„Die Freundin der Braut“ | |
von Nicolas Barreau | |
Bewertung
★★★★★
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Verlag | Kindler |
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Buchform | gebunden, eBook |
Erschienen | Juni 2024 |
Seiten | 270 |
Erhältlich bei | genialokal.de |
Seit langem bin ich ein großer Fan der Bücher von Nicolas Barreau. Ich mag den Schreibstil einfach, der mich sofort in eine fröhliche, unbeschwerte Stimmung versetzt und so viel französisches Flair versprüht, als würde ich gerade am Ufer der Seine entlang spazieren oder in einem der unzähligen Pariser Cafés sitzen. Leider habe ich es bislang noch nicht geschafft, alle bisher erschienenen Bücher zu lesen (zuletzt habe ich vor drei Jahren „Die Zeit der Kirschen“ gelesen), manche liegen noch auf meinem SuB oder auf der virtuellen Merkliste, aber als ich kürzlich diese Neuerscheinung bei netgalley.de entdeckt habe, konnte ich gar nicht anders, als den Titel sofort anzufragen.
In „Die Freundin der Braut“ erhält Jean-Pierre eines Tages gänzlich unerwartet eine schriftliche Einladung zur Hochzeit seines einstmals besten Freundes Paul. Er und Paul waren als Kinder unzertrennlich, ihre Freundschaft hielt an, bis beide junge Erwachsene waren, und zerbrach dann an einer Frau, die beiden gefiel. Über zehn Jahre ist das nun her, Jean-Pierre hat damals rigoros den Kontakt abgebrochen und alle Versuche Pauls, noch einmal miteinander zu reden, abgewehrt.
Doch seitdem ist viel Zeit vergangen und als Jean-Pierre nun diese Einladung erhält, kommen viele Erinnerungen hoch, nicht nur die negativen an das Zerwürfnis, sondern auch viele positive Gedanken an die Zeit ihrer intensiven Freundschaft. Also beschließt er, zu der Hochzeit zu fahren, um sich mit seinem einstmals besten Freund zu versöhnen.
Doch am Tag der Hochzeit geht so ziemlich alles schief, was nur schief gehen kann: Jean-Pierre will eigentlich am Vormittag von Paris aufbrechen, um rechtzeitig an dem Schloss in Aquitanien einzutreffen, in dem die Feier stattfinden soll. Doch dann schneit erst seine Ex-Freundin unangemeldet herein und macht ihm wieder einmal eine Szene, dann hat auch noch seine Großmutter einen Unfall, so dass Jean-Pierre sie zum Arzt bringen muss. Es ist bereits Mittag, als er endlich aufbrechen kann, aber unterwegs stellt er fest, dass er die Einladung mit der genauen Adresse nicht dabei hat, doch so ungefähr kann er sich immerhin noch an den Namen des Schlosses und des Ortes erinnern.
Dann nimmt ihm an einer Tankstelle eine unverschämte Rothaarige die Vorfahrt, wenig später hat er eine Autopanne, sein Handyakku ist leer – es scheint, als habe sich alles gegen ihn verschworen. Viel zu spät kommt er auf dem Schloss an, wo die Feier schon in vollem Gange ist. Vom Brautpaar ist nichts zu sehen, das ist gerade zur Brautentführung unterwegs. Dafür trifft Jean-Pierre die Rothaarige von der Tankstelle wieder, die sich als Juliette vorstellt, entwaffnend direkt ist und bei näherer Betrachtung eigentlich auch ganz nett … sehr nett. So beginnt eine vollkommen verrückte Nacht, die ganz anders endet, als Jean-Pierre sich das jemals hätte vorstellen können.
Zwar fand ich die Handlung in einigen Teilen ein wenig vorhersehbar, aber das machte nichts: Ich fand es durchaus spannend, im Laufe der Leküre zu erfahren, ob ich mit meiner Vermutung richtig liege oder nicht. Und die Geschichte ist so charmant geschrieben, dass ich förmlich durch die Seiten geflogen bin und das Buch in nur einem Tag verschlungen habe. Wieder einmal ist es Nicolas Barreau gelungen, mich vom ersten Moment an mitzunehmen in diese wundervolle Atmosphäre, die er – bzw. sie – in seinen/ihren Romanen so unnachahmlich zu kreieren versteht.
Inzwischen ist offiziell, was lange Zeit nur gemunkelt wurde: Hinter dem Pseudonym Nicolas Barreau steckt die deutsche Autorin und Verlegerin Daniela Thiele. Im Thiele-Verlag sind die Bücher von Nicolas Barreau auch ursprünglich erschienen, seit 2021 gibt es eine Neuauflage beim Kindler-Verlag (Rowohlt). Auf dessen Homepage findet sich auch ein ausführliches Interview mit der Autorin, in dem sie die Beweggründe für ihr Pseudonym genauer erläutert, für mich durchaus nachvollziehbar. Nur den wunderschönen Original-Covergestaltungen des Thiele-Verlages trauere ich immer noch ein bisschen hinterher, die haben für mich die locker-leichte Stimmung der Romane so wunderbar transportiert. Auf genialokal.de kann man die alten und neuen Cover gut miteinander vergleichen. Aber zum Glück sind Geschmäcker ja verschieden und letztlich kommt es auf den Inhalt an und den liebe ich einfach heiß und innig.
[Als Werbung gekennzeichnet, da Rezensionsexemplar erhalten]