Im dritten Anlauf hat es endlich geklappt: Schon Ende 2019 hatte ich Karten für den Krimidampfer im Juli 2020 gebucht, eine Krimilesung mit dtv-Autor Krischan Koch auf einem Ausflugsdampfer am Starnberger See. Veranstalter dieser Lesung war das Krimifestival München, das jedes Jahr tolle Krimilesungen in und um München veranstaltet, oft auch an ungewöhnlichen Orten wie z.B. im Pathologischen Institut. 2016 war ich auf einer Lesung mit Dora Heldt im Sektionssaal des Instituts für Rechtsmedizin, legendär sind außerdem die Buchpremieren von Rita Falk im Circus Krone, wo sie meist von Schauspieler Christian Tramitz begleitet wird.
Doch zurück zum Krimidampfer. Der musste 2020 leider wegen Corona abgesagt bzw. auf 2021 verschoben werden. Je näher der angekündigte Termin 2021 rückte, umso misstrauischer wurde ich, denn es kamen keinerlei Informationen, auf meine Anfragen beim Krimifestival kam keine Antwort und auch im dtv-Verlag wusste man von nichts. Ich hatte das bereits bezahlte Geld für die Tickets schon abgeschrieben, als Ende 2021 ganz unerwartet doch noch eine Nachricht vom Krimifestival kam: Die Veranstalterin war krank und konnte sich monatelang nicht um die Veranstaltungen kümmern und hatte wohl auch niemanden, der sie vertreten konnte. Nun aber sollte die Lesung endlich stattfinden, an einem Sonntag im Juli 2022. Und tatsächlich hat es diesmal geklappt.
Wir fuhren schon am späten Nachmittag nach Starnberg und obwohl das Wetter nicht ganz optimal war (es war zwar warm, dunkle Wolken ließen aber ein Gewitter befürchten), war es am Seeufer sehr voll – so voll, dass wir uns fürs Abendessen stattdessen lieber ein Lokal in Starnbergs Innenstadt suchten, wo es deutlich ruhiger war. Danach hatten wir noch immer genügend Zeit, bis unser Schiff, die MS Starnberg, gegen 20 Uhr am Anlegesteg festmachte und wir an Bord durften.
Beim Eintritt bekamen wir einen Gutschein für einen Begrüßungssekt, dann suchten wir uns einen Platz. Die Lesung sollte im Salon im Innenbereich des Schiffes stattfinden, aber auch über Lautsprecher auf die Außendecks übertragen werden. Bei einer Lesung möchte ich den Autor allerdings nicht nur hören, sondern auch sehen, also entschieden wir uns für einen Tisch im Salon. Da die Lesung jedoch erst nach 21 Uhr beginnen sollte, hatten wir nun noch genügend Zeit, das schöne Schiff zu erkunden und unsere Begrüßungsdrinks auf dem Oberdeck abzuholen.
Vor allem konnten wir von Deck aus einen traumhaften Sonnenuntergang genießen und im Halbdunkel noch gerade so die Roseninsel erkennen, zu der wir im vergangenen Jahr einen wunderbaren Ausflug gemacht hatten.
Es wurde dann schnell dunkel und so kehrten wir in den Salon zurück, wo bald darauf auch die Lesung begann. Zunächst begrüßte die Moderatorin den Autor und plauderte etwas mit ihm, bevor dieser verschiedene Szenen aus seinen Krimis „Friedhof der Krustentiere“ und „Der weiße Heilbutt“ las und dazu immer wieder amüsant erzählte. Ich kannte noch keines dieser Bücher, vor vielen Jahren aber habe ich die beiden ersten Teile dieser humorvollen Krimireihe, die im fiktiven nordfriesischen Dorf Fredenbüll spielt, „Rote Grütze mit Schuss“ und „Mordseekrabben“, gelesen, die mir gut gefallen haben. Wie das jedoch oft so ist: Es fehlte die Zeit, an dieser Buchreihe dran zu bleiben. Die Lesung hat mir aber definitiv Lust darauf gemacht, das nun nachzuholen! Auch meinem Mann, an sich nicht so der große Fan von Lesungen, hat der Abend sehr gut gefallen. Besonders schön fanden wir, dass der Autor beim Lesen mit verschiedenen Stimmen und sogar Dialekten sprach, so dass man immer sofort erkannte, welche seiner Figuren da gerade redet. Das ist eine Kunst, die leider nicht jeder Autor beherrscht.
Nach der sehr unterhaltsamen Lesung blieb noch genug Zeit an Bord, um nochmal nach draußen zu gehen und frische Luft zu schnappen, bevor wir kurz nach 23 Uhr wieder in Starnberg anlegten. Das Wetter hatte zum Glück gehalten und war im Laufe des Abends sogar milder geworden, so dass es selbst im T-Shirt noch recht angenehm auf dem Wasser war.
Fazit: Ein sehr unterhaltsamer Abend, den ich – trotz der Aufregungen im Vorfeld – in Zukunft gerne wiederholen möchte.