Das Weingut zum Glück

Erstellt am 6.8.24. Kategorie: Buchrezensionen
„Das Weingut zum Glück“
von Linn Greve
Bewertung
★★★★★
Verlag Emons
Buchform kartoniert, eBook
Erschienen März 2024
Seiten 301
Erhältlich beigenialokal.de

Auf der Leipziger Buchmesse 2024 habe ich eine wundervolle Lesung im Frauenzimmertheater besucht: Zwei Autorinnen des Emons-Verlages lasen dort aus ihren Romanen und beide Bücher haben mir so gut gefallen, dass ich sie an Ort und Stelle kaufte und signieren ließ. Eines davon ist „Das Weingut zum Glück“ von Linn Greve. Die Autorin hat bisher eine in Hamburg angesiedelte Krimireihe veröffentlicht, ist aber selbst auf einem Weingut an der Mosel aufgewachsen und genau dort spielt nun ihr erster Liebesroman:

Die Kölnerin Katharina ist Ende 30, arbeitet in einer Werbeagentur und ist heimlich mit dem Mann ihrer Chefin liiert. Sie fällt aus allen Wolken, als sie erfährt, dass sie von ihrem Onkel ein Weingut an der Mosel geerbt hat. Katharina hat keine Ahnung, wie sie dazu kommt, besagter Onkel war ein Bruder ihrer verstorbenen Mutter, den sie vor 30 Jahren zuletzt gesehen hat, weil ihre Mutter keinen Kontakt mehr mit ihm hatte. Vage erinnert sie sich an einen großen Streit, kennt aber dessen Ursache nicht.

Als Katharina auf dem Weingut ankommt, begegnen ihr die dortigen Mitarbeiter zunächst sehr zurückhaltend. Kein Wunder: Katharina ist eine Stadtpflanze, sie hat keinerlei Ambitionen auf die körperlich anstrengende Arbeit in den steilen Weinhängen. Am liebsten würde sie das Gut sofort verkaufen, aber so einfach ist das leider nicht, dafür hat ihr Onkel mit seinem Testament gesorgt. Der Einzige, der von dem Erbe hellauf begeistert ist, ist Katharinas alter Nachbar Ernst Wientapper: Kürzlich verwitwet, fehlt ihm in Köln eine sinnvolle Aufgabe. Er begleitet Katharina zur Testamentseröffnung und anschließend auf das Weingut und blüht dort regelrecht auf.

Katharina hingegen braucht Bedenkzeit. Sie kehrt nach Köln zurück, erhält dort jedoch eine schockierende Nachricht. Tief verletzt verkriecht sich Katharina auf dem Weingut, um dort ihre Wunden zu lecken. Ganz allmählich verfällt sie dann doch dem Charme der Region und lernt die Bewohner besser kennen. Gerade als die Zukunft wieder etwas rosiger aussieht, geschieht allerdings etwas, was Katharinas komplette Welt zum Einsturz bringt …

Man könnte meinen, die Geschichte ist recht vorhersehbar, aber weit gefehlt: Die Handlung wartet mit einigen überraschenden Wendungen auf und hat deutlich mehr Tiefe, als der kitschige Buchtitel vermuten lassen würde. Es geht um existentielle Fragen wie Herkunft, Familie und Lebenslügen. Das alles ist eingebettet in die liebliche Mosellandschaft und das Ambiente eines Betriebes, der sich auf herausragenden Riesling spezialisiert hat, was sehr anschaulich und interessant geschildert wird. Der Sprachstil der Autorin hat mir sehr gut gefallen: jung, frisch, ein bisschen frech, dabei sehr authentisch und einfühlsam.

Die perfekte Wohlfühllektüre für ein langes Wochenende auf der Couch oder Terrasse, vorzugsweise mit einem Glas trockenem Weißwein zu genießen 😉

[Werbung, unbezahlt]