Dänemark Teil 2: Kopenhagen und Malmö

Erstellt am 17.12.24. Kategorie: Reiseberichte

18. Juli 2024: Odense – Kopenhagen

Wie berichtet, haben wir im Juli eine Reise nach Dänemark unternommen, um unseren Sohn Felix zu besuchen, der ein Auslandssemester in Aarhus verbrachte. Von Aarhus fuhren Felix, mein Mann Jens und ich dann von Aarhus über Odense nach Kopenhagen, wo wir noch ein paar Tage gemeinsam verbringen wollten. Auf der Fahrt von Odense nach Kopenhagen fuhr unser Zug auch über den Großen Belt und die rund 18 km lange Storebælt Brücke, ein beeindruckendes Erlebnis:

Kopenhagen jedoch hat es mir anfangs definitiv nicht leicht gemacht! Eigentlich muss ich vorweg erzählen, dass mein Mann und ich schon 2017 eine Reise nach Kopenhagen machen wollten. Leider hat uns damals die Fluggesellschaft Transavia einen Strich durch die Rechnung gemacht, weswegen wir statt mit dem Flieger nach Dänemark mit dem Auto nach Südtirol gereist sind und dort einen wunderschönen Urlaub verbracht haben.

Nun also ein neuer Versuch. Wir kamen pünktlich mit dem Zug am Hauptbahnhof an und fuhren von dort mit der hypermodernen, führerlosen S-Bahn zum Nørreport. Hier sollten wir in einem 7-Eleven-Geschäft den Schlüssel für unsere Ferienwohnung aus einer Keybox abholen. Den Laden fanden wir schnell, den Code zum Öffnen der Keybox bekam ich aufs Handy – doch die Keybox war leer, kein Schlüssel darin. Was nun? Nach einigem Suchen fand ich eine „24-Stunden-Hotline“ des Ferienhausanbieters, doch als ich dort anrief, nahm niemand ab. Mein Mann wurde nervös (es war immerhin schon 18 Uhr abends) und wollte bereits nach einem Hotel als Ersatzquartier suchen. Da klingelte mein Handy: Ein Mitarbeiter vom Ferienhausanbieter rief zurück. Ich schilderte das Problem, woraufhin es hieß, da müsse er erst nachfragen, er rufe in drei Minuten zurück.

Aus den drei Minuten wurde eine Viertelstunde, inzwischen hatten wir uns ein etwas ruhigeres Plätzchen gesucht als den sehr belebten Eingang zum 7-Eleven. Nun hieß es also warten auf den Rückruf, der erstmal nicht kam, was uns nicht gerade ruhiger machte. Doch schließlich kam der erlösende Anruf und uns wurde mitgeteilt, wir sollten schon mal zu der Ferienwohnung gehen, es käme ca. in 30 Minuten jemand mit dem Schlüssel dorthin.

Man ahnt es schon: Aus 30 Minuten wurden 60, während der wir vor dem Hauseingang standen und warteten. Links und rechts von uns befanden sich Lokale und wir registrierten gleich mal, dass sich im Erdgeschoss des Hauses, in dem unsere Ferienwohnung lag, eine Bar befand, die bis 5 Uhr morgens geöffnet hatte – mein Fehler, das hätte ich vorher merken können, schließlich schaue ich mir die Gegend rund um unsere potentiellen Unterkünfte immer sehr genau auf Google Maps an, in diesem Fall aber wohl nicht genau genug.

Egal, endlich kam jemand mit dem Schlüssel – wir waren inzwischen ziemlich genervt, wie man sich vorstellen kann – und so konnten wir gegen 20 Uhr endlich in unsere Wohnung. Die war zwar schön eingerichtet, hatte bei genauerem Hinsehen aber auch einige Mängel: Im Bad waren Stockflecken an den Wänden und in der Küche funktionierte der Abfluss nicht, so dass wir unser Geschirr in den nächsten Tagen in einer Schüssel spülten statt im Spülbecken. Aber uns war inzwischen alles egal, Hauptsache, wir hatten eine Unterkunft für die Nacht. So holten wir nur noch rasch Pizza aus einem der Lokale im Erdgeschoss und gingen bald ins Bett.

19. Juli 2024: Kopenhagen Sehenswürdigkeiten

Ich hatte schlecht geschlafen, doch der strahlende Sonnenschein versöhnte mich rasch. Nach dem Frühstück begannen wir unseren Stadtrundgang beim nahe gelegenen Schloss Rosenborg, das uns nicht zuletzt dank seines wunderbaren Parks sehr gut gefiel:

Quer durch den Park waren es nur wenige Schritte bis zur Frederikskirche, auch Marmorkirche genannt, mit ihrer beeindruckenden Kuppel:

Und von hier wiederum war es nicht weit bis zum Schloss Amalienborg, dieser aus vier fast symmetrischen Gebäuden bestehenden Schlossanlage, die als Stadtresidenz des dänischen Königs fungiert. Punkt 12 Uhr findet dort täglich die Wachablösung statt und die wollten wir miterleben. Obwohl viele Touristen da waren, ging es sehr entspannt zu. Es gab keinerlei Absperrgitter, nur einige Polizisten, die darauf achteten, dass alle genügend Abstand hielten. Der Polizist, der uns am nächsten stand, winkte aber auch einige kleine Kinder nach vorne, damit sie sich auf den Bordstein setzen konnten. Mittlerweile war es richtig heiß geworden und wir standen in der prallen Sonne. Aber was tut man nicht alles, um mal so ein Spektakel zu erleben?

Wobei ich sagen muss: Verglichen mit dem englischen Königshaus (ich habe vor über 30 Jahren mal den Wachwechsel vor dem Buckingham Palace miterlebt) war die Zeremonie hier sehr unspektakulär. Ein Trupp Soldaten kam, ein anderer ging, das war es im Wesentlichen. Als der Wachwechsel offiziell zu Ende war, zerstreuten sich die Touristen wieder und nun kam man in allernächster Nähe an den Soldaten und Soldatinnen vorbei. Uns zog es nun zu einer anderen berühmten Kopenhagener Sehenswürdigkeit. Zufällig kamen wir dabei auch an dieser David-Statue vorbei, die der von Michelangelo in Florenz nachempfunden ist. Das hätten wir in Skandinavien nun wirklich nicht erwartet!

Nun ging es in Richtung Kleine Meerjungfrau. Auf dem Weg dorthin kamen wir noch an einer Art Beachbar vorbei: Direkt am Wasser waren dort Liegestühle aufgestellt und wir saßen eine ganze Weile hier, um das Treiben an Land und zu Wasser zu beobachten. Auf dem Wasser – einem Nebenarm der Ostsee – waren jede Menge Ausflugsboote aller Größen unterwegs, schräg gegenüber ankerte die königliche Jacht Dannebrog und dann startete auch noch ein Wasserflugzeug zu Rundflügen, es wurde also nicht langweilig.

Dann aber machten wir uns auf den Weg zu Kopenhagens größter Sehenswürdigkeit – oder der kleinsten? Wie oft hatte ich im Vorfeld schon gehört, dass Touristen enttäuscht waren, weil die Kleine Meerjungfrau eben wirklich sehr klein ist. Wir waren also auf alles gefasst (auch auf Touristenmassen) und deshalb positiv überrascht: Erstens war der Andrang längst nicht so schlimm wie erwartet, zweitens waren wir übereinstimmend der Meinung: „Sooo klein ist die doch gar nicht!“. Aber seht selbst:

Auf dem Rückweg in die Innenstadt kamen wir durch den wunderschönen Park, der das Kastell von Kopenhagen umgibt. Eine wahre Oase der Ruhe in der sonst recht trubeligen Stadt:

Dann die nächste Sehenswürdigkeit und der krassest mögliche Gegensatz zu dem Park: Nyhavn, jene berühmte Hafenzeile mit den bunten Häusern, die unbestritten sehr, sehr schön ist, aber leider auch sehr voll. Es herrschte so ein Gedränge, dass man nur noch vorwärts geschoben wurde und sich kaum traute, einmal stehen zu bleiben, um etwas in Ruhe anzuschauen, weil man dann unweigerlich dem Menschenstrom im Weg stand. Wir schafften es dann aber doch noch, einen einigermaßen ruhigen Platz für ein paar Fotos zu finden:

Von Nyhavn ist es nicht weit bis zur Strøget, Kopenhagens Haupteinkaufsmeile und glücklicherweise eine Fußgängerzone. Am hübschen Platz Amagertorv fanden wir ein nettes Café und stärkten uns mit leckerem Smørrebrød. Erwähnte ich schon, dass ich ein großer Smørrebrød-Fan geworden bin?

Frisch gestärkt folgten wir der Strøget weiter bis zum Rathausplatz. Hier begegneten wir erneut H.C. Andersen, der zwar in Odense geboren ist, aber später in Kopenhagen gelebt hat, weshalb man ihm auch hier ein Denkmal gesetzt hat. Der Dichter schaut von seinem Podest aus direkt auf den gegenüberliegenden Eingang des Vergnügungsparks Tivoli:

Den Tivoli sahen wir übrigens während unseres Aufenthalts in Kopenhagen mehrfach von außen, verzichteten aber auf einen Besuch. Wir sind alle drei keine Achterbahnfahrer, der Eintritt ist nicht ganz billig, die Schlangen dafür umso länger, außerdem merkte man schon beim Vorbeigehen, wie laut und trubelig es in dem Vergnügungspark war – kurz: Es zog uns nicht wirklich dorthin, da gab es in Kopenhagen doch noch ganz andere Ziele, die wir sehen wollten!

Wie zum Beispiel das Schloss Christiansborg: Das ist weltweit das einzige Gebäude, das Vertreter von Exekutive, Legislative und Judikative unter einem Dach vereint, denn es ist Sitz des Parlaments, des Obersten Gerichts, Dienstsitz des Ministerpräsidenten und beherbergt zudem Empfangsräume des dänischen Königshauses. Direkt gegenüber befindet sich die Königliche Bibliothek, die über einen wunderbaren kleinen Garten verfügt. Zudem hat die Bibliothek 1999 noch einen angrenzenden Neubau bekommen, der im Volksmund „Schwarzer Diamant“ genannt wird.

Direkt neben der Bibliothek befindet sich auch eine Anlegestelle der Hafenfähren. Die sind genau wie die sonstigen öffentlichen Verkehrsmittel auch mit unseren „Rejsekorts“, die wir dank Felix hatten, benutzbar, d.h. man checkt einfach bei Fahrtantritt ein und am Ende wieder aus, der Fahrpreis wird dann automatisch vom Kartenguthaben abgezogen. Solch eine Fähre nahmen wir jetzt in Richtung Norden und kamen dabei an etlichen Sehenswürdigkeiten vorbei, u.a. an der architektonisch interessanten „Cirkelbroen“ (Kreisbrücke) und wir konnten nochmal einen wunderbaren Blick auf die königliche Jacht Dannebrog werfen:

Unser Ziel – eine Empfehlung von Felix, der vor Jahren schon mal mit der Schule in Kopenhagen war – war der Reffen Streetfood Market, der nochmal eine ganze Nummer größer war als der von Aarhus. Tatsächlich soll es wohl der größte von ganz Nordeuropa sein. Entstanden ist er auf einem alten, verlassenen Hafengelände und hat sogar eine eigene Brauerei, Clubs, jede Menge Streetfood aus aller Welt und die verschiedensten Sitzmöglichkeiten, vom Bierzelt bis hin zu Liegestühlen im Sand direkt am Ostseeufer. Perfekt, um diesen ersten Tag in Kopenhagen ausklingen zu lassen!

Für den Weg zurück zur Ferienwohnung nahmen wir den Bus und kamen dabei nochmal am Rathaus vorbei, das ganz herrlich im Licht der Abendsonne strahlte:

20. Juli 2024: Flohmarkt, Markthalle, Christiania, Christianshavn

Es war Samstag und ganz nahe unserer Unterkunft fand ein großer Flohmarkt statt, den wir an diesem Vormittag besuchten. Gleich neben dem Platz, auf dem die Händler ihre Waren aufgebaut hatten, befand sich die recht exklusive Markthalle Torvehallerne. Auch ohne etwas zu kaufen, machte es Spaß, sich hier umzuschauen. Begeistert hat mich vor allem die Vielzahl verschiedener Tomatensorten:

Nach einem Rundgang durch das Viertel kehrten wir nochmal in die Ferienwohnung zurück, um ein wenig zu rasten. Doch daraus wurde nichts: Auf einmal fuhren mehrere Feuerwehrautos in die Straße und hielten direkt vor unserem Haus. Aus dem Fenster sahen wir, dass einige der Feuerwehrleute direkt zu uns nach oben sahen. Da wurde es uns doch etwas mulmig. Wir packten unsere Sachen zusammen und liefen die drei Stockwerke hinunter auf die Straße. Von einem Brand war glücklicherweise nichts zu sehen. Von der gegenüberliegenden Straßenseite starrten nun auch wir auf unser Haus und kamen dabei mit einem deutschen Pärchen ins Gespräch. Wie sich herausstellte, wohnten sie ebenfalls in dem Haus, wussten aber auch nicht, was denn nun eigentlich los war. Später erzählte jemand, die Abluftanlage des italienischen Lokals habe wohl die Brandmeldeanlage ausgelöst. Ob das stimmt, wissen wir nicht, jedenfalls fuhren die Feuerwehrfahrzeuge wieder ab. Es war wohl ein Fehlalarm gewesen – zum Glück!

Wir machten uns auf den Weg zum Kultorvet, jenem Platz, an dem auch der 7-Eleven liegt, wo wir am ersten Abend waren. Damals hatten wir nicht wirklich die Muße gehabt, den hübschen Platz zu bewundern, das holten wir jetzt nach und machten uns auch gleich auf die Suche nach ein paar Mitbringseln für unsere Lieben daheim. Witzig: Die Dänen scheinen eine Vorliebe für Bade-Quietschenten zu haben. Wir entdeckten ganze Geschäfte, in denen es nichts anderes zu kaufen gibt als die bunten Entchen in allen Variationen:

Vom Rundetårn (Runder Turm) zur Vor Frelsers Kirke (Erlöserkirche): In beiden Fällen handelt es sich um außergewöhnliche Türme mit spiralförmigen Rampen, die nach oben führen. Der Runde Turm dient als Observatorium und sein Dach bietet angeblich eine tolle Aussichtsplattform mit Blick über die Innenstadt. Leider war die Schlange dort aber sehr lang, so dass wir darauf verzichteten, die Aussichtsplattform zu besuchen. Ähnlich ging es uns auch bei der Erlöserkirche im Stadtteil Christianshavn, die wir anschließend aufsuchten. Hier hieß es gar, dass für den heutigen Tag das Kontingent für zugelassene Besucher erschöpft sei. Kein Wunder, denn hier verläuft die Rampe sogar außen am Turm entlang, was wirklich etwas Besonderes ist:

Wir waren aber ohnehin aus einem anderen Grund in den Stadtteil Christianshavn gekommen: Wir wollten die Freistadt Christiania besuchen, von der ich schon viel gehört und gelesen hatte. Das Hippie-Refugium wurde 1971 als alternative Wohnsiedlung gegründet und wird von den dänischen Behörden als autonome Gemeinde geduldet. Die Gründer wollten damals eine alternative Lebensform mit einer Gesellschaft, die sich anders definierte als der dänische Staat. Leider spielten dabei aber auch Drogen eine wesentliche Rolle, so dass das Viertel entsprechend in Verruf geriet. Und heute? Ich jedenfalls fühlte mich seltsam, durch das Viertel zu gehen wie ein Besucher durch den Zoo. Mein Eindruck war, dass die Freistadt heute nur noch eine Touristenattraktion ist, und die Einwohner leben ganz gut von diesen Touristen.

Von dort führte uns der Weg schließlich zum Christianshavns Kanal, laut Reiseführer der romantischste Kanal Kopenhagens – naja, auf jeden Fall der unterhaltsamste! Wir kehrten in einem Lokal ein, wo wir auf der Terrasse direkt am Kanal einen hervorragenden Blick auf die vorbeifahrenden Boote hatten. Und da war so ziemlich alles dabei, vom Zwei-Personen-Elektroboot bis hin zu den Ausflugsschiffen mit rund hundert Leuten an Bord. Auf sehr vielen Booten saßen Jugendgruppen, auf fast jeden Schiff war Alkohol an Bord – und das führte dann unweigerlich zur Kollision mit einer Brücke, die so flach war, dass eines der Boote nicht untendurch passte und feststeckte, sehr zur Erheiterung der Restaurantgäste, die wir das Manöver mit großem Interesse und vielen schlauen Tipps verfolgten 😉

Als wir von dort aus zu Fuß zurück zur Ferienwohnung gingen, fielen uns wieder einmal die vielen tollen Fahrradwege und -brücken auf:

21. Juli 2024: Danish Architecture Center, Hauptbahnhof, Rosenborg, Altstadt

Am nächsten Tag fuhren wir mit dem Bus zum Danish Architecture Center. Das hatte ich schon mal in einer Reisedoku im Fernsehen gesehen und wollte deshalb unbedingt mal hin. Eine der Attraktionen ist die Regenbogentreppe, außerdem hat man von der Dachterrasse aus einen tollen Blick:

Auf dem Rückweg machten wir noch einen Abstecher zum Hauptbahnhof. Dort waren wir zwar vor drei Tagen angekommen, hatten dabei aber nur das Untergeschoss gesehen. Felix erinnerte sich von seiner Klassenfahrt her, dass das Erdgeschoss sehr sehenswert war und das ist es in der Tat:

Wir kauften noch etwas Gebäck und machten anschließend in der Ferienwohnung eine gemütliche Kaffeestunde. Für Felix wurde es dann Zeit zum Packen, denn er würde an diesem Nachmittag mit dem Flixbus nach Aarhus zurückkehren, weil dort am nächsten Tag sein Sommerkurs an der Uni begann. Wir brachten ihn noch zum Bahnhof Nørreport, wo wir uns verabschiedeten. Für mich war dieser Abschied ganz schrecklich, denn unser Familienurlaub war so schön gewesen, nun aber würde ich Felix für etliche Wochen nicht mehr sehen, bevor im September schließlich seine Zeit in Aarhus zu Ende gehen würde.

„Zum Trost“ gingen Jens und ich nochmal zum Schloss Rosenborg, wo es uns zwei Tage zuvor so gut gefallen hatte. An diesem Sonntag Nachmittag herrschte dort reges Treiben, viele Familien machten Picknick, die Kinder spielten Fußball oder Boccia auf dem Rasen. Schön, wenn ein Schlosspark so zugänglich ist!

Wir bummelten noch ein wenig durch die Altstadt und kehrten schließlich in ein Buchcafé ein, das ich zufällig auf Google Maps gefunden hatte. Das entpuppte sich jedoch als Flop, die (durchaus zahlreichen) Mitarbeiter dort ignorierten uns komplett, obwohl nicht viel los war im Lokal. Also gingen wir wieder und kehrten stattdessen in einem schönen Lokal nahe des Nørreport ein, wo wir ganz wunderbar das Treiben in der Fußgängerzone beobachten konnten. So endete auch für uns der letzte Abend in Kopenhagen noch sehr versöhnlich.

22. Juli 2024: Kopenhagen – Malmö

Nun hieß es auch für Jens und mich Abschied nehmen von Kopenhagen. Wir packten unsere Koffer, räumten die Ferienwohnung auf und warfen den Schlüssel wie vereinbart in den Briefkasten – ob unsere Nachmieter wohl mehr Glück mit der Keybox hatten als wir?

Direkt am Nørreport konnten wir schon in den Öresundzug steigen, der das dänische Kopenhagen mit dem schwedischen Malmö verbindet. Dabei fährt der Zug über die 1999 erbaute, rund 8 km lange Öresundbrücke. Auch wenn die Züge hier auf der unteren Brückenebene verkehren und man von der oberen Ebene, die dem Autoverkehr vorbehalten ist, definitiv eine bessere Aussicht hat, war die Fahrt doch ein Erlebnis. Die Brücke verbindet zwei wirtschaftlich bedeutsame Ballungsräume in Schweden und Dänemark, laut Reiseführer nutzen die Brücke im Sommer fast 27500 Fahrzeuge pro Tag, dazu kommen täglich rund 40000 Pendler mit der Bahn, die etwa alle 15 Minuten zwischen den beiden Städten verkehrt.

Warum wir überhaupt noch nach Schweden fuhren? Tja, eigentlich wollten wir von Kopenhagen mit dem Zug nach Hamburg fahren und von dort wieder zurück nach München. Normalerweise gibt es zwischen Kopenhagen und Hamburg auch eine Direktverbindung, allerdings war die genau zu diesem Zeitpunkt, als wir unterwegs waren, wegen Bauarbeiten auf der Strecke gesperrt. Die Umleitung wäre höchst umständlich gewesen, wir hätten fünfmal umsteigen müssen und wären erst nach Norden gefahren, dann nach Westen, dann Richtung Niebüll und letztlich von Westen her nach Hamburg, also insgesamt ein Riesenumweg. So kamen wir auf die Idee, stattdessen nach Malmö zu fahren und von dort die Fähre nach Travemünde zu nehmen, von wo aus wir mit dem Regionalzug stündlich nach Hamburg weiterfahren können.

Gesagt, getan. Am späten Vormittag kamen wir in Malmö an. Nachdem wir in Kopenhagen vier Tage lang schönstes Sommerwetter und Temperaturen wie in Italien genossen hatten, regnete es heute leider den ganzen Tag in Strömen. Wir deponierten unser Gepäck im Schließfach am Hauptbahnhof (was horrend teuer war) und machten uns mit Schirm und Regenjacke angetan auf den kurzen Weg in die Altstadt.

Das Zentrum von Malmö ist nicht sehr groß, aber selbst im Regen ausgesprochen hübsch. Am Platz Stortorget befindet sich das Rathaus aus dem Jahr 1546. Daran schließt direkt der Lille Torg an, der kleine Platz, an dem sich viele hübsche Fachwerkhäuser mit Cafés und Geschäften befinden.

Hier besuchten wir eine sehr schöne Kunstgalerie:

Danach bummelten wir ein wenig die Einkaufsstraße entlang, kehrten schließlich aber zurück zum Lille Torg und suchten uns ein Café, um uns ein wenig aufzuwärmen. Vom Café in der ersten Etage hatten wir einen schönen Blick auf den Platz, so dass wir dort viel Zeit verbummelten.

Als der Regen schließlich etwas nachließ, machten wir uns auf den Weg zum Schlosspark, in dem eine schöne Windmühle steht sowie das Malmöhus, eine ehemalige Burganlage, in der sich heute das Stadtmuseum befindet, das aber an diesem Montag geschlossen hatte. Unterwegs hatten wir immer wieder einen guten Blick auf den Turning Torso, das berühmte Hochhaus und Wahrzeichen von Malmö. Das wollten wir uns nun aus der Nähe ansehen, aber auf einmal konnten wir es nicht mehr sehen. Nanu, wohin war denn der Turm verschwunden? Mit 190 Metern Höhe ist er immerhin der zweithöchste Wolkenkratzer Skandinaviens, den kann man doch nicht übersehen? Des Rätsels Lösung: Der Turm war zeitweise komplett von tiefhängenden Regenwolken verhüllt:

Das Wetter lud definitiv nicht dazu ein, sich länger als nötig im Freien aufzuhalten. Also kehrten wir zum Bahnhof zurück, wo wir dann doch nochmal einen Foto-Stopp einlegten, als wir die Skulptur „The Knotted Gun“ entdeckten. Als wir 2013 in den USA waren, wollten wir die Originalskulptur vor dem UN-Hauptgebäude in New York anschauen, leider blieb uns das aufgrund einer Baustelle verwehrt. Diese Skulptur war nach der Ermordung von John Lennon als Mahnmal für eine friedliche Welt geschaffen worden. Eine Internetrecherche ergab, dass es mittlerweile über 30 Repliken gibt, die auf der ganzen Welt verteilt stehen. Eine davon sahen wir jetzt und freuten uns sehr über diesen unverhofften Anblick.

Dann aber holten wir unser Gepäck aus dem Schließfach, suchten uns einen Sitzplatz und zogen erstmal trockene Socken an 😉 Später machten wir uns auf, den durchaus schönen Bahnhof, ein Gebäude aus dem 19. Jahrhundert, näher zu erkunden.

Später hörte der Regen dann tatsächlich doch noch auf und so machten wir uns nochmal auf den Weg, um in einem Supermarkt in der Nähe etwas Proviant für die letzte Etappe unserer Reise zu kaufen. Zurück am Bahnhof nahmen wir ein Taxi zum Fährhafen, weil es dorthin leider abends keine Busverbindung gibt.

Unsere Fähre, die „Finnswan“ der Reederei Finnlines, sollte um 22 Uhr ablegen, der Check-in begann um 20 Uhr. Natürlich ist die Fähre in erster Linie auf LKWs und PKWs ausgelegt, es gibt nur wenige Passagiere, die zu Fuß oder mit dem Rad an Bord kommen. Dafür durften wir Fußpassagiere als Erste aufs Schiff. Wir wurden nämlich mit einem Shuttlebus vom Terminal direkt an Bord gebracht und unser Bus musste das Schiff wieder verlassen, bevor die Autos reinfahren konnten (bei der Ankunft in Travemünde war es dann genau anders herum, da gingen wir als Letzte von Bord).

Da die Fähre über Nacht fuhr, war die Buchung einer Kabine obligatorisch, zum Glück aber auch erschwinglich. Wir hatten eine Standard-Außenkabine gebucht und fanden diese durchaus geräumig. Das Bad war zwar kleiner, aber definitiv schöner als das in unserer Ferienwohnung in Kopenhagen! Wir packten nur rasch das Nötigste aus und gingen dann aufs Oberdeck, um das Verladen der Autos zu beobachten. Außerdem hatte man von dort einen schönen Blick auf Malmö:

Später erkundeten wir noch das Schiffsinnere. Es gab ein Restaurant, eine Snackbar, einen Duty-Free-Shop, ein Kinderspielzimmer und einen kleinen Spielsalon. Wir fanden freie Sitzplätze direkt am Panoramafenster am Bug und verfolgten von dort aus die Fahrt. Erst als wir uns der Öresundbrücke näherten, gingen wir wieder nach draußen, wo es inzwischen doch recht windig war, um das Unterqueren der Brücke aus nächster Nähe zu beobachten. Nach Westen hin konnten wir Kopenhagen im Sonnenuntergang sehen, während Malmö im Osten bereits im Dunkeln lag.

Als wir spät in der Nacht schließlich in unsere Kabine kamen, entdeckten wir durchs Fenster noch einen hell erleuchteten Off-Shore-Windpark:

23. Juli 2024: Travemünde

Wir hatten auf der Fähre ganz wunderbar geschlafen, die Ostsee war ruhig, ich hatte keinerlei Wellengang gespürt. Dennoch hatten wir uns den Wecker extra früh gestellt, denn wir wollten unbedingt das Einlaufen in den Hafen von Travemünde sehen. Und tatsächlich kamen wir genau richtig aufs Oberdeck, um die Einfahrt in den Fluss Trave, vorbei an Nordermole und Maritim-Hotel, zu erleben. Auf der Backbordseite passierten wir die historische Viermastbark Passat, deren Masten in der Morgensonne glänzten, als seien sie aus purem Gold. Auf der Steuerbordseite sahen wir wenig später die Hansekogge „Lisa von Lübeck“, bis wir schließlich Punkt 7 Uhr morgens unseren Anleger erreichten.

Erst als wir mit dem Bus vom Schiff zum Fährterminal gebracht worden waren, konnte ich endlich ein Foto von unserem Schiff machen:

Vom Travemünder Fährterminal fuhren wir mit dem Linienbus zum Bahnhof in Lübeck und von dort mit dem Regionalzug nach Hamburg. An dieser Stelle nochmal, wie schon so oft erwähnt, ein Hoch auf das Deutschlandticket, denn so waren wir hier vollkommen flexibel und konnten jeden Bus und jeden Nahverkehrszug nehmen, ohne uns Gedanken über Fahrpreise machen zu müssen.

In Hamburg hatten wir nun fast vier Stunden Zeit, denn ich hatte die Rückfahrt erst für 14 Uhr gebucht, man weiß ja schließlich nie, ob so eine Fähre pünktlich ankommt, wie lange es dauert, bis man von Bord kommt usw. So blieb uns nun genügend Zeit, um mal wieder zu den Landungsbrücken zu fahren und wir konnten sogar noch mit der HADAG-Fähre Richtung Finkenwerder eine Hafenrundfahrt machen, der Elbphilharmonie einen kurzen Besuch abstatten und auch sonst einige Plätze aufsuchen, die wir bei vorangegangenen Aufenthalten lieb gewonnen hatten.

Dann aber war es Zeit, zum Bahnhof zurückzukehren. Unser ICE nach München hatte ein paar Minuten Verspätung, die er bis München aber wieder aufholte, wo wir um 20 Uhr abends pünktlich ankamen. Damit ging ein ganz besonderer Urlaub zu Ende, der uns viele schöne Erlebnisse beschert hatte. Unterm Strich haben mir Aarhus und Odense tatsächlich besser gefallen als Kopenhagen, obwohl dort das Wetter besser war, aber ich mag es eben lieber etwas kleiner und beschaulicher. Malmö fand ich trotz des Regenwetters wunderschön und die Fahrt mit der Fähre war zum Abschluss nochmal ein ganz besonderes Highlight. Die Lust auf den nächsten Skandinavienurlaub ist nun definitiv nochmal deutlich gestiegen.