Bretonisch mit Herz

Erstellt am 24.4.23. Kategorie: Buchrezensionen
„Bretonisch mit Herz“
von Gabriela Kasperski
Bewertung
★★★★☆
Verlag Emons
Buchform Taschenbuch, eBook
Erschienen April 2022
Seiten 288
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Nun ist es schon wieder einen Monat her, seit die Schweizer Autorin Gabriela Kasperski in der Gemeindebücherei Vaterstetten zu Gast war und dort aus ihrem Bretagne-Krimi „Bretonisch mit Herz“ gelesen hat. Es war ein äußerst vergnüglicher Abend – und das nicht nur, weil wir vom Förderverein der Bücherei vor und nach der Lesung echt bretonischen Cidre ausgeschenkt haben! Nein, auch die Lesung selbst war sehr amüsant und unterhaltsam und hat mir definitiv Lust gemacht, diesen dritten Band ihrer Bretagne-Krimireihe endlich zu lesen. Vor der Veranstaltung hatte ich bereits die ersten beiden Bände „Bretonisch mit Meerblick“ und „Bretonisch mit Aussicht“ gelesen, im Mai soll bereits Band 4 „Bretonisch mit Sturm“ erscheinen, es wurde also höchste Zeit 😉

Inzwischen hat sich die Schweizerin Tereza Berger in ihrer neuen Heimat Camaret-sur-Mer eingelebt, auch wenn ihr Buchladen außerhalb der Touristensaison nur mäßig Gewinn abwirft. Da kommt das Shakespeare-Festival, das Tereza zusammen mit ihren Freundinnen plant, gerade recht, um neue Einnahmen zu generieren. Immerhin gibt es ja die Theorie, dass der berühmte englische Dichter einige Zeit in der Normandie und/oder der Bretagne zugebracht haben soll.

Mitten in den Trubel der Vorbereitungen platzt ein Anwaltschreiben: Jemand will Tereza das Haus streitig machen, das sie von ihrer Großtante Annie geerbt hat. Zwar ist Tereza im Besitz eines gültigen Erbscheins, doch es ist unklar, wie und von wem Annie einst das Haus erhalten hat. Also durchforstet Tereza ihre Unterlagen und will dabei endlich den Brief öffnen, den Annie ihr einst hinterlassen hat und den sie bis jetzt nicht zu öffnen gewagt hat. Doch statt eines Briefes stößt sie auf eine Art Tagebuch, das in London in den 1960er-Jahren spielt. Zwar geht es darin um eine gewisse Hanna und das Buch ist, anders als ein Tagebuch, in der dritten Person geschrieben, doch Tereza wird schnell klar, dass es sich dabei um Annies Lebensgeschichte handelt, die diese derart verklausuliert niedergeschrieben hat.

Und noch etwas entdeckt Tereza, nämlich Hinweise auf ein bisher unbekanntes Shakespeare-Stück, eine Art Vorläufer des „Mittsommernachtstraums“, das der Dichter wohl in der Bretagne geschrieben haben soll, inspiriert von der bretonischen Sagenwelt. Solch ein Manuskript wäre eine Sensation, kein Wunder also, dass viele Literaturwissenschaftler und andere Shakespeare-Fans sich darum reißen. Für das Festival ist das die beste Werbung, doch manche Leute sind offenbar bereit, über Leichen zu gehen, um an das Manuskript zu gelangen. Und wer zum Teufel ist dieser unheimliche Kapuzenmann, der Tereza immer wieder auflauert und ihr Angst einjagt?

Wie ich schon bei meiner Rezension zu Band 1 geschrieben hatte, ist Tereza keine Protagonistin, die mir auf Anhieb sympathisch war. Dafür ist sie mir zu sprunghaft, ihre Handlungen sind für mich oft nicht recht nachvollziehbar, ihre Gefühle kaschiert sie gerne mit Ruppigkeit. Dennoch habe ich beim Lesen automatisch mit ihr mitgefiebert, denn die Geschichte gibt einige Rätsel auf, die erst nach und nach gelöst werden, oft auf sehr unerwartete Weise. Erst ganz am Ende der temporeichen Erzählung wird klar, wie Annies Lebensgeschichte mit Shakespeare, dem Manuskript und den Besitzverhältnissen ihres Hauses zusammenhängt.

Mit diesem dritten Band wird zwar das Geheimnis um Terezas geerbtes Haus schließlich enthüllt, aber gleichzeitig werden einige neue Entwicklungen eingeleitet, die dann in Band 4 weiter erzählt werden. Ich bin also schon sehr gespannt darauf, wie die Geschichte weitergeht.

Hier noch zwei Fotos von der schönen Lesung in Vaterstetten:

[Werbung, unbezahlt]