O’zapft is!

„O'zapft is!“
von Margarete Prijak
Bewertung ★★★★☆
Verlag	Goldmann
Buchform	kartoniert, eBook
Erschienen	August 2024
Seiten	203
Erhältlich bei	genialokal.de

Nächste Woche beginnt in München das Oktoberfest, auch Wiesn genannt. Zugegeben, ich bin seit einigen Jahren eher ein Wiesn-Muffel: zu laut, zu voll, zu teuer, zu viele Besoffene … ich mag’s lieber klein und gemütlich. Als Kind, Teenager und junge Erwachsene bin ich allerdings sehr gerne aufs Oktoberfest gegangen und nach der Lektüre dieses Buches habe ich tatsächlich Lust bekommen, der Wiesn nochmal eine Chance zu geben.

Margarete Prijak ist nach eigener Aussage von klein auf mit dem Wiesn-Gen infiziert: Schon ihre Mutter und etliche andere Verwandte haben bereits vor ihr auf dem Oktoberfest als Bedienung gearbeitet und Margarete, von Kolleg*innen und Stammgästen liebevoll Maggy genannt, ist selbst nun auch schon seit über 30 Jahren mit dabei. Allerdings – und das ist wichtig – bedient sie nicht in einem Festzelt, sondern draußen, genauer gesagt im Biergarten des Augustiner-Festzelts. Und das ist in der Tat ein Unterschied, denn draußen geht es meist deutlich ruhiger und gemütlicher zu als drinnen. Maggy selbst beschreibt es so: Als Bedienung im Zelt siehst Du von Deinen Gästen nur den Hintern (weil alle auf den Bierbänken stehen), im Biergarten siehst Du ihnen ins Gesicht.

Und das ist Maggy wichtig, denn sie ist Bedienung mit Leib und Seele, sie will ihren Gästen eine schöne Zeit bereiten und dafür sorgen, dass die ihren Aufenthalt auf dem Oktoberfest genießen können. Kein Wunder also, dass sie im Laufe der Jahre viele Stammgäste gewonnen hat, die jedes Jahr getreulich wieder kommen. Aber auch der Zusammenhalt und die Freundschaft mit ihren Kolleg*innen ist Maggy wichtig, viele sind wie sie selbst schon seit Jahrzehnten mit dabei und zu einer richtigen Wiesn-Familie zusammengewachsen.

In ihrem Buch erzählt Maggy anschaulich von der Vorfreude, die schon zu Beginn des Kalenderjahres einsetzt und bis Mitte September stetig anschwillt. Sie erzählt von vielen kleinen Momenten, die ihre Arbeit besonders machen, von berührenden Begegnungen, aber auch von skurrilen Erlebnissen. Sie gibt einen Einblick in ihren Arbeitsalltag und den familiären Ausnahmezustand während der 16 Tage, an denen sie auf der Wiesn bedient.

Auswärtige Besucher finden in diesem Buch auch ein Kapitel Bayerisch für Anfänger, eine kleine Dirndl-Kunde, den ultimativen Wiesn-DNA-Test, eine Anleitung „Bayerisch fluchen leicht gemacht“, Dos und Don’ts auf der Wiesn und viele andere Tipps mehr, die auch für Einheimische interessant sind. Ihre Liebe und Leidenschaft zum Oktoberfest ist dabei in jeder Zeile deutlich spürbar.

Doch sie verschweigt auch die dunklen Seiten nicht: den furchtbaren Terroranschlag vom 26. September 1980, bei dem zwölf Menschen starben und über 200 weitere teils schwer verletzt wurden, die Verunsicherung nach dem 11. September 2001, die Coronajahre und vor allem die Auswirkungen von zu viel Alkoholgenuss. Denn das darf nicht verharmlost werden: Alkohol enthemmt, weswegen es rund ums Oktoberfest jedes Jahr eine steigende Anzahl von Gewaltdelikten gibt. So ist der Hinweiskasten zum Thema Sichere Wiesn insbesondere für Frauen extrem wichtig.

Doch trotz dieser negativen Aspekte überwiegt bei der Autorin die Begeisterung. Mir war das beim Lesen ehrlich gesagt manchmal etwas zu viel des Guten, vor allem bei der x-ten Wiederholung, wie toll doch ihre Wiesn-Family sei – so schön ich das finde, aber ich persönlich habe beim Oktoberfest bislang leider fast immer nur gestresste und unfreundliche Bedienungen erlebt. Aber vielleicht war ich auch nur beim falschen Zelt. Denn wie oben schon erwähnt: Insgesamt hat mir die Lektüre definitiv Lust auf einen Wiesnbummel gemacht – aber bitte mittags und unter der Woche. Und vielleicht kehre ich dann auch mal bei Maggy im Biergarten des Augustiner ein und freue mich dann über eine Bedienung, die mit so viel Herzblut bei der Sache ist.

Fazit: Schöne Lektüre für Münchner*innen und Auswärtige, perfekte Einstimmung auf’s Oktoberfest.

[Als Werbung gekennzeichnet, da Rezensionsexemplar erhalten]