Im Januar war ich bei einer Lesung mit der kroatisch-deutschen Schriftstellerin Alida Bremer. Das Besondere daran war, dass ich nicht als Besucherin dort war, sondern (zum ersten Mal) als Moderatorin. Zu verdanken hatte ich das einer guten Freundin und unserem hiesigen Partnerschaftsverein mit der kroatischen Stadt Trogir. Diese Städtepartnerschaft zwischen Trogir und meiner Heimatgemeinde Vaterstetten feiert heuer nämlich ihr 15-jähriges Bestehen, dazu sind im Laufe des Jahres mehrere Veranstaltungen geplant. Den Auftakt machte die Lesung mit Alida Bremer – wie ich finde, eine sehr gelungene Wahl, denn die Autorin steht wie kaum eine andere für den Brückenschlag zwischen Deutschland und Kroatien:
Alida Bremer, geboren in Split im heutigen Kroatien (Nachbarstadt von Trogir), ist eine kroatisch-deutsche Schriftstellerin, Übersetzerin und Literaturwissenschaftlerin. Mit 26 Jahren kam sie erstmals nach Deutschland und studierte u.a. in Saarbrücken und Münster, wo sie heute auch mit ihrer Familie lebt. Sie hat sich auf vielfältige Weise um die Völkerverständigung verdient gemacht: So arbeitete sie u.a. als Kuratorin für das Goethe-Institut, für die Leipziger Buchmesse 2008 leitete sie das Projekt „Kroatien als Schwerpunktland“ sowie in den Folgejahren das Projekt zum Schwerpunkt Südosteuropa. Für ihre Arbeit als Übersetzerin und Autorin erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen und Stipendien; für ihr Engagement zur interkulturellen Verständigung u.a. den Staatsorden der Republik Kroatien für ihre Verdienste um die kroatische Kultur. Der Deutschlandfunk bezeichnete sie als Brückenbauerin zwischen Literaturen und Kulturen.
Als mich meine liebe Freundin Branka Schröder, im Trogir-Verein zuständig für Kulturveranstaltungen, im vergangenen Sommer fragte, ob ich mir vorstellen könnte, diese Veranstaltung zu moderieren, habe ich zunächst gezögert, schließlich habe ich sowas noch nie zuvor gemacht. Aber sowohl Branka als auch mein Mann redeten mir zu und irgendwie hatte ich dann auch Lust darauf, das zu machen, schließlich war ich selbst schon oft genug bei Lesungen, weiß also in etwa, wie so etwas abläuft (oder idealerweise ablaufen sollte) – und vom Moment meiner Zusage an habe ich bei anderen Lesungen natürlich noch genauer auf die Moderator*innen geachtet. 😉
Dennoch: Je näher der Termin rückte, umso aufgeregter wurde ich, erst recht, als dann die offizielle Pressemitteilung des Trogir-Vereins erschien und ich dort schwarz auf weiß lesen konnte „die Moderation übernimmt die Journalistin und Buchbloggerin Susanne Edelmann“. Da bekam ich dann schon etwas Herzklopfen! Aber: Schon seit dem vergangenen Jahr habe ich mich nach und nach gut auf diese Lesung vorbereitet, Branka hatte mir zum Geburtstag den ersten Roman der Autorin geschenkt, die beiden weiteren Romane hat mir freundlicherweise der Verlag Jung und Jung als Leseexemplare zur Verfügung gestellt. Nach der Lektüre habe ich angefangen, mir Fragen für unser Gespräch zu überlegen. Und ich hatte das Glück, auf eine supernette Autorin zu treffen! Wir hatten vor der Lesung mehrfach per Mail Kontakt und schon da merkte ich, wie herzlich und unkompliziert sie ist. Sie erzählte mir, welche Textstellen sie lesen wollte, so dass ich meine Fragen darauf abstimmen konnte. Und so wich meine Aufregung, als der Tag der Lesung gekommen war, beinahe vollständig dem Gefühl der Vorfreude.
Hier ein paar Impressionen der Lesung: Branka Schröder (links im Bild) begrüßte die Gäste im vollbesetzten Konzertsaal der Musikschule.
Wie man auf diesen Fotos sehen kann, hatten wir bei der Lesung auch viel Spaß:
Das Schlusswort kam von Michael Baier, dem Vorsitzenden des Partnerschaftsvereins. Bevor wir dann zum gemütlichen Teil mit leckeren dalmatinischen Köstlichkeiten übergingen, haben wir natürlich noch ein Erinnerungsfoto gemacht:
Infos zu den Büchern von Alida Bremer:
Tesla oder die Vollendung der Kreise (erschienen 2023): Der Roman erzählt die Lebensgeschichte von Anton, der im Jahre 1905 als 17-Jähriger von Kroatien nach New York emigriert. Die Grundlage für diesen Roman bilden die Aufzeichnungen des realen kroatischen Arztes Ante Matijaca. Antons großes Idol ist der aus Serbien stammende Nikola Tesla, Erfinder des Wechselstroms, den er in New York tatsächlich einige Male trifft. Tesla gilt heute als eines der großen Genies auf dem Gebiet der Elektrotechnik, damals in New York hatte er aber eher den Ruf eines Exzentrikers, wie der Roman enthüllt.
Träume und Kulissen (erschienen 2021): Dieser Roman erzählt auf durchaus amüsante, aber zugleich ernste Weise von der Stadt Split im Jahre 1936, als die Hafenstadt deutschen Filmteams der Nazizeit als Kulisse für deren Propaganda- und Heile-Welt-Filme diente – und vielen Flüchtlingen als Ausgangspunkt auf ihrer Reise ins Ungewisse.
Olivas Garten (erschienen 2017): Eines Tages erbt die Protagonistin Oliva, die aus Kroatien stammt, aber inzwischen in Deutschland lebt, einen Olivenhain an der östlichen Adria. Damit beginnt ein schier aussichtsloser Kampf gegen die Bürokratie, Oliva muss immer neue Bescheinigungen besorgen: Geburts- und Sterbeurkunden, Heiratsdokumente und, und, und. Dadurch taucht sie unweigerlich immer tiefer in die Geschichte ihrer eigenen Vorfahren ein. Beim Lesen erfährt man auch sehr viel über die höchst wechselvolle Geschichte des heutigen Kroatiens.
Daneben arbeitet Alida Bremer auch als Übersetzerin für Werke anderer Autoren aus dem slawischen Sprachraum ins Deutsche. Im März 2019 begleitete sie sogar den deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier und seine Frau bei deren offiziellem Besuch in Kroatien – in unserem Gespräch gab sie einige sehr amüsante Anekdoten von dieser Reise zum Besten.