„Ein ganzes Leben lang“ | |
von Rosie Walsh | |
Bewertung
★★★★★
|
|
Verlag | Goldmann |
---|---|
Buchform | Taschenbuch, eBook |
Erschienen | Juni 2021 |
Seiten | 580 |
Erhältlich bei | AP Buch Baldham, Buchladen Vaterstetten |
Rund dreieinhalb Jahre ist es her, seit ich den überaus packenden Roman „Ohne ein einziges Wort“ von Rosie Walsh verschlungen habe. Im Herbst 2018 durfte ich die Autorin beim Lesefestival lit.Love persönlich kennenlernen (Berichte hier und hier) und war total begeistert von ihrer sehr sympathischen Art. Kein Wunder also, dass ich seitdem gespannt auf Neues aus ihrer Feder gewartet habe! Doch als es endlich soweit war, war ich gerade so beschäftigt mit anderen Neuerscheinungen, dass ich erst jetzt dazu gekommen bin, endlich ihr neues Werk zu lesen.
Hauptpersonen sind Emma und ihr Mann Leo. Er schreibt Nachrufe für eine Tageszeitung, sie ist Meeresbiologin, die einmal eine eigene Sendung bei der BBC hatte und daher einen gewissen Bekanntheitsgrad in England hat. Mit Töchterchen Ruby ist die kleine Familie komplett, allerdings hat Emma gerade eine Krebserkrankung hinter sich. Zwar sind die Prognosen gut, dennoch wird Leo von seinem Chef gebeten, einen Nachruf auf seine Frau zu schreiben. In den Redaktionen ist es nämlich durchaus üblich, für Prominente schon im voraus Nachrufe zu schreiben und regelmäßig zu aktualisieren, um im Falle des Falles schnell reagieren zu können. Und wer, wenn nicht Leo, sollte einen Nachruf auf seine Frau schreiben?
Widerstrebend willigt Leo ein und beginnt mit seinen Nachforschungen, denn über die Zeit, bevor die beiden ein Paar wurden, weiß er nur wenig. Doch je tiefer er gräbt, desto mehr Ungereimtheiten kommen ans Licht. Und Leo gewinnt den Eindruck, seine Frau überhaupt nicht zu kennen. Mehr noch: Ganz offensichtlich hat sie ihn ganz bewusst belogen. Nicht mal ihr Name stimmt! Und was läuft da mit dem bekannten, aber verheirateten Radiomoderator Jeremy? In welchem Verhältnis steht Emma zu ihm und seiner Frau Janice? Was genau weiß Jill, Emmas beste Freundin?
Das Buch wird abwechselnd aus Leos und aus Emmas Sicht geschildert. Man begleitet Leo bei seinen Nachforschungen und erfährt von Emma, dass es da irgendetwas geben muss, das sie zutiefst belastet und ihr den Schlaf raubt – und es ist nicht ihre Krebserkrankung. Emma hat große Angst, Leo die Wahrheit zu sagen, denn sie ist sicher, dass er sie dann verlassen würde. So verstrickt sie sich immer mehr in ein Netz aus Lügen.
Leo wiederum zieht immer mehr falsche Schlüsse und erst ein klärendes Gespräch zwischen Leo und Jeremy bringt etwas Licht ins Dunkel. Doch damit kennt Leo noch lange nicht alle Details – und wie sich schließlich herausstellt, kennt auch Emma selbst nicht die ganze grausame Wahrheit…
Genau wie in „Ohne ein einziges Wort“ schafft Rosie Walsh es auch diesmal wieder, den Leser geschickt auf falsche Fährten zu locken. Und immer, wenn man meint, man sei der Lösung ein Stück näher gekommen, gibt es plötzlich eine unerwartete Wendung und es geschieht etwas, womit man nicht gerechnet hat. Das alles ist so spannend und so einfühlsam geschildert, dass ich das Buch überhaupt nicht mehr weglegen konnte – außer, um zwischendurch das Gelesene zu „verdauen“, denn so viel sei verraten: Emmas Schicksal ist wirklich heftig und sehr bewegend.
Alles in allem war dies ein extrem packender Roman, der mich auch nach dem Ende der Lektüre noch lange beschäftigt hat. Ich musste das Ganze erstmal sacken lassen, bevor ich danach etwas Neues anfangen konnte. Das lange Warten auf diesen Roman hat sich definitiv gelohnt! Auf der Verlags-Homepage gibt es dazu eine Leseprobe.