„Wir tanzen in die Freiheit“ | |
von Juliane Michel | |
Bewertung
★★★★★
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Verlag | Heyne |
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Buchform | kartoniert, eBook |
Erschienen | September 2024 |
Seiten | 480 |
Erhältlich bei | genialokal.de |
Von Juliane Michel habe ich vor zwei Jahren den historischen Roman „Fräulein Wünsche und die Wunder ihrer Zeit“ gelesen, der mir sehr gut gefallen hat. Der Roman war in Frankfurt/Main in den 1950er-Jahren angesiedelt. Auch ihre zweiteilige Palmengarten-Saga, deren erster Band nun erschienen ist, spielt in Frankfurt, geht aber noch ein bisschen weiter zurück in die Vergangenheit, nämlich in die Zeit des Zweiten Weltkriegs und ins Jahr 1945.
Ganz ehrlich: Als ich dieser Tage das Rezensionsexemplar erhielt, hatte ich erst gar keine Lust, es zu lesen. Ein Buch, das in der Nazizeit spielt? Nach dem aus meiner Sicht niederschmetternden Wahlergebnis der Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen wollte ich nicht unbedingt noch schwarz auf weiß lesen, was da womöglich demnächst auf uns zukommen könnte, ich finde die aktuelle Entwicklung auch so schon beängstigend genug. Aber dann habe ich das Buch doch angefangen und was soll ich sagen? Es entwickelte sich zum absoluten Pageturner, so dass ich es kaum noch weglegen konnte und bis zum Ende mit der Protagonistin Elfie mitgefiebert habe.
Elfie ist 19 Jahre jung, als sie kurz vor Kriegsende ins zerstörte Frankfurt zurückkehrt. Zuletzt war sie als Flakhelferin in Nürnberg, nun ist sie einfach nur froh, dass das Grauen zu Ende ist. Sie ergattert einen Job als Aushilfsgärtnerin im von den Amerikanern besetzten Palmengarten, wo sie Klaus kennenlernt und sich mit ihm anfreundet – allerdings scheint Klaus ein Geheimnis zu verbergen, er spricht nicht über seine Vergangenheit oder seine Familie, doch wenn Elfie Hilfe braucht, steht er ihr bei.
In Rückblenden wird von der Zeit kurz vor und während des Krieges erzählt: Elfie lernte durch ihren Bruder Walther die Swing-Musik kennen und lieben und beide Geschwister gehörten bald zu einer Gruppe von „Swing-Kids“, die sich heimlich trafen, um die unter den Nazis verbotene Musik zu hören und zu tanzen.
Zitat: „Nur wenn sie tanzte, fühlte sie sich jung und lebendig. Nur dann konnte sie den Stumpfsinn ihres Lebens zwischen Schule, Fliegeralarm und der Dienstpflicht für den BDM vergessen.“
Den Nazis sind die unangepassten Jugendlichen ein Dorn im Auge und so kommt es, wie es kommen muss: Jemand verrät die jungen Leute an die Gestapo. Elfie landet im Gefängnis, wird unfassbarer Gewalt ausgesetzt und schließlich zum Arbeitsdienst und zur Flak geschickt.
Nach Kriegsende will Elfie nur noch vergessen, leben und ihre verlorene Jugend nachholen. Umso größer der Schreck, als sie ihren damaligen Peiniger von der Gestapo wiedertrifft, der noch immer frei herumläuft. Und als sie schließlich mit Klaus‘ Hilfe herausfindet, wer sie und ihre Freunde seinerzeit verraten hat, da bricht für Elfie eine Welt zusammen …
Wie oben erwähnt, habe ich von der ersten Seite an mit Elfie mitgefiebert und mitgebangt. Ich habe mich mitgefreut, wenn einer ihrer Bekannten endlich aus der Kriegsgefangenschaft heimkehrte, und mitgelitten, wenn sie die Nachricht bekam, dass jemand anders die Kriegsgräuel nicht überlebt hat. Die Verbrechen an den Juden kommen ebenso zur Sprache wie der Umgang mit Deserteuren und Zwangsarbeitern. Und doch ist da Elfies unbeugsamer Lebenswille, der sie immer wieder aufstehen lässt, so dass der Roman trotz aller Tragik mit einer hoffnungsvollen Note endet.
Im April 2025 soll die Fortsetzung unter dem Titel „Wir fangen das Glück“ erscheinen, in diesem Buch steht dann Elfies Freundin Helga im Mittelpunkt und der Klappentext verrät auch schon etwas über das Schicksal von Elfies Bruder Walther, so dass ich jetzt schon sehr gespannt auf diesen Roman bin.
Übrigens: Juliane Michel ist das Pseudonym der Autorin Ulrike Sosnitza, von der ich schon etliche Romane mit großer Begeisterung gelesen habe.
[Als Werbung gekennzeichnet, da Rezensionsexemplar erhalten]