„Böse Leute“ | |
von Dora Heldt | |
Bewertung
★★★★★
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Verlag | dtv |
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Buchform | Taschenbuch, eBook, Hörbuch |
Erschienen | Februar 2016 |
Seiten | 448 als Taschenbuch |
Erhältlich bei | AP-Buch Baldham, Buchladen Vaterstetten |
Seit langem bin ich ein großer Fan der Autorin Dora Heldt. Bekannt wurde sie mit Romanen wie „Urlaub mit Papa“ oder „Tante Inge haut ab“, die sogar fürs Fernsehen verfilmt wurden. Mir gefällt ihr Schreibstil, der es einem leicht macht, sich in die Hauptfiguren der Romane hineinzuversetzen. Die Geschichten klingen zwar beim ersten Blick auf den Klappentext oft eher seicht, sind es meiner Meinung nach aber nicht, weil die Figuren mit all ihren Stärken und Schwächen sehr reell und nachvollziehbar dargestellt werden und die Handlung bei allem Herz-Schmerz doch immer auch viel Tiefgang hat. Dazu kommt, dass die meisten ihrer Geschichten an einigen meiner Sehnsuchtsorte spielen, nämlich in Hamburg, auf Sylt, auf Norderney und an der Schlei.
Nun hat Dora Heldt nach mehreren Romanen und Kolumnen ihren ersten Krimi geschrieben und auch der spielt auf Sylt. Dort nämlich hält eine Einbruchserie die Polizei in Atem. Eingebrochen wird aber nicht in den teuren Luxusvillen der selten anwesenden Zweitwohnungsbesitzer, sondern in ganz normalen Häusern von älteren, alleinstehenden Frauen. Die Angst geht um unter den Einheimischen – sehr zum Ärger von Karl, ehemals Hauptkommissar von Westerland und seit kurzem in Ruhestand. Seiner Meinung nach arbeitet die Polizei viel zu lasch, deshalb bietet Karl sich an, seinen ehemaligen Kollegen unter die Arme zu greifen, was ihm aber prompt Ärger mit seinem Nachfolger einbringt, der ihm sogar mit Hausverbot auf der Polizeidienststelle droht. Also bleibt Karl gar nichts anderes übrig, als auf eigene Faust zu ermitteln. Unterstützung erhält er dabei von seinem guten Freund Onno, Chorschwester Inge und Strohwitwe Charlotte. Und es dauert gar nicht lange, da verfolgt das pfiffige Rentnerquartett tatsächlich eine erste heiße Spur.
Nebenbei erlebt Witwer Onno seinen zweiten Frühling mit einem der Einbruchsopfer, außerdem zieht seine Tochter Maren plötzlich wieder bei ihm ein – die ist ausgerechnet Polizistin und tritt gerade ihre neue Stelle auf dem Polizeirevier in Westerland an. Dort trifft Maren auf einen alten Bekannten, dem sie lieber nicht mehr begegnet wäre. Und dann ist da auch noch Marens beste Freundin Rike, die sich in Andreas verliebt. Doch was hat Andreas mit den Einbrüchen zu tun? Als schließlich auch noch ein Mord passiert, gerät das betagte Ermittlerquartett in eine brenzlige Situation.
Die Handlung der Kriminalgeschichte ist durchaus spannend, wenngleich sicher nicht so packend oder gar blutrünstig wie in manch anderen Krimis – zum Glück, zumindest für meinen Geschmack. Herrlich liebenswert sind vor allem die vier Rentner mit ihren Marotten und Eigenarten beschrieben, ich musste beim Lesen sehr oft schmunzeln. Was die Auflösung des Kriminalfalls angeht, so hatte ich bald eine gewisse Ahnung, dennoch hielt die Geschichte noch so manche überraschende Wendung für mich parat.
Vor zwei Wochen hatte ich im Rahmen des Münchner Krimifestivals das Glück, Dora Heldt auf einer Lesung in München erleben zu dürfen – es war ihre erste Lesung in Bayern überhaupt und dann auch noch an einem sehr skurrilen Ort, nämlich im Sektionssaal des Instituts für Rechtsmedizin. Am dortigen Hausherrn, Prof. Dr. Matthias Graw, der als Moderator durch den Abend führte, ist ein echter Entertainer verloren gegangen. Und so erfuhren die rund 400 Zuhörer auch noch allerhand Spannendes über die Arbeit der Rechtsmediziner in München, die für ganz Südbayern zuständig sind. Rund 2.500 Leichen haben sie pro Jahr auf ihren Untersuchungstischen liegen, zum Glück sind nicht alle Opfer von Gewaltverbrechen, aber auch das kommt vor – und nicht nur im „Tatort“, der ebenfalls hier gedreht wird.
Einige Fotos von der Lesung – natürlich habe ich mir hinterher auch ein Autogramm geholt: