Der Tote in der Dorfkirche

Erstellt am 10.6.23. Kategorie: Buchrezensionen
„Der Tote in der Dorfkirche“
von Richard Coles
Bewertung
★★★☆☆
Verlag Goldmann
Buchform Taschenbuch, eBook
Erschienen Mai 2023
Seiten 315
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Zur Zeit habe ich’s ja irgendwie mit den „Cozy Crime“ / „Wohlfühlkrimis“, da passte dieser hier perfekt in mein Beuteschema, nicht zuletzt deshalb, weil ich wirklich neugierig auf das Werk dieses ganz besonderen Autors war (dazu später mehr). Die Handlung entführt uns in die beschauliche englische Gemeinde Champton, irgendwann in den 1980er-Jahren. Reverend Daniel Clement ist Pfarrer der Kirche St. Mary’s und bis vor kurzem war sein größtes Problem, dass er in der Kirche gerne eine Toilette einbauen lassen würde. Daniel hat jedoch nicht damit gerechnet, dass diese Idee im Dorf derart kontrovers diskutiert wird: Einige Gemeindemitglieder sind vehement gegen diese Neuerung, andere wären durchaus dankbar für solch eine Annehmlichkeit. Plötzlich ist das Dorf in zwei Lager gespalten.

Und dann findet Daniel eines Abends den Archivar Anthony Bowness tot in der Kirchenbank – brutal erstochen mit einer Gartenschere. Nun herrscht natürlich erst recht große Aufregung im Dorf, alle sind erschüttert – und bald kristallisiert sich heraus, dass der Mörder einer der Dorfbewohner sein muss. Daniel macht sich im Gespräch mit seinen Schäflein so seine Gedanken, die er auch gerne mit dem ermittelnden Kommissar teilt. Doch obwohl es einige Verdächtige gibt, tappen die beiden lange im Dunkeln – bis zwei weitere Morde geschehen. Die Auflösung des Falls war für mich dann sehr überraschend.

Der Plot klingt erstmal nicht unspannend, doch leider fand ich die Erzählweise eher langatmig. Der erste Mord passiert etwa nach dem ersten Drittel des Buches, bis dahin plätschert die Geschichte nur so vor sich hin. Und auch dann sprang der Funke bei mir irgendwie nicht so recht über. Daniel als Protagonist ist nicht unsympathisch, doch so richtig „gepackt“ hat er mich nicht. Ich hatte nicht den Eindruck, dass ihm die Aufklärung des Mordes keine Ruhe mehr lässt – er ist also mitnichten so etwas wie eine Art männlicher Miss Marple im Priestergewand. 😉

Weitaus spannender als den Krimi finde ich persönlich ja die Lebensgeschichte des Autors selbst: Richard Coles war in den 1980ern zusammen mit seinem Kumpel Jimmy Somerville Mitglied der Popband „Bronski Beat.“ Anschließend gründeten die beiden das Duo „The Communards“ und hatten mit dieser Band immerhin drei Top10-Hits in den britischen Charts, u.a. „Don’t leave me this way“ und „Never can say goodbye.“ Richard wurde der Erfolg jedoch bald zuviel. Während sein Kumpel Jimmy als Solist weitere Hits landete, begann Richard, Theologie zu studieren. Etliche Jahre arbeitete er als Gemeindepfarrer, daneben war er aber auch Radiomoderator und nahm an verschiedenen TV-Shows teil – damit ist er der einzige Priester in England, der einen Nummer-Eins-Hit landete und an „Strictly Come Dancing“ (der britischen Version von „Let’s dance“) teilgenommen hat.

Seine Lebensgeschichte hat er in zwei Biografien niedergeschrieben, außerdem schrieb er nach dem Tod seines Partners das Buch „The Madness of Grief“, in dem er von seiner Trauer erzählt. „Der Tote in der Dorfkirche“ ist sein erster Krimi. In England ist das Buch 2022 unter dem Titel „Murder Before Evensong“ erschienen und erreichte Platz 1 der britischen Bestsellerliste. Ein zweiter Fall für Reverend Daniel Clement ist unter dem Titel „A Death in the Parish“ gerade frisch in England erschienen. Mehr zum Autor gibt es auf seiner Homepage.

So spannend ich die Biografie des Autors finde, so enttäuscht war ich dann doch von seinem Krimi, Bestseller hin oder her. Es war eine nette Lektüre für zwischendurch, mehr aber leider nicht.

[Werbung, unbezahlt] [Als Werbung gekennzeichnet, da Rezensionsexemplar erhalten]