In den letzten Monaten durfte ich wieder viele schöne Lesungen erleben, die allesamt vollkommen unterschiedlich waren: von heiter über besinnlich und erschütternd bis kriminell war alles dabei. Den Anfang machte wie so oft der Literarische Herbst in Zorneding, eine wunderbare Veranstaltungsreihe vom Förderverein der evangelischen Kirche in Zusammenarbeit mit der örtlichen Bücherei. Traditionell wird diese Reihe mit „Schrägen Kurzgeschichten“ eröffnet, die jedes Jahr unter einem anderen Motto stehen und von mehreren Ehrenamtlichen sowie dem Zornedinger Bürgermeister vorgelesen werden. Heuer lautete das Motto „Hin und weg – Schräge Kurzgeschichten über Fernweh und Heimatgefühle“. Hier mein Bericht aus der Ebersberger Zeitung vom 7.10.2024:
Wenig später folgte die erste von zwei Lesungen mit Literaturexpertin Ulrike Wolz, bei der sie in der Gemeindebücherei Vaterstetten interessante Roman-Neuerscheinungen vorstellte, die sich auch prima als Weihnachtsgeschenke eignen. Dafür habe ich einen eigenen Blogbeitrag gemacht, nachzulesen hier.
Im November war ich dann nochmal beim Literarischen Herbst. Zu Gast war diesmal die bekannte Schauspielerin Michaela May, die aus ihrer Biografie „Hinter dem Lächeln“ las. Und das war streckenweise wirklich erschütternd, denn was ich zuvor nicht wusste – und was wohl vor Veröffentlichung dieses Buches nur wenige enge Freunde und Verwandte wussten – war, dass Michaela May mit drei Geschwistern aufgewachsen ist, die sich alle drei im Erwachsenenalter das Leben nahmen. Als die Schauspielerin die entsprechenden Passagen aus ihrem Buch las, war es mucksmäuschenstill im Saal, man hätte die berühmte Stecknadel hören können. Hier mein Zeitungsbericht vom 25.11.2024:
Zum Glück ist Michaela May aber Profi genug, die Lesung dennoch heiter und versöhnlich enden zu lassen. Zudem entpuppte sie sich auch hinterher, als sie noch viele Bücher signierte, als überaus freundlich und sympathisch. Hier noch einige weitere Fotos:
Ende November war ich dann in der Gemeindebücherei Haar, denn dort las Bestsellerautorin Lisa Graf aus ihrem neuen Roman „Lindt & Sprüngli“. Lisa Graf war schon mit ihrer Dallmayr-Trilogie regelmäßig in der Bücherei zu Gast, auch ich hatte dort schon einige Lesungen mit ihr besucht (siehe hier) und freute mich sehr darauf, die sympathische Autorin wiederzusehen. Die Bücherei war wunderbar dekoriert und wie schon bei ihren früheren Lesungen hatte Lisa Graf auch diesmal wieder jede Menge Fotos und Anschauungsmaterial mitgebracht, um ihren Roman und ihre Erläuterungen damit zu illustrieren. Man beachte auch den tollen Blumenstrauß, den die Autorin vom Büchereiteam bekam: Er war dekoriert mit vielen roten Lindor-Schokokugeln, wie schön!
Anfang Dezember folgte dann die zweite Lesung mit Ulrike Wolz, diesmal im Buchladen Vaterstetten. Dabei ging es sehr weihnachtlich-besinnlich zu, was nicht nur an den großzügig aufgestellten Plätzchentellern lag, sondern vor allem am gelesenen Text: Wolz las nämlich aus Thomas Manns Jahrhundertwerk „Die Buddenbrooks“ Auszüge aus dem Kapitel „Weihnachten bei den Buddenbrooks“ und erfüllte sich damit selbst einen lang gehegten Traum. Weil mein Foto im EZ-Artikel vom 6.12.2024 leider beschnitten wurde, gibt es das Bild hier nochmal im Original, weil es, wie ich finde, die schöne weihnachtliche Stimmung so gut wiedergibt.
Apropos 6. Dezember: Am Nikolaustag folgte mein absolutes Lesungshighlight in diesem Jahr! An diesem Tag fand nämlich der erste Krimitag in Freilassing statt. Der Krimitag ist eine Veranstaltung des Syndikat, einer Vereinigung von Krimiautor*innen im deutschsprachigen Raum, und findet jährlich um den 8. Dezember herum an verschiedenen Orten statt, heuer eben erstmals auch in Freilassing nahe Salzburg direkt an der bayrisch-österreichischen Grenze.
Für mich das Besondere daran: Neben Lisa Graf, die ich exakt eine Woche zuvor ja schon bei ihrer Lesung in Haar erlebt hatte, sollte dort auch Manfred Baumann lesen, der Autor der von mir so geliebten Salzburg-Krimis. Da der Autor in Salzburg lebt und vornehmlich in Österreich auf Lesungen anzutreffen ist, hatte ich bisher noch nie die Gelegenheit gehabt, ihn live zu erleben.
Nun ist Freilassing von meinem Zuhause zwar gut 1 1/2 Stunden Autofahrt bzw. über 2 Stunden Bahnfahrt entfernt, aber für mich war klar: Wenn es irgendwie machbar sein sollte, dann will ich da hin! Zögern ließen mich jedoch zum einen das Wetter, denn es hätte ja sein können, dass Anfang Dezember meterhoch Schnee liegt – ich erinnere mich gut an eine Lesung mit Lisa Graf am 1. Dezember 2023, als meine S-Bahn auf dem Heimweg im Schnee steckenblieb, der Auftakt zu mehreren Tagen Schneechaos.
Zum anderen fand die Lesung in der zwar wirklich coolen Location „Lokwelt“ statt, einem Eisenbahnmuseum, das jedoch vom Bahnhof Freilassing ein gutes Stück entfernt liegt, Fußweg im Dunkeln durch eine relativ verlassene „spooky“ Gegend inklusive. Zum Glück konnte mein Mann sich aber spontan an diesem Tag freinehmen und so traten wir die Fahrt gemeinsam mit dem Auto an, was die Hin- und Rückfahrt wesentlich angenehmer machte.
So machten wir uns also am frühen Nachmittag auf den Weg und besuchten zunächst noch den Freilassinger Christkindlmarkt, der allerdings nicht sehr lohnend war, denn es gab ungelogen an jedem der ca. zehn Stände Glühwein – und sonst quasi nichts. Keine Kerzen, keine Weihnachtsdeko … das fanden wir etwas trostlos.
Die Lesung begann um 18 Uhr, wir waren aber schon pünktlich zum Einlass um 17:30 Uhr da und ergatterten Plätze in der ersten Reihe. Somit hatten wir noch Zeit, uns ein wenig in der Lokwelt umzuschauen, die die Räumlichkeiten für den Krimitag in Kooperation mit der Stadtbücherei Freilassing zur Verfügung stellte.
Insgesamt sieben bekannte Autorinnen und Autoren aus Bayern und Österreich lasen an diesem Abend Auszüge aus ihren Krimis – leider hatte jede*r nur sechs Minuten Zeit, dann leuchtete ein Blaulicht auf und der Moderator, Autor und Herausgeber Lutz Kreutzer, ließ einen „Warnschuss“ erklingen. Musikalisch umrahmt wurde die Lesung ganz hervorragend von zwei jungen Musikerinnen an Gitarre und Querflöte. Einige Eindrücke:
Was ich ein bisschen schade fand: Für meinen Geschmack stand der Tisch des Moderators ein wenig zu sehr im Mittelpunkt der Bühne, während der niedrigere Tisch, an dem die Autor*innen lasen, arg in die Ecke gerückt war (man sieht das auf dem Bild mit Lisa Graf). Den Lesetisch hätte man durchaus etwas mehr in den Mittelpunkt rücken können. Manfred Baumann war der Einzige, der sich gar nicht erst hinsetzte, sondern für seine Lesung stehenblieb, was mir bessere Fotos ermöglichte, ohne dass Leselampe oder Mikro das Gesicht des Autors verdeckten. Das Autorenduo Iny Lorentz (das Ehepaar Iny Klocke und Elmar Wohlrath) war übrigens zu zweit gekommen, für die Lesung kam jedoch nur Elmar Wohlrath auf die Bühne, für seine Frau war das aufgrund einer Gehbehinderung zu beschwerlich.
Lisa Graf las übrigens diesmal nicht aus ihrem „Lindt“-Roman wie eine Woche zuvor, sondern aus ihrem Bad Reichenhall-Krimi „Kurschattenaffäre“, den ich auch sehr gemocht hatte, und Manfred Baumann las aus „Mörderwalzer“, eben jenem Salzburg-Krimi, der zu einem guten Teil auf Schloss Leopoldskron spielt und mich zu meinem Salzburg-Ausflug im August animiert hatte.
Schon vor der Lesung hatte ich mir von Manfred Baumann die Bücher „Mörderwalzer“ und „Mozartkugelkomplott“ signieren lassen und ein paar kurze Worte mit dem Autor wechseln können, ebenso wie mit Lisa Graf. In der Pause hatte ich dann ein sehr nettes Gespräch mit dem Ehepaar Iny Lorentz. Die beiden wohnen wie ich im Landkreis Ebersberg und ich war sehr überrascht, als Elmar Wohlrath aus einem zeitgenössischen Kurzkrimi vorlas, der im Ebersberger Forst spielt und den das Ehepaar zur Krimi-Anthologie „Myrrhe, Mord und Marzipan“ beigesteuert hatte, denn ehrlich gesagt kannte ich Iny Lorentz bisher nur als Autoren historischer Romane. Klar, dass ich mir diese Anthologie nun unbedingt kaufen musste, ich wollte doch wissen, was genau da im Ebersberger Forst passierte 😉 Als ich am Büchertisch entdeckte, dass an dem Buch auch viele weitere von mir sehr geschätzte Autor*innen mitgewirkt haben, u.a. Gisa Pauly, Kästner & Kästner, Regine Kölpin und Thomas Kastura, um nur einige zu nennen, freute ich mich umso mehr. Das Buch ließ ich mir dann gleich von Iny Lorentz signieren und dabei haben wir uns wirklich sehr nett unterhalten.
Nach der Pause gab es noch ein Podiumsgespräch unter dem Motto „Leben im Knast: Krimi und Wirklichkeit“. Neben Lutz Kreutzer und einigen Autor*innen nahm daran Anja Ellinger, die Leiterin zweier bayerischer Justizvollzugsanstalten, teil. Der Eintritt zur Lesung war übrigens kostenfrei, dafür wurde um Spenden an die Deutsche Opferhilfe e.V. gebeten. Und zum Finalfoto kam sogar Iny Klocke noch mit auf die Bühne:
Danach konnte ich dann noch ein Erinnerungsfoto mit Lisa Graf und Manfred Baumann machen. Die Belichtung ist zwar nicht so toll, ich freue mich aber trotzdem riesig über das Bild:
Nach der Lesung kehrten mein Mann und ich noch in einem italienischen Restaurant ein, wo wir sehr lecker zu Abend aßen und sogar noch die Perchten sahen, die abends durch die Straßen von Freilassing zogen. Ein rundum gelungener Abend!