Da mein Mann noch etliche Tage Resturlaub hatte, gönnten wir uns in diesem Advent einen Kurzurlaub in Franken, genauer gesagt im schönen Würzburg. Den Hin- und Rückweg wählten wir über die Romantische Straße mit Stopps in Dinkelsbühl, Rothenburg ob der Tauber und Nördlingen.
1. Tag: Dinkelsbühl
Nach einer entspannten Anreise erreichten wir Dinkelsbühl gegen Mittag. Von der schönen Altstadt, die mit ihren gut erhaltenen mittelalterlichen Bauten zu Recht als UNESCO Welterbestätte gilt, waren wir auf Anhieb begeistert:
Im Münster St. Georg erwartete uns nicht nur ein sehr besonderer Adventskranz, sondern vor allem eine Weihnachtskrippe, die sich beinahe über die gesamte Längsseite des Kirchenschiffs erstreckte:
Der Weihnachtsmarkt, der sonst im historischen Spitalhof stattfindet, wurde dieses Jahr wegen Bauarbeiten in den Stadtpark verlegt. Zwar fehlt mir der Vergleich mit dem Spitalhof, aber auch im Park fand ich das Ambiente sehr schön, zumal mit Schnee und Sonnenschein! Auch ein kleines Gradierwerk, wie ich es auch von Bad Reichenhall kenne, wurde in den Markt mit einbezogen.
Allerdings hatten wir uns für unsere Reise die bisher kältesten Tage dieses Winters ausgesucht, mit Temperaturen, die auch tagsüber sehr deutlich im Minusbereich blieben. Deshalb kehrten wir nach dem Weihnachtsmarktbummel im Café am Münster ein, um uns aufzuwärmen. Danach setzten wir unseren Spaziergang durch die schöne Altstadt fort, wobei ich besonders die vielen schönen Nasenschilder bewunderte. Hier eine kleine Auswahl:
Dinkelsbühl ist definitiv ein Reiseziel, das sich zu jeder Jahreszeit lohnt. Wer sich selbst einen ersten Eindruck verschaffen will, kann das bei diesem virtuellen Stadtrundgang tun.
Am Nachmittag setzten wir schließlich unsere Reise nach Würzburg fort. Dort hatten wir eine Unterkunft im Stadtteil Sanderau gebucht, etwas südlich der Altstadt, aber auch nur vier Straßenbahnhaltestellen vom Rathaus entfernt. Wir erkundeten unsere nähere Umgebung, kauften noch ein paar Leckereien ein und beschlossen den Abend mit einem leckeren Essen beim Italiener um die Ecke.
2. Tag: Würzburg
Heute war es zwar nicht ganz so kalt wie am Vortag, dafür aber sehr bedeckt und es schneite immer wieder – für Würzburg eine Besonderheit, da die Stadt in einem Tal liegt, in dem es offenbar nur selten schneit, wie uns gesagt wurde. Mit der Straßenbahn fuhren wir zunächst mal durch die Innenstadt, vorbei an Rathaus, Dom und Neumünster, um uns einen ersten Eindruck zu verschaffen. Wie schön: Die Durchsagen zu den Haltestellen werden in den Würzburger Straßenbahnen seit 2008 von Kinderstimmen gesprochen, eine sehr sympathische Idee, wie wir fanden.
So gelangten wir schließlich zum Würzburger Marienplatz mit der Marienkapelle:
Die Schustergasse verbindet den Marktplatz mit der Domstraße und dem Würzburger Rathaus:
Von dort sind es nur wenige Schritte bis zur Alten Mainbrücke. Wo an lauen Sommerabenden die Würzburger und die Touristen bei einem Schoppen, also einem Glas Wein, zusammensitzen, war es heute aufgrund des Wetters eher ungemütlich. Der Blick von hier auf die Altstadt im Osten und auf die Festung Marienberg im Westen war dennoch beeindruckend:
Jens schlug vor, zur Festung hinaufzugehen („Dabei wird uns bestimmt warm!“). Unterhalb des Festungsgebäudes bot sich uns ein schöner Blick auf die Altstadt:
Die Festung selbst war leider nicht sehr lohnend: Die dortige Festungskirche konnte man nur durch eine Glasscheibe betrachten, der Brunnentempel ist nur im Rahmen von Führungen (die gerade nicht stattfanden) zu besichtigen, die Gaststätte war geschlossen und die Caféteria bestand nur aus einem Getränkeautomaten. Auch der Fürstengarten, von dem aus man nochmal eine schöne Aussicht auf Würzburg und den Main gehabt hätte, war leider nicht zugänglich. So machten wir uns vorsichtig (da der Weg inzwischen sehr zugeschneit und entsprechend rutschig war) wieder an den Abstieg und kehrten an der Alten Mainbrücke im schönen „Caféhaus Brückenbäck“ ein. Hier genossen wir nicht nur leckeres Essen, sondern auch den tollen Blick auf den Main und die historische Brücke.
Frisch gestärkt gingen wir schließlich zurück in die Altstadt und zum Dom St. Kilian, in dem es erfreulich warm war. Laut Reiseführer ist das Gebäude mit 105 Metern Länge einer der größten romanischen Sakralbauten Deutschlands, was man durch die dichte Bebauung rund herum aber von außen gar nicht so wahrnimmt.
Gleich neben dem Dom liegt das Neumünster. Es soll sich an der Stelle befinden, an der im Jahr 689 der Stadtpatron Kilian mit seinen Begleitern getötet wurde. Heute hat er seine letzte Ruhestätte in der Gruft unter dem Neumünster. Sehr beeindruckend fand ich auch die Deckengemälde:
Im Anschluss kehrten wir noch in der benachbarten Hugendubel-Filiale ein, wo ich prompt noch ein Weihnachtsgeschenk für einen meiner Söhne entdeckte. In diesem beeindruckend großen Buchtempel gab es auch ein sehr schönes Café, das jedoch bis auf den letzten Platz besetzt war. Deshalb nahmen wir die Straßenbahn zurück zu unserer Unterkunft und gönnten uns dort einen Kaffee und eine Rast, bevor wir am Abend wieder loszogen. Wir wollten gerne in eine typische Weinstube, ein sogenanntes „Bäck“, gehen, doch mussten wir schnell feststellen, dass es hier selbst unter der Woche schwierig war, ohne Reservierung einen Platz zu bekommen. So landeten wir stattdessen im „Uni-Café“, wo wir den Altersdurchschnitt zwar etwas anhoben, aber sehr gut zu Abend aßen – und einen Schoppen Wein gab’s dort natürlich auch.
3. Tag: Würzburg
Oh Freude, heute schien die Sonne! Also auf zur Residenz! Dafür bestiegen wir heute mal nicht die Straßenbahn (in Würzburg übrigens Straba genannt), sondern den Bus. Der imposante Platz vor dem Gebäude wäre sicher noch viel schöner, wenn er nicht als Parkplatz dienen würde. Im Hofgarten der Residenz konnten wir an diesem Dezembertag zwar keine Blumenpracht bewundern, dafür aber den Hofgarten- und den Felsenbrunnen, die beide trotz Minusgraden fröhlich plätscherten, was sehr dekorativ aussah:
Weil das Wetter so schön war, zog es uns als Nächstes nochmal zur Alten Mainbrücke, wo wir die Motive vom Vortag nochmal fotografierten, diesmal aber mit blauem Himmel:
Von dort spazierten wir am Mainufer entlang zum Alten Kranen, einem alten Hafenkran aus dem 18. Jahrhundert und ein weiteres Wahrzeichen Würzburgs. Fotos aus der Nähe habe ich aber nicht gemacht, denn auf der einen Seite des Krans saßen Leute, die ich nicht ungefragt mit im Bild haben wollte, auf der anderen Seite hatte ich Gegenlicht. Eine Weile genossen wir hier einfach den Sonnenschein und den Blick auf den Main, dann zog es uns zurück zur Innenstadt. Im ersten Stock des „Café Schönborn“ bekamen wir nicht nur leckeren Kuchen, sondern auch einen tollen Blick auf den Marktplatz, das Falkenhaus, die Marienkapelle und den Weihnachtsmarkt:
Danach wanderten wir am Mainufer entlang zurück zu unserer Unterkunft, was einen Spaziergang von gut einer halben Stunde bedeutete. Unterwegs hatten wir einen schönen Blick auf die Festung Marienberg und auf das „Käppele“, eine Wallfahrtskirche, die wir eigentlich gerne noch besucht hätten, allerdings haben wir davon Abstand genommen, weil sie am besten zu Fuß über viele Treppen und den sog. Stationenweg erreichbar ist – keine gute Idee bei Schnee und Schneematsch! So begnügten wir uns mit dem Blick von unten und heben uns das Käppele für den nächsten Würzburg-Besuch auf.
Nach einer kurzen Rast fuhren wir mit der Straba wieder zurück in die Altstadt, denn hier waren wir am Nachmittag mit der Würzburger Autorin Ulrike Sosnitza verabredet. Ich hatte Ulrike, die ich 2017 bei der lit.Love in München persönlich kennengelernt hatte, diesen Oktober bei der Frankfurter Buchmesse getroffen und ihr dabei erzählt, dass wir im Dezember eine Reise nach Würzburg planen. Daraufhin schlug sie vor, dass wir uns auf einen Kaffee treffen könnten und zwar im „Nähcafé Edeltraud“, das ihr als Inspiration zu ihrem Roman „Die Glücksschneiderin“ diente.
Wir verbrachten dort eine sehr nette Zeit miteinander und unterhielten uns prächtig. Danach blieb für Jens und mich noch etwas Zeit für einen Kaufhausbummel, bevor wir uns auf dem Weihnachtsmarkt mit unserem Sohn und seiner Freundin, die in Würzburg studiert, trafen. Nach einem Glühwein zum Aufwärmen zeigte Sophie uns noch etwas, was wir bislang übersehen hatten: Im Rathaus gibt es einen Gedenkraum zum Zweiten Weltkrieg, insbesondere zum 16. März 1945, denn an diesem Tag wurde die Würzburger Altstadt durch Bombardierungen in Schutt und Asche gelegt. Ein Stadtmodell zeigt eindrücklich das Ausmaß der Zerstörungen und machte uns sehr demütig und nachdenklich.
Danach besuchten wir gemeinsam das Lokal „Backöfele“ – wie gut, dass Sophie für uns reserviert hatte, denn vor dem urigen Lokal hatte sich bereits eine Warteschlange gebildet. Übrigens ist auch das „Backöfele“ in einem Roman von Ulrike Sosnitza verewigt, nämlich in „Novemberschokolade“, der in Würzburg spielt und den ich zur Einstimmung auf diesen Urlaub nochmal gelesen hatte. Hier verbrachten wir zusammen einen sehr netten Abend bei leckeren fränkischen Spezialitäten.
4. Tag: Rothenburg ob der Tauber, Nördlingen
Heute hieß es schon wieder Abschied nehmen von Würzburg. Unser erstes Etappenziel auf der Heimreise war Rothenburg ob der Tauber. Hier war ich vor vielen Jahren als Kind mal mit meinen Eltern und ich weiß noch, dass ich es als sehr touristisch empfunden hatte. Die Schilder in den Schaufenstern, die auf deutsch, englisch und japanisch beschriftet waren, hatten mich damals sehr beeindruckt. Entsprechend warnte ich Jens vor, dass wir einen Touri-Hotspot besuchen würden. Aber wir wurden positiv überrascht, denn wir waren bereits gegen elf Uhr vormittags dort (zu dieser Uhrzeit öffnete der Weihnachtsmarkt seine Pforten), da war es zwar nicht gerade einsam auf den Straßen, aber durchaus noch angenehm und nicht überlaufen. Und Rothenburg hat uns mit seinem mittelalterlichen Charme sofort verzaubert! Hier einige Impressionen:
Wir ließen uns einfach treiben, von einer Gasse zur nächsten, und riskierten auch mal einen lohnenden Blick in die Innenhöfe. In Rothenburg gibt es auch ein Mittelalterliches Kriminalmuseum. Das klingt spannend und hätte bestimmt einen Besuch gelohnt, aber zum einen wollten wir lieber noch ein bisschen durch den Ort bummeln, zum anderen schreckte uns auch das Glatteis am Eingang zum Museum ab. Gerade bei dem buckligen Kopfsteinpflaster musste man an manchen Stellen sehr aufpassen, um nicht auszurutschen.
Und natürlich durfte auch ein Besuch am Plönlein, Rothenburgs berühmtestem Fotomotiv, nicht fehlen. Ganz in der Nähe kehrten wir in einem Café ein, wo wir dann als Mitbringsel für daheim noch eine typische Spezialität der Region kauften: Schneeballen, ein Gebäck aus Mürbeteig, das mit Puderzucker bestäubt ist und mit verschiedenen Füllungen angeboten wird.
Nach einigen schönen Stunden kehrten wir schließlich zum Parkplatz zurück und fuhren weiter in Richtung Nördlingen. Auch hier war ich vor vielen Jahren schon mal und zwar mit meiner Schulklasse, es muss in der Unterstufe des Gymnasiums gewesen sein. Ich erinnere mich, dass wir das Donauries durchnahmen und in Nördlingen in Kleingruppen die Einheimischen interviewen sollten. Außerdem wusste ich noch, dass Nördlingen eine original erhaltene Stadtmauer hat, die die Altstadt komplett umschließt und auf der gesamten Länge von rund 2,6 Kilometern begehbar ist.
Leider hatte sich das Wetter, das in Rothenburg noch recht sonnig gewesen war, im Verlauf der Weiterfahrt verschlechtert. Als wir in Nördlingen aus dem Auto stiegen, pfiff ein eiskalter Wind durch die Gassen. Deshalb beschränkten wir uns auf einen kurzen Spaziergang durch die Altstadt und stärkten uns in einem schönen Café.
Am späten Nachmittag machten wir uns von Nördlingen aus nun endgültig auf die Heimreise. Solange wir noch auf der Landstraße unterwegs waren, lief alles prima. Kaum kamen wir jedoch bei Augsburg auf die Autobahn in Richtung München, standen wir im Stau. Und je näher wir der bayerischen Landeshauptstadt kamen, umso heftiger wurde auch der Schneefall. So waren wir froh, als wir am Abend wieder wohlbehalten zuhause eintrafen.
Auch wenn es während unserer Reise teilweise schon extrem frostig gewesen war, so haben uns die besuchten Orte doch allesamt sehr gut gefallen – und das Wetter bot zumindest einen guten Grund, in den vielen einladenden Lokalen einzukehren und in den schönen Geschäften zu stöbern! Die Region ist auf alle Fälle mehr als einen Besuch wert und das zu jeder Jahreszeit. Wir kommen definitiv wieder.