„Der Tanz der Schäfflerin“ | |
von Yngra Wieland | |
Bewertung
★★★★★
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Verlag | Burgenwelt Verlag |
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Buchform | Taschenbuch, e-Book |
Erschienen | Dezember 2015 |
Seiten | 338 |
Erhältlich bei | Buchladen Vaterstetten, AP Buch Baldham |
Im Herbst 2014 durfte ich die Autorin auf einem Schreibworkshop kennenlernen. Seitdem verfolgte ich mit Spannung den Werdegang ihres Buches und freute mich riesig, als kurz vor Weihnachten das Rezensionsexemplar bei mir eintraf. Die Weihnachtsfeiertage waren dann auch der perfekte Zeitpunkt für diese spannende Lektüre.
Worum geht es? München im Jahr 1634. Wieder einmal treibt die Pest ihr Unwesen in der Stadt und hinterlässt Tod, Trauer und Angst. Jakoba, die Tochter des Schäfflermeisters, hat bereits als kleines Kind den traditionellen Tanz der Schäffler, der Fassmacher, erlebt. Schon damals hat der Tanz nach einer Pestepidemie den Menschen neuen Lebensmut gegeben. Seitdem ist es Jakobas Traum, einmal diesen Tanz mitzutanzen, obwohl das nur den Männern der Zunft erlaubt ist. Sie überredet ihren Vater, den Tanz erneut aufzuführen und verfolgt aus einem Versteck heraus die Proben. Dabei wird sie erwischt und wegen unziemlichen Verhaltens ins Gefängnis gesteckt. Jakoba gelingt die Flucht, dabei lernt sie den Schäfflergesellen Sylvester kennen, der mit seinen ganz eigenen Dämonen zu kämpfen hat, denn der Waisenjunge wurde als Kind in einem Kloster missbraucht, sein Bruder kam damals ums Leben.
Sylvester lässt sich von Jakobas unbändiger Lebenslust anstecken, gemeinsam beschließen sie, ihren Traum vom Tanz der Schäffler wahr werden zu lassen. Tatsächlich gelingt es Jakoba, sich unter die männlichen Tänzer zu schmuggeln, doch dann endet alles in Chaos und Aufruhr. Jakoba wird der Hexerei angeklagt, ihr droht der Tod auf dem Scheiterhaufen. Sylvester und Jakobas Freunde versuchen, Jakobas Unschuld zu beweisen. Dabei muss sich Sylvester auch mit seinem früheren Peiniger, dem Chorherr Wiguläus von Treuchtling, auseinandersetzen und schließlich schaltet sich sogar Maximilian I., Kurfürst und Herzog von Bayern höchstpersönlich ein.
Beim Lesen des Buches taucht man unversehens ein in das mittelalterliche München. Ohne romantische Verklärung erfährt man, wie es den Handwerkern und einfachen Leuten in der Stadt damals ging. Straßen, die noch heute existieren wie der Färbergraben, der Oberanger oder die Sendlinger Straße, betrachtet man daraufhin unwillkürlich mit anderen Augen. Eingebettet in eine äußerst packende Geschichte, lernt man außerdem viel Wissenswertes über die Schäfflerzunft, ihren Tanz und dessen Figuren. Christian Baumann, der 2. Vorsitzende des Fachvereins der Schäffler München, hat ein Vorwort beigesteuert.
Die Autorin Yngra Wieland lebt in Heimstetten bei München. Die Idee zu diesem Roman entstand 2012, als sie einem Schäfflertanz zuschaute und erlebte, wie ein kleines Mädchen, dessen Vater und Bruder Schäfflertänzer waren, heulend hinter diesen herlief und ebenfalls mittanzen wollte. „Der Tanz der Schäfflerin“ ist Wielands erster historischer Roman, weitere sind in Vorbereitung, unter anderem eine Geschichte über die Isarflößer und den Bau der Münchner Frauenkirche im 15. Jahrhundert. Außerdem hat sie den Fantasyroman „Majane und der weiße Falke“ für Kinder und Jugendliche geschrieben. Im „wahren Leben“ ist sie Dozentin und Heilpraktikerin für Psychotherapie und hat als solche bereits einige Fachartikel veröffentlicht.
Diese Rezension ist am 31. Dezember 2015 in etwas gekürzter Form auch in der Ebersberger Zeitung erschienen:
Im Buchladen „Heimstettener Bücherwurm“ (in dem es neben Büchern übrigens auch Wolle und allerhand Bastelbedarf gibt) konnte ich die Autorin kürzlich auf einer Lesung live erleben. Stilecht in einem Mittelaltergewand las sie nicht nur aus ihrem Buch, sondern garnierte ihre Lesung obendrein mit vielen interessanten Infos zur Münchner Historie und mit Abbildungen, die die Stadt im 16. Jahrhundert zeigen: