bahn. Die erste Etappe bildete eine nächtliche ICE-Fahrt von München nach Hamburg. Dafür hatten wir uns einen Upgrade für die erste Klasse gegönnt und Plätze an einem Vierertisch reserviert, den wir drei glücklicherweise die ganze Fahrt über für uns hatten, so dass wir genügend Platz und vor allem Beinfreiheit hatten.

So fühlten wir uns tatsächlich recht frisch und erholt, als wir um kurz vor 7 Uhr morgens pünktlich am Hamburger Hauptbahnhof eintrafen. Bis zur Weiterfahrt hatten wir zwei Stunden Zeit, die ich extra so großzügig geplant hatte, falls der ICE mit Verspätung ankommen sollte. Da das aber nicht der Fall war, blieb uns genügend Zeit für ein Frühstück in einer Bäckerei und einen Spaziergang über die Mönckebergstraße, den Jungfernstieg und die Binnenalster – es ist einfach immer wieder schön in Hamburg!

Unsere Weiterfahrt führte uns zunächst nach Kolding, ein kurzes Stück nach der deutsch-dänischen Grenze. Auf dieser Zugstrecke wartete ein besonderes Highlight auf uns, wir fuhren nämlich über die Eisenbahn-Hochbrücke bei Rendsburg – eben jene Brücke, auf deren Unterseite die Schwebefähre verkehrt, mit der wir letztes Jahr während unseres Urlaubs am Nord-Ostsee-Kanal selbst gefahren waren. Wir freuten uns riesig, diese schöne Gegend wiederzusehen.

An der deutsch-dänischen Grenze wurden Kontrollen durchgeführt. Leider kosteten die Zeit und das machte uns und etliche Mitreisende etwas nervös. Wir hatten nämlich für den Umstieg in Kolding nur 15 Minuten Zeit. Zwar wussten wir schon von Felix, dass der Zug nach Aarhus in Kolding am selben Bahnsteig gleich gegenüber hält, aber trotzdem: Die Verspätung wuchs und als wir eine Zugbegleiterin fragten, schüttelte sie bedauernd den Kopf: Den Anschluss würden wir wohl nicht schaffen. An sich kein Problem, denn von Kolding aus fährt jede Stunde ein Zug nach Aarhus. Aber wir wollten natürlich so schnell wie möglich zu Felix kommen und so standen wir schon im Gang vor den Zugtüren, als der Zug in Kolding einfuhr – und siehe da, unser Anschlusszug hatte gewartet! So kamen wir tatsächlich wie geplant pünktlich um 13 Uhr mittags in Aarhus an.

Felix erwartete uns bereits am Bahnsteig und natürlich war die Wiedersehensfreude riesig. Zwar war Felix Anfang Juni für eine Woche nach Hause gekommen, um die Hochzeit von Freunden zu besuchen, aber wir hatten ihn natürlich trotzdem sehr vermisst und freuten uns, ihn nun endlich wieder in die Arme schließen zu können. So machten wir vor dem Bahnhof gleich mal ein Selfie von uns vieren, bevor Felix die Führung übernahm. Da wir erst ab 15 Uhr in unserer Unterkunft einchecken konnten, fuhren wir zunächst zu Felix‘ Wohnheim, dem Basecamp. Hier zeigte er uns sein Zimmer, das wir bisher nur von Fotos und Videotelefonaten kannten. Zur Begrüßung hatte er extra typisch dänische Zimtschnecken gebacken, mit denen wir uns erstmal stärkten. Dann machten wir einen Rundgang durch das Basecamp mit all seinen Gemeinschaftseinrichtungen und der tollen Dachterrasse, von der aus man einen fantastischen Blick über Aarhus bis hin zum Meer hat.

Schließlich war es Zeit, zu unserer Unterkunft aufzubrechen. Das Basecamp befindet sich genau wie der IT-Campus am Rande der Innenstadt. Eine tolle Lage, nur Hotels gibt es hier in der Gegend nicht. So hatten wir schließlich ein Airbnb gebucht, das nur zehn Minuten Fußweg vom Basecamp entfernt lag. Die Wohnung mit zwei Schlafzimmern gehörte einem jungen Mann, der diese auch ganz offensichtlich selbst bewohnt und nur ab und zu untervermietet, um sich etwas Geld dazu zu verdienen. Es war zwar ein wenig gewöhnungsbedürftig, auf der Kleiderstange im Schlafzimmer erstmal die fremden Klamotten zur Seite schieben zu müssen, um unsere eigenen Sachen unterzubringen. Andererseits: Airbnb und andere Ferienwohnungen in großen Städten stehen ja durchaus in der Kritik, weil durch sie wertvoller (und erschwinglicher) Wohnraum für Einheimische verloren geht. Diesbezüglich brauchten wir hier kein schlechtes Gewissen zu haben. Und die Wohnung war wirklich schön, verkehrsgünstig gelegen und für unsere Bedürfnisse perfekt.

Nach dem Auspacken gingen wir gemeinsam mit Felix zu dem großen Einkaufszentrum Storcenter Nord, in dem Felix uns die Supermärkte zeigte, in denen auch er während seines Aarhus-Aufenthalts immer einkaufte. Hier deckten wir uns mit allem Notwendigen für die nächste Woche ein. Dann kochten wir in unserer Ferienwohnung ein leckeres Abendessen, ratschten noch ein wenig und verabschiedeten uns schließlich von Felix, der zum Schlafen ins Basecamp zurückkehrte. Auch wir gingen früh ins Bett, müde nach diesem aufregenden Reisetag.

12. Juli 2024: Quer durch Aarhus

Felix kam zum Frühstücken zu uns in die Ferienwohnung, so dass wir anschließend von dort gemeinsam zum ersten Besichtigungstag aufbrechen konnten. Unser erster Weg führte uns zur nahe gelegenen Königlichen Bibliothek, die mich aufgrund ihrer schönen Innengestaltung sehr begeisterte.

Von dort ging es weiter durch den wunderschön angelegten Universitätspark. Die Aarhus Universität ist nach Kopenhagen die zweitgrößte in Dänemark und gehört auch im internationalen Ranking zu den 100 Top-Unis (so wie auch Felix‘ Heimatuniversität, die LMU München). Unter den Absolventen sind einige bekannte Namen, darunter die frühere dänische Königin Margrethe II. und ihr Sohn Frederik, der übrigens exakt einen Tag vor Felix‘ Ankunft in Dänemark zum König gekrönt worden war. In Deutschland bekannt ist auch Rudi Dutschke, der hier Dozent war und ausgerechnet an Heiligabend 1979 in Aarhus an den Spätfolgen seiner Hirnverletzungen nach den Schüssen von 1969 verstarb.
Für Felix viel interessanter: Bjarne Stroustrup, der Erfinder der Programmiersprache C++, der hier studiert hatte und in diesem Jahr noch einen Sommerkurs halten würde, zu dem Felix sich angemeldet hatte.

Quer durch den Park gingen wir bis hinunter zum Hafen, wo wir beim Aarhus-Schriftzug eine ausgiebige Fotosession absolvierten und anschließend im Domen-Café einkehrten. Dabei handelt es sich um ein Kulturzentrum auf einem brach liegenden Gelände am Hafen, von wo aus man einen schönen Blick aufs Wasser hat.

Immer an der Wasserkante entlang gelangten wir zum noch recht neuen Stadtteil Ø, der durch seine innovative Architektur auffällt. Hier steht auch das „Lighthouse“, mit 142 Metern Dänemarks höchstes Wohngebäude, und direkt daneben die Wohnanlage, die aus offensichtlichen Gründen „Eisberge“ genannt wird:

Hier saßen wir eine ganze Weile in der Sonne, schauten den Wasserskifahrern zu und genossen die entspannte Atmosphäre. Dann zog es uns von diesem modernen Stadtteil in die Altstadt von Aarhus, die von dem Flüsschen Aarhus Å durchquert wird.
Bei dieser Gelegenheit eine kleine Info zur Schreibweise: Seit 2011 wird Århus offiziell Aarhus geschrieben, weil sich das einfacher mit lateinischer Schrift darstellen lässt – vielleicht hatte man damals auch schon im Hinterkopf, dass man sich um den Titel als europäische Kulturhauptstadt bewerben wollte. Die Bewerbung war erfolgreich und so trug Aarhus im Jahr 2017 den Titel Kulturhauptstadt Europas. Die Straße Åboulevarden gehört zu den meistfotografierten Motiven der Stadt:

Felix führte uns weiter zum Kaufhaus Salling und zu einer ganz besonderen Dachterrasse, die sich über mehrere Etagen erstreckt, über Bars, Cafés und eine Bühne verfügt und vor allem rundum eine tolle Aussicht bietet. Hier konnten wir bereits das AROS-Kunstmuseum mit seinem berühmten Rainbow-Walk erkennen, außerdem den Dom und dahinter den Stadtteil Ø, den wir zuvor besucht hatten:

Als nächstes wollten wir den Dom auch von innen besichtigen, doch leider hatte er schon geschlossen. So bewunderten wir ihn eben nur von außen, ebenso wie das gegenüberliegende Stadttheater:

Ein weiteres beliebtes Fotomotiv ist die hübsche Straße Møllestien – vollkommen zu Recht, wie ich finde:

Aber Aarhus ist auch bekannt für seine Streetart – allen voran das berühmte „Atomkraft? Nein Danke!“-Symbol, das hier erfunden wurde (dazu später mehr):

Das „Atomkraft? Nej Tak“-Symbol befindet sich an der Vestergade (siehe auch Bild rechts davon), eine hübsche kleine Straße mit vielen einladenden Lokalen und einem Spielecafé, das wir einige Tage später noch besuchen würden. An diesem ersten Tag entschieden wir uns für ein asiatisches Restaurant.

Zufällig fand in der Woche, die wir in Aarhus verbrachten, auch das Aarhus Jazz Festival statt, mit vielen Konzerten in der ganzen Stadt, einige davon kostenlos und open air. So landeten wir nach dem Abendessen noch auf dem Platz Klostertorvet, wo wir den Abend bei Livemusik und kühlen Getränken ausklingen ließen, bevor wir zur Ferienwohnung zurückkehrten – müde und erschöpft, aber randvoll mit vielen neuen schönen Eindrücken.

13. Juli 2024: AROS-Kunstmuseum

Das Wetter in Aarhus während unseres Aufenthalts war äußerst abwechslungsreich und änderte sich oft innerhalb weniger Minuten. Zum Glück waren wir darauf vorbereitet und entsprechend angezogen. Während wir am Vortag herrlichsten Sonnenschein und warme Temperaturen bis spät am Abend genossen hatten, erwartete uns an diesem Tag strömender Regen – perfektes Wetter für einen Museumsbesuch. Also auf zum AROS-Kunstmuseum! Das ist vor allem bekannt für sein Rainbow-Panorama oben auf dem Dach – und das hat gerade bei Regen einen ganz besonderen Reiz:

Architektonisch beeindruckend fand ich aber auch das Treppenhaus und natürlich befinden sich im Museum auch international bekannte Kunstwerke, wie z.B. die Skulptur „Boy“ von Ron Mueck, die ich ehrlich gesagt wegen des eindringlichen Blicks der Figur eher beklemmend fand. Insgesamt bietet das Museum eine Vielzahl von Werken verschiedenster Stilrichtungen und Epochen:

Nach dem Kunstgenuss verbrachten wir noch viel Zeit im Museumsshop, bevor wir schließlich den Bus zurück zur Ferienwohnung nahmen. Apropos Bus: Felix hatte für uns Fahrkarten in Form von aufladbaren Magnetkarten besorgt. Bei jeder Fahrt musste man im Bus oder an der Haltestelle einchecken, indem man die Karte an ein Lesegerät hielt, und am Ende wieder auschecken. Sehr praktisch, wir gewöhnten uns schnell an dieses System und fanden es vor allem super, dass diese Karten nicht nur in Aarhus, sondern auch in Kopenhagen galten und sogar im Öresundzug nach Schweden, aber dazu später mehr.

In der Ferienwohnung machten wir zuerst eine gemütliche Kaffeestunde, dann zog Flo sich in sein Zimmer zurück, weil er an einem Onlinemeeting teilnehmen musste. Felix, Jens und ich gingen nochmal ins Storcenter zum Einkaufen. Später trafen wir uns im Basecamp wieder, wo wir in der Gemeinschaftsküche kochten und dann den Abend gemütlich bei Tischtennis und Brettspielen verbrachten.

14. Juli 2024: Kirche, Freilichtmuseum Den Gamle By

Es war Sonntag und Felix hatte schon am Tag zuvor vorgeschlagen, dass wir heute gemeinsam in die Kirche gehen könnten. Er hatte bereits zuvor öfter Gottesdienste in der Nähe seines Wohnheimes besucht, in einer Kirche, die auch Messen für internationale Besucher anbietet. Also kamen wir an diesem Tag zum Frühstück ins Basecamp und gingen von dort aus weiter zur etwas nördlich gelegenen Christianskirken. Diese bietet sonntags um 9 Uhr einen traditionellen Gottesdienst an und um 10:30 Uhr einen modernen, der mittels Kopfhörern eine Simultanübersetzung ins Englische anbietet. Die dänischen Liedtexte konnten wir zudem von einer großen Leinwand ablesen. Die Kirche war sehr voll, es waren auffallend viele junge Leute und Familien da. Wie der Webseite der Kirche zu entnehmen ist, beteiligen sich vor allem an diesen modernen Gottesdiensten auch immer viele Freiwillige. Wir fühlten uns dort auf Anhieb wohl und willkommen. Nach dem Gottesdienst wurde Kaffee ausgeschenkt (das gibt es aber auch in unserer Heimatpfarrei), der Pfarrer begrüßte uns sehr herzlich und wir wechselten einige nette Worte.

Nach diesem schönen Auftakt nahmen wir den Bus zum Freilichtmuseum Den Gamle By. Das ist eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten von Aarhus, zu sehen gibt es dort vier verschiedene Stadtviertel, von denen eines das Jahr 1864 abbildet, eines das Jahr 1927, ein weiteres das Jahr 1974 und das vierte das Jahr 2014. Felix erzählte uns, dass er sich für Den Gamle By sogar eine Jahreskarte gekauft hat, denn man kann dort leicht mehrere Tage verbringen, da es noch zahlreiche weitere Museen gibt, u.a. das Plakatmuseum und ein Museum zur Stadtgeschichte von Aarhus sowie saisonal wechselnde Sonderausstellungen, es wird also so schnell nicht langweilig. Obendrein ist es das perfekte Ausflugsziel für wechselhaftes Wetter, weil man sich bei den kurzen Regenschauern, die wir an diesem Tag immer mal wieder erlebten, schnell in eines der zahlreichen Gebäude flüchten kann.

So sahen wir unter anderem einen alten Kaufmannsladen, einen Friseursalon, eine Küche, die mich stark an die meiner Eltern in den 1970ern erinnerte, eine alte Tankstelle, einen Eisenwarenladen, Handwerksbetriebe und vieles andere mehr:

Natürlich gibt es dort auch mehrere Lokale und Cafés sowie einen wunderbaren Hofladen, in dem ich gleich mehrere Mitbringsel für unsere Lieben daheim einkaufte. Im Plakatmuseum konnten wir etliche historische Reiseplakate bewundern, außerdem gab es dort gerade eine Sonderausstellung zum Thema Klimaschutz mit entsprechenden Plakaten, was wir auch sehr interessant fanden.

Und schließlich besuchten wir noch das Museum „Aarhus Time Travel“ zur Stadtgeschichte von der Wikingerzeit bis heute. Hier wurde auch das „Atomkraft? Nein danke!“-Symbol ausgiebig thematisiert:

Nach vielen spannenden Eindrücken gingen wir zu Fuß von Den Gamle By durch den Botanischen Garten zurück zu unserer Ferienwohnung, wo wir erstmal eine kleine Rast einlegten. Felix erzählte uns von einer Bar in der Innenstadt, in der sonntags Standup-Comedy in englischer Sprache angeboten wird. Außerdem wollten wir unbedingt typisch dänische Hotdogs essen und da hatten wir in der Altstadt schon einige Stände gesehen. Also nahmen wir den Bus zum Klostertorvet und bummelten von dort durch die Fußgängerzone. Leider hatten die Imbissbuden aber an diesem frühen Sonntag Abend allesamt geschlossen. So landeten wir wieder am Hafen, hier war eine große Public Viewing Area aufgebaut, schließlich fand gerade die Fußball-EM statt, an diesem Abend war das Finale. Bis dahin dauerte es allerdings noch ein paar Stunden, deshalb hatte erst ein einziger Imbissstand geöffnet. Naja, so richtig satt machte dieser Hot Dog nicht … und auch aus der Standup-Comedy wurde leider nichts, denn entgegen der Ankündigung auf der Webseite war die Bar geschlossen. So landeten wir schließlich in einer Pizzeria, wo wir sehr lecker zu Abend aßen, und danach schauten wir tatsächlich in der Ferienwohnung noch gemeinsam das EM-Finale an.

15. Juli 2024: Marselisborg, Aarhus

Heute war unser 29. Hochzeitstag ♥ Wir ließen den Tag ruhig und gemütlich angehen, verbummelten den Vormittag mit Gesellschaftsspielen in der Ferienwohnung und brachen am frühen Nachmittag mit dem Bus nach Marselisborg im Süden von Aarhus auf. Dort machten wir einen schönen Strandspaziergang bis zur „Uendelige Bro“, der unendlichen, weil kreisrunden Brücke, die jedes Jahr im Frühjahr auf- und im Herbst wieder abgebaut wird.

Von dort war es nicht weit bis zum Schloss Marselisborg, einer Sommerresidenz der dänischen Königsfamilie. Wir hatten gelesen, dass der Schlosspark öffentlich zugänglich ist, sofern die Königsfamilie nicht vor Ort ist. Felix hatte die gekrönten Herrschaften extra auf Instagram ausgekundschaftet und festgestellt, dass sich sowohl Margrethe als auch Frederik und Mary zur Zeit an anderen Orten aufhielten. Trotzdem hielt uns der Wachmann am Tor auf: kein Zutritt! So blieb uns ein Blick auf das Schloss verwehrt, denn von außerhalb des Parks sieht man davon rein gar nichts. Felix schaffte es einige Wochen später dann doch noch, den Park zu besuchen. An diesem Tag jedoch mussten wir umdrehen, stattdessen kauften wir uns am Flaggenplatz ein Eis und wanderten dann frisch gestärkt zum Observatorium im nahe gelegenen Science Park. Der Name klingt hochtrabend, die Anlage hingegen richtet sich eher an Kinder, es war aber trotzdem ein netter Ausflug.

Von dort nahmen wir den Bus zurück zur Innenstadt und gingen wieder zum Stadtteil Ø, wo es uns schon am ersten Tag so gut gefallen hatte, dass Jens uns an unserem Hochzeitstag gerne dorthin zum Essen einladen wollte. Zuerst gab es einen Aperitiv in einer Weinbar am Yachthafen, danach besuchten wir das vegetarische Lokal „Tipsy“, wo wir ganz köstlich zu Abend aßen. Anschließend kamen wir in der Altstadt nochmal in den Genuss eines Open air-Konzertes.

16. Juli: Botanischer Garten, Spielecafé

An diesem Vormittag teilten wir uns auf: Felix und Flo machten eine Radtour zur in Aarhus ansässigen Windrad-Firma Vestas und zu einer Geothermieanlage. Felix hatte sich für die Dauer seines Aufenthalts in Dänemark ein Fahrrad gemietet und praktischerweise hatte er inzwischen auch noch ein zweites Rad zur Verfügung: Das Semester war nämlich offiziell zu Ende und während Felix noch für einen Sommerkurs in Aarhus blieb, waren viele der Kommilitonen, mit denen er sich angefreundet hatte, inzwischen nach Hause zurückgekehrt. Sie hatten Felix nicht nur etliche angebrochene Lebensmittel da gelassen, die sie selbst nicht mitnehmen konnten, sondern auch ein Fahrrad, das Felix nun Freunden, die ihn in Aarhus besuchten, oder eben seinem Bruder zur Verfügung stellen konnte.

Jens und ich machten inzwischen einen Einkaufsbummel durch das Storcenter. Mittags kochten wir in der Ferienwohnung Pfannkuchen, dann brachen wir auf zum Botanischen Garten. Leider regnete es inzwischen wieder, doch zum Glück gibt es im Botanischen Garten viele schöne Gewächshäuser, in denen es warm und trocken ist. Und der Eintritt ist sogar kostenlos.

Leider schloss der Botanische Garten jedoch schon um 16 Uhr, wir hätten dort gerne noch mehr Zeit verbracht. Sogar die Toiletten waren einen Besuch wert, denn jede Kabine war in einem anderen Stil dekoriert und bemalt: mal als Wüste, mal als Regenwald, Berglandschaft, und und und.

Felix schlug vor, ins Spielecafé in der Vestergade zu gehen. Er erklärte uns das Prinzip: Man zahlt eine kleine Eintrittsgebühr und kann sich dafür den ganzen Tag über dort aufhalten und die bereit liegenden Brettspiele spielen (viele davon sind in englischsprachiger Version vorhanden, falls man kein Dänisch versteht). Außerdem gibt es dort Getränke und kleine Snacks, wenn man größeren Hunger hat, kann man sich etwas aus den umliegenden Lokalen holen oder liefern lassen.
Zugegeben: Ich war erstmal skeptisch. Warum sollte ich Eintritt fürs Spielecafé zahlen, wenn doch sowohl in der Ferienwohnung als auch im Basecamp zahlreiche Brettspiele vorhanden waren? Doch ich ließ mich überreden und war dann schnell begeistert von der urigen Atmosphäre dort. Beide Räume des Lokals waren voller junger Leute, die mit Hingabe verschiedene Brettspiele spielten und sichtlich Spaß hatten. Mit viel Glück ergatterten wir ohne Reservierung noch einen Tisch und verbrachten dort einen sehr gemütlichen Abend:

17. Juli 2024: Strand, Aarhus IT-Campus, Street Food Market

Heute zeigte sich mal wieder die Sonne und so fuhren wir am Vormittag zum Strand, um dort den Lenkdrachen steigen zu lassen, den Flo extra mitgebracht hatte. Von dort ging es zurück ins Univiertel und zum Studenterhus, einer Unikneipe, in der Felix gerne einkehrte. Dann zeigte er uns die Unigebäude, einen Vorlesungssaal und die Bibliothek, von der aus man sogar sein Zimmer im Basecamp sehen kann (das dunkle Gebäude auf dem rechten Bild). Felix hatte wirklich in jeder Hinsicht Glück mit seiner Unterkunft gehabt: super Lage, schöne, neue Einrichtung, interessante Aktivitäten und vor allem: viele nette Leute aus den unterschiedlichsten Ländern.

Anschließend kehrten wir in die Ferienwohnung zurück, um zu packen, denn leider neigte sich unsere Zeit in Aarhus bereits ihrem Ende entgegen. Flo würde noch am selben Abend in Aarhus in den Flixbus steigen, um via Berlin nach Lodz zu einer Konferenz zu fahren. Jens, Felix und ich hingegen wollten am nächsten Morgen gemeinsam den Zug nach Kopenhagen nehmen.

So starteten wir am frühen Abend mitsamt Flos Gepäck in Richtung Innenstadt. Nahe des Busbahnhofs ist der Street Food Market gelegen, den hatten wir uns extra für diesen Abend aufgespart. Hier gab es in einer großen Halle zahlreiche Stände mit kulinarischen Spezialitäten aus verschiedenen Ländern. Wir suchten uns erstmal einen Tisch, wo wir auch das Gepäck gut unterbringen konnten, und zogen dann jeweils zu zweit los, um das Angebot zu erkunden. Bei solch einer leckeren Auswahl ließ sich die Zeit bis zur Abfahrt von Flos Flixbus bestens überbrücken!

Doch dann hieß es leider endgültig Abschied nehmen. Wir brachten Flo noch bis zu seinem Bus, dann machten wir uns auf den Rückweg zur Ferienwohnung bzw. zum Basecamp. Auf dem Weg dorthin kamen wir wie schon auf dem Hinweg am Rathaus von Aarhus vorbei, das uns bereits häufiger wegen seines markanten Turms aufgefallen war. Hier der Fotovergleich bei Tag und bei Nacht:

18. Juli: Aarhus – Odense – Kopenhagen

Felix kam an diesem Morgen mit seinem Gepäck zu uns zum Frühstück, dann räumten wir die Ferienwohnung auf, hinterlegten den Schlüssel und brachen zum Bahnhof auf. Felix hatte sich um die Zugtickets nach Kopenhagen gekümmert und vorgeschlagen, dass wir auf dem Weg dorthin einen Zwischenstopp in Odense machen könnten. Er war dort bereits mit seinen Kommilitonen gewesen und meinte, das sei eine sehr hübsche Stadt und ein lohnendes Ausflugsziel. Also deponierten wir dort am Bahnhof unser Gepäck in einem Schließfach und brachen zu einem Erkundungsrundgang auf.

Odense ist die Geburtsstadt des Schriftstellers Hans Christian Andersen, der vor allem für seine Märchen bekannt ist. Und Odense ist zu Recht sehr stolz auf den berühmten Sohn, den man hier als Deko über den Straßen und auf Verkehrsampeln sieht.

Noch am Bahnhof entdeckten wir zufällig einen Flyer, der zu einem Spaziergang auf den Spuren von H.C. Andersen einlud. Bei diesem Rundweg kam man quasi zu allen Sehenswürdigkeiten in der Stadt, also folgten wir den Wegweisern und kamen so auch an Fünens Kunstmuseum (Fünen ist die dänische Insel, auf der Odense liegt) und am Grand Hotel vorbei – und an Amy’s Winehouse 😉

Das Rathaus von Odense erinnerte mich von außen spontan an unseren Toskana-Urlaub, daneben steht die Domkirche St. Knud:

Unterwegs fielen uns immer wieder die großzügigen Fahrradwege auf, die wir ganz neidisch betrachteten, außerdem hat man in Odense einen Teil der Straßen den Autos weggenommen und stattdessen Zonen geschaffen, die zu Spiel und Bewegung einladen:

Dann erreichten wir auf unserem Rundgang einen Park und entdeckten dort eine Freilichtbühne, vor der sich bereits etliche Menschen, zumeist Familien, versammelt hatten, die es sich auf Bänken und auf Picknickdecken gemütlich machten. Es war 11:50 Uhr und wie sich herausstellte, wurde dort täglich um 12 Uhr während der Sommermonate ein kostenloses Theaterstück aufgeführt, gewissermaßen ein Medley von H.C. Andersens bekanntesten Märchen. Der Erzähler des Stücks, der den Dichter selbst darstellte, gab seine Erläuterungen zwischendurch auf Dänisch, Deutsch, Englisch und Französisch zum Besten. Wir genossen die Aufführung sehr und freuten uns, dass der Zufall uns genau zur richtigen Uhrzeit dorthin geführt hatte.

Und ich erinnerte mich plötzlich wieder an mein uraltes Kinderbuch mit H.C. Andersens Märchen und an die vielen Illustrationen darin, an die ich wohl 40 Jahre nicht mehr gedacht hatte. Plötzlich waren sie wieder ganz präsent und nach unserer Rückkehr nach Hause suchte ich das Buch auch gleich heraus:

Nach diesem schönen Erlebnis meldete sich der Hunger. Zum Glück führte der Rundweg ohnehin zurück in die Altstadt und durch viele hübsche Gässchen gelangten wir auch zu einem Lokal, das uns ansprach. Hier probierten wir nun endlich das berühmte dänische Smørrebrød, bei dem es sich nicht, wie oft angenommen wird, um Knäckebrot handelt, sondern um Vollkornbrot, das reichlich belegt wird, z.B. mit Fisch oder Krabben, Tomaten, Salat, Sprossen und mit cremigen Soßen oder Aufstrichen. Es wird meist kalt serviert und eignet sich meiner Meinung nach perfekt für ein etwas kleineres, aber dennoch sättigendes Mittagessen. Ich bin jedenfalls ein großer Smørrebrød-Fan geworden!

Langsam war es Zeit, zurück zum Bahnhof zu gehen. Auf dem Weg kamen wir noch durch Odenses Ausgehviertel und auch zum sehr modern gestalteten „H.C. Andersens Hus“, einem Museum, das sich dem Leben und Werk des berühmten Dichters widmet.

Für uns hieß es nun Abschied von Odense nehmen und auf nach Kopenhagen! Was wir dort erlebt haben, erzähle ich im zweiten Teil meines Reiseberichts.