„Die Pensionsspiele von Oberammergau“ | |
von Bernhard Hagemann | |
Bewertung
★★★☆☆
|
|
Verlag | Morisken |
---|---|
Buchform | Taschenbuch, eBook |
Erschienen | Dezember 2020 |
Seiten | 203 |
Erhältlich bei | genialokal.de (Affiliate-Link, siehe Infos hier) |
Im April war ich auf dem Münchner Olympiaturm bei der Premierenlesung der Krimi-Anthologie „Mordsgipfel“, einer Sammlung von 14 Krimis, die in den bayerischen Bergen spielen. Ein Autor, der an diesem Nachmittag zwar nicht selber las, aber immerhin auch vor Ort war, war Bernhard Hagemann. Als er vom Verleger vorgestellt wurde, wurde erwähnt, dass er ein Buch namens „Die Pensionsspiele von Oberammergau“ geschrieben hat und da wurde ich gleich hellhörig, denn in wenigen Wochen ist es endlich soweit und wir werden selbst zum ersten Mal die berühmten Passionsspiele in Oberammergau besuchen. Klar, dass ich mir daraufhin dieses Buch sofort besorgen musste, schien es mir doch die perfekte Einstimmung auf unseren Kurzurlaub zu sein.
Die Geschichte handelt vom Ehepaar Simon und Carola, das sich dank einer Erbschaft einen alten romantischen Traum erfüllen will, den vor allem Carola hegte: eine eigene Frühstückspension. Da auch Simon beruflich gerade an einem Wendepunkt steht, gehen die beiden das Wagnis ein und kaufen eine Pension in Oberammergau – einem Ort, den sie zuvor noch nie besucht haben. Sie sind also nicht nur „Zugroaste“, die von den Einheimischen erstmal skeptisch beäugt werden, sondern ihre mangelnden Ortskenntnisse machen es ihnen auch schwer, ihren Gästen gute Ausflugstipps zu geben.
Doch bis es soweit ist, müssen die beiden erst einmal einen Crashkurs in Sachen Pensionsführung bei den bisherigen Besitzern machen und sich dann mit den Behörden auseinandersetzen, schließlich muss man schon den einen oder anderen Nachweis erbringen, bevor man berechtigt ist, ein Hotelgewerbe zu betreiben. Dabei übernimmt das Paar die Pension im laufenden Betrieb, wird also komplett ins kalte Wasser geschmissen.
Ich-Erzähler Simon berichtet von den vielen Pannen, die den beiden passieren, von den Herausforderungen, denen sie sich stellen müssen wie z.B. die schier unüberwindbaren Wäscheberge und die Personalsorgen. Er erzählt auch von den vielen lustigen und weniger lustigen Erlebnissen mit seinen Gästen. Und eines kristallisiert sich dabei sehr schnell heraus: Romantisch ist am Führen einer Pension so gut wie gar nichts!
Auf amüsante Art erzählt, liest sich der recht kurze Roman ruckzuck durch. So manches Mal musste ich schmunzeln, sehr oft aber auch den Kopf schütteln. Zunächst hat mir der Wortwitz des Autors gut gefallen, aber für meinen Geschmack driftete die Erzählung recht schnell in eine Art Slapstick ab, allzu überspitzt dargestellt – wobei ich nicht anzweifeln möchte, dass Hoteliers all so etwas und noch viel mehr tatsächlich erleben, nur die Art, wie es geschildert wurde, war mir dann irgendwann doch zu viel. Und auch die Naivität von Simon und Carola hat mich dann doch etwas genervt.
Sehr enttäuschend fand ich das Ende des Romans. Achtung Spoiler! Im letzten Kapitel überlegen Carola und Simon, ob sie sich mit der Pension nicht doch zu viel zugemutet haben und ob es nicht sinnvoll wäre, den Betrieb wieder zu verkaufen. Doch dann werden sie schwankend, als sie hören, wie viel Geld sich während der Passionsspiele mit einem Beherbergungsbetrieb in Oberammergau verdienen lässt, wenngleich das auch sehr viel Arbeit bedeutet, aber es seien ja schließlich „Leidensspiele“, wie ein Einheimischer sie belehrt. Wie sich Simon und Carola daraufhin entscheiden, ob sie ihre Pension nun behalten oder nicht, bleibt am Ende offen – und der/die Leser/in entsprechend etwas ratlos zurück.
Zur Einstimmung auf unseren eigenen Besuch in Oberammergau eignete sich das Buch nur sehr bedingt, aber zumindest empfinde ich nun noch mehr Demut als zuvor schon vor Hoteliers und Betreibern von Gästehäusern. Und jeder, der mit dem Gedanken spielt, selbst eine Pension zu eröffnen, der sollte unbedingt vorher dieses Buch lesen und dann nochmal gründlich in sich gehen. Für alle anderen ist dies eine nette kleine Lektüre für zwischendurch, aber leider auch nicht mehr.
Bernhard Hagemann arbeitet hauptberuflich als Fotograf und als Autor, vornehmlich von Kinder- und Jugendbüchern sowie Kurzgeschichten. „Die Pensionsspiele von Oberammergau“ ist sein erster Roman.
[Werbung, unbezahlt]