Wenn wir auf die Frage nach unserem Urlaubsziel zur Antwort gaben „nach Porto“, dann kam meist die Rückfrage: „Wohin? Nach Portugal?“ Ja, nach Porto im Norden von Portugal. Noch immer ist diese Stadt anscheinend ein Geheimtipp für Städtereisen, dabei gibt es dort so viel zu sehen. Was Porto z.B. mit Harry Potter und mit Red Bull zu tun hat und was man dort außer Energydrinks noch so trinken kann, das verrate ich in diesem Bericht.
Mittwoch, 30. August 2017: Anreise und erste Eindrücke
Als wir früh am Morgen unsere Plätze an Bord der Lufthansa-Maschine von München nach Porto eingenommen hatten, meldete sich der Pilot über Funk und lobte die Passagiere für ihr diszipliniertes Einsteigen, so dass früher als erwartet „boarding completed“ vermeldet werden konnte – allerdings nutzte das nichts, denn in Porto herrschte Nebel, deshalb konnten die Flugzeuge dort nur mit größeren Abständen landen als sonst üblich. Um Wartezeiten in der Luft zu vermeiden, würden wir also mit einer halben Stunde Verspätung in München starten.
Der Flug an sich war wunderschön, bis kurz vor Porto hatten wir klare Sicht. Nach dem Start konnte ich den Chiemsee erkennen, dann die Alpenkette, den Bodensee und Zürich. Erst im Norden Portugals wurde es dann tatsächlich neblig und Porto empfing uns grau in grau, aber der Pilot versicherte, dass es im Laufe des Tages noch aufklaren werde.
Der Flughafen von Porto ist hell und modern und wir bekamen erfreulich schnell unser Gepäck. Nun galt es, die Rätsel um die Tarife der Metro zu lösen. Da gibt es die sogenannte Andante-Card, die man entweder als Karte für einen oder mehrere Tage lösen kann oder aber als eine Guthaben-Karte nutzt. In diesem Fall lädt man den Preis für ein bis zehn Fahrten einer bestimmten Tarifzone auf die Karte und muss die Karte vor jeder Fahrt an ein Lesegerät halten. Ich hatte mich schon zuhause im Internet damit auseinander gesetzt, insgeheim aber gehofft, hier an einem Infoschalter nochmal nachfragen zu können. Leider fanden wir keinen Infoschalter, sondern nur Automaten, die aber immerhin auch auf Englisch Auskunft gaben. Schließlich kauften wir uns alle drei je eine Andante-Card (die Dinger sind nicht übertragbar) und luden sie mit jeweils einer Fahrt der Tarifzone 4 auf, denn unsere Fahrten in den kommenden Tagen würden definitiv kürzer sein und weniger Tarifzonen beinhalten.
Die Metrofahrt ins Zentrum dauerte eine halbe Stunde und führte durch schmucklose Vororte mit tristen Wohnsiedlungen. Uns gegenüber saß ein englisches Pärchen, mit dem wir ins Gespräch kamen. Die Frau war offensichtlich nicht zum ersten Mal in Porto, sie konnte uns hinsichtlich der Andante-Card beruhigen, dass wir genau das Richtige gekauft hätten. Außerdem erzählte sie uns vom Red Bull Air Race, das am kommenden Wochenende stattfinden würde, weswegen einige Buslinien umgeleitet würden – gut zu wissen!
Als Unterkunft für diese Woche hatten wir uns für eine Ferienwohnung entschieden. Diese lag zentral zwischen den beiden Metrostationen Bolhao und 24 de Agosto, die beide je rund 500 Meter entfernt sind und von fast allen Metrolinien angefahren werden. Allerdings war rund um den Campo 24 de Agosto gerade eine Großbaustelle, was es mit unseren Koffern im Schlepptau nicht gerade einfach machte, die Wohnung zu erreichen. Dort wurden wir von der Vermieterin freundlich willkommen geheißen. Sie zeigte uns jeden Raum, erklärte uns die verschiedenen technischen Geräte, gab uns das WLan-Passwort und viele wertvolle Tipps. Die Wohnung ist in echt genau so schön wie auf den Fotos und sie ist super ausgestattet: In der Küche stehen Kaffee, Tee, Nudeln, Müsli, Essig, Öl, Gewürze und vieles andere schon bereit, so dass man sich darum nicht mehr kümmern muss. Wir richteten uns erstmal häuslich ein und brachen schließlich zu einem ersten Erkundungsrundgang auf.
Der führte uns zunächst in die Bäckerei an der Ecke, wo wir uns ein wenig stärkten, schließlich hatte es im Flugzeug nur einen Snack gegeben. Dann folgten wir der Rua de Fernandes Tomás in Richtung Mercado do Bolhao. Auf dem Weg dorthin bekamen wir mit der Capela Das Almas einen ersten wunderschönen Eindruck von den vielen herrlichen Azulejos, die wir in den kommenden Tagen noch bewundern würden:
Direkt an dieser Kirche liegt auch die Rua de Santa Catarina, Portos beliebteste Einkaufsmeile. In dieser Fußgängerzone lässt es sich herrlich bummeln. Erfreulicherweise entdeckte ich aber nur wenige der Ladenketten, die sonst in so ziemlich jeder Fußgängerzone vertreten sind. Das gilt generell für Porto: Hier gibt es noch sehr viele kleine, ungewöhnliche Geschäfte mit einem Sortiment abseits des Mainstream.
An der Rua de Santa Catarina liegt auch das Majestic Café, das ich unbedingt noch besuchen wollte. Allerdings nicht gleich jetzt, im Moment hatte ich nur eine Frage an den Türsteher, denn ich hatte im Internet gelesen, dass dort am kommenden Abend eine Fado-Show stattfinden sollte. Die wollten wir besuchen und ich hätte gern einen Tisch dafür reserviert. Der freundliche Mann gab uns die Auskunft, dass der Fado-Abend nicht hier, sondern im Café Guarany stattfinden würde (die beiden Cafés gehören zusammen). Er beschrieb uns den Weg dorthin und so landeten wir wenige Minuten später auf der Praca da Liberdade, wo sich das Café befindet. Einige Eindrücke von unterwegs:
Nachdem wir im Café unseren Tisch reserviert hatten, machten wir uns auf den Rückweg. Dabei kamen wir auch zur Markthalle Mercado do Bolhao. Hier war an diesem Nachmittag nicht mehr allzu viel los, aber dennoch genug, um dort viel Zeit beim Stöbern zu verbringen:
Auf dem Weg zurück zu unserer Wohnung machten wir noch Station in einer Filiale von Pingo Doce, das ist eine Supermarktkette, die wir schon im vergangenen Jahr in unserem Algarve-Urlaub kennengelernt hatten. Einigermaßen erschöpft und vollbeladen mit Lebensmitteln kehrten wir in unsere Unterkunft zurück und beschlossen, einen Tipp unserer Vermieterin zu beherzigen. Sie hatte uns nämlich das Restaurant Madureira in der Nähe empfohlen und erzählt, dass dazu auch ein hervorragendes Take-away gehöre, falls man mal keine Lust habe, abends auswärts zu essen, aber auch nicht selbst kochen wolle. Dieser Tipp war Gold wert und wir sollten ihn im Laufe des Urlaubs noch einmal beherzigen.
Donnerstag, 31. August 2017: Stadtbesichtigung
Für heute Vormittag hatten wir einen Besuch in der Livraria Lello geplant. Auf dem Weg dahin kamen wir u.a. an der Kirche Santo Ildefonso mit ihrer herrlichen Azulejo-Fassade vorbei, wir sahen schöne Ladenportale und erhaschten einen ersten Blick auf den Torre dos Clérigos, eines der Wahrzeichen von Porto. Außerdem passierten wir wieder die Praca da Liberdade, die sich heute bei Sonnenschein und blauem Himmel wesentlich freundlicher präsentierte als am Vortag.
A Vida Portuguesa
Kurz bevor wir die Buchhandlung Lello erreichten, machten wir Halt beim Laden A Vida Portuguesa. Dieses wunderbare Geschäft ist definitiv einen Besuch wert! Es gibt dort portugiesische Produkte (Lebensmittel, Haushaltswaren, Bücher, Accessoires und vieles mehr), die allesamt ein wenig wirken wie aus der Zeit gefallen und genau darum so interessant sind. Auch architektonisch ist der Laden ein Schmuckstück:
Livraria Lello
Nun war es also endlich soweit: Dem Besuch der Livraria Lello sah ich mit sehr gemischten Gefühlen entgegen. Regelmäßig ist dieses Geschäft in Bildbänden vertreten, die die schönsten Buchläden der Welt präsentieren. Seine Berühmtheit verdankt der Laden aber auch der Legende, dass J.K.Rowling, die Autorin von Harry Potter, hier angeblich zur Architektur von Hogwarts inspiriert wurde. Ob das tatsächlich stimmt, weiß ich nicht, aber wer den Laden einmal gesehen hat, glaubt diese Geschichte gern. Und Fakt ist, dass J.K. Rowling in den frühen 1990er Jahren eine Weile in Porto gelebt hat und nach eigenem Bekunden hier die ersten Kapitel jener Romanreihe geschrieben hat, für die sie später Weltruhm erlangen sollte.
Wie auch immer: Dank dieser Geschichte ist die Livraria Lello hoffnungslos überlaufen – so überlaufen, dass sie mittlerweile Eintritt kostet. Im Internet hatte ich viele negative Bewertungen gelesen, denn man muss sich die Eintrittskarten zu derzeit 4 Euro erst an einem Ticketschalter um die Ecke kaufen (und meistens dort schon Schlange stehen). Danach muss man sich am Eingang des Buchladens erneut anstellen und teils lange Wartezeiten in Kauf nehmen, bis man dann endlich in einen Laden eingelassen wird, der dermaßen voller Leute ist, dass man weder in Ruhe fotografieren, geschweige denn in Büchern stöbern kann.
Das klang ja nun nicht so toll, deshalb schrieb ich vor unserem Urlaub einfach mal ein Mail an den Buchladen und fragte nach, wie das denn mit dem Onlinekauf von Eintrittskarten genau funktioniere (dieser wird auf der Webseite des Buchladens angeboten) und wann denn aller Erfahrung nach die beste Zeit für einen Besuch sei, schließlich hatten wir eine ganze Woche Zeit und waren flexibel. Die Antwort kam nach zwei Tagen und war sehr freundlich und ausführlich. Die Onlinetickets kosten inkl. Vorverkaufsgebühr 5,50 Euro, sind also etwas teurer als vor Ort. Dafür spart man sich erstens das lästige Anstehen am Ticketschalter und zweitens auch die Warteschlange vor dem Laden, denn man wird sofort eingelassen – sofern man innerhalb des gebuchten Zeitfensters ankommt. Kommt man mit mehr als einer Stunde Verspätung, darf man zwar trotzdem noch rein, muss aber vor dem Laden ganz normal anstehen wie alle anderen Besucher auch. Unabhängig davon, ob man die Tickets vor Ort oder online kauft, wird der Kaufpreis aber angerechnet, wenn man im Laden ein Buch erwirbt (ein Ticket pro Buch, gilt nicht für den Kauf von Souvenirs und Geschenkartikeln, sondern nur für Bücher). Außerdem erhielt ich die Auskunft, dass vormittags unter der Woche die ideale Zeit für einen Besuch sei. Also buchte ich kurzerhand drei Onlinetickets für Donnerstag um 10.30 Uhr, das war die frühestmögliche Zeit.
Und tatsächlich funktionierte der Einlass reibungslos. Lediglich Jens wurde aufgehalten und gebeten, seinen Rucksack zuvor noch in ein Schließfach (ebenfalls um die Ecke vom Laden) zu sperren. Drinnen war es tatsächlich sehr voll, dennoch stand ich da erst einmal ehrfürchtig angesichts der fantastischen Architektur. Und mit ein wenig Geduld gelangen dann auch ein paar schöne Fotos mit nur wenigen Leuten darauf. Hier einige Impressionen:
Erstaunlicherweise blieb mein Mann, der solchen Massentourismus sonst so gar nicht mag, ganz gelassen. Er schnappte sich ein Buch über Portwein (sogar in deutscher Sprache), setzte sich in einen Sessel und schmökerte. Damit war er wohl der entspannteste Besucher im ganzen Laden, weil alle anderen hektisch versuchten, sich gegenseitig zu fotografieren, ohne dabei Fremde mit im Bild zu haben.
Es gibt im Buchladen auch Bücher in deutscher Sprache, allerdings beschränkt sich die Auswahl fast ausschließlich auf Reiseführer über Porto und Portugal. Ich entdeckte einen wunderschönen Bildband, der die vielen Azulejo-Fassaden, schmiedeeisernen Balkongitter, Türen, Street Art und andere Impressionen von Porto zum Thema hat. Außerdem gibt es einen kleinen Bildband über den Buchladen selbst zum Preis von sechs Euro, erhältlich in diversen Sprachen. Somit konnten wir zumindest zwei unserer Tickets beim Kauf der Bücher anrechnen lassen (Jens hatte das Portwein-Buch mittlerweile so intensiv studiert, dass er es nicht mehr kaufen wollte, weil er meinte, nun eh alles Wissenswerte auswendig zu können).
Nach gut einer Stunde verließen wir die Livraria Lello wieder. Mein persönliches Fazit: Trotz des Massenandrangs hat sich der Besuch gelohnt, sogar mein Mann war von dem wunderschönen Laden sehr beeindruckt. Allerdings ist die Livraria Lello für mich kein Ort, an dem ich gemütlich nach Büchern stöbern möchte, sondern eher ein Museum.
Galeria de Paris
Als wir wieder aus dem Laden traten, herrschte dort noch weitaus größerer Trubel als eine Stunde zuvor. Doch nur wenige Meter weiter zweigt von der Rua das Carmelitas, wo sich der Buchladen befindet, die Galeria de Paris ab, eine beschauliche Seitenstraße, in der es herrlich ruhig war. Hier befinden sich einige Clubs, wo sich die Nachtschwärmer treffen, aber auch das Café Galeria de Paris, das unbedingt einen Besuch wert ist. Mein Sohn drückte es so aus: „Hier sieht es aus wie in einem Wimmelbild.“ Recht hat er: An den Wänden hängen Musikinstrumente, Spielsachen und sogar ein Auto, in den Vitrinen werden alte Telefone, Radios und andere Alltagsgegenstände ausgestellt. Im Untergeschoss hängen Fahrräder von der Decke (allein schon deshalb lohnt sich der Weg in Richtung WC), in einer Ecke steht ein alter Spielautomat, in einer anderen ein Klavier.
Erstaunlicherweise war es hier fast vollkommen leer, einige Zeit waren wir drei die einzigen Gäste. Dabei kann man hier nicht nur Kaffee trinken, sondern auch zu Mittag essen.
Clérigos und Sao Bento
Frisch gestärkt wollten wir nun den Torre dos Clérigos besteigen. Laut Reiseführer erklimmt man 225 Stufen, um dann in 76 Metern Höhe einen herrlichen Ausblick über Porto genießen zu können. Aber als wir am Ticketschalter ankamen, hieß es, dass es derzeit Wartezeiten von rund 45 Minuten gebe, also verzichteten wir auf den Aufstieg und begnügten uns mit einem Besuch der oval gebauten Kirche:
Von dort führte uns der Weg über kleine Gässchen in Richtung Bahnhof Sao Bento. Einige Impressionen von unterwegs:
Der Bahnhof Sao Bento ist berühmt für seine Azulejos: Rund 20.000 blau-weiße Fliesen setzen sich in der Bahnhofshalle zu imposanten Bildern zusammen, was dem Bahnhof den Ruf einbrachte, einer der schönsten der Welt zu sein. Auf den Fliesen werden Szenen dargestellt, die für Portugal bedeutsam sind oder waren: historische Ereignisse ebenso wie Ochsenkarren mit Portweinfässern.
Angesichts der Abfahrtshalle hatten Felix und ich beide den gleichen Gedanken: „Jetzt fehlt nur noch der Hogwarts-Express!“ Hinterher wurde uns klar, warum wir den nicht gesehen hatten: Wir waren einen Tag zu früh dran, denn der Hogwarts-Express fährt ja erst am 1. September. Logisch, oder?
Kathedrale Sé
Nicht weit vom Bahnhof befindet sich Portos Kathedrale Sé, ein monumentaler Sakralbau in romanischem Stil. Allerdings muss man auf dem Weg dorthin ein Stück bergauf gehen. Überhaupt ist Porto sehr hügelig, es geht ständig bergauf oder bergab, man muss viele Treppen steigen und das Pflaster ist oft bucklig, gutes Schuhwerk ist also unbedingt vonnöten.
Auch die Kathedrale beeindruckte uns vor allem mit ihren Azulejos sowie mit dem schönen Kreuzgang:
Vom Vorplatz der Kathedrale aus hat man einen hervorragenden Blick über die Stadt und auf der anderen Seite sieht man den Fluss Douro. Von hier aus machten wir uns an den Abstieg über unzählige Treppenstufen in Richtung Ribeira, also der Promenade am Ufer des Douro.
Ribeira
So ruhig und besinnlich es an und in der Kathedrale war, so lebhaft ging es an der Ribeira zu. Hier reiht sich ein Lokal und Souvenirgeschäft ans nächste, vom Ufer aus starten Ausflugsboote zu Schifffahrten auf dem Douro, an vielen Ständen wird für den Besuch einer der vielen Portweinkellereien am gegenüberliegenden Ufer geworben und so ganz nebenbei wurde gerade auch für das Red Bull Air Race aufgebaut, das am kommenden Tag mit den ersten Trainingsflügen über dem Douro beginnen sollte. Schon jetzt kreisten immer wieder Hubschrauber über dem Fluss. Nachdem wir ausgiebig Portos allerwichtigstes Wahrzeichen, die Brücke Ponte Dom Luis I., bewundert hatten, setzten wir uns in ein Café und ließen das bunte Treiben auf uns wirken.
Frisch gestärkt, aber dank des warmen und sonnigen Wetters auch etwas verschwitzt, beschlossen wir, uns bei einem Schiffsausflug den Wind um die Nase wehen zu lassen. Wir entschieden uns für eine knapp einstündige 6-Brücken-Fahrt. Dabei fährt man natürlich auch unter der Ponte Dom Luis I. hindurch, die Théophile Seyrig, ein gebürtiger Berliner und Schüler von Gustave Eiffel, im Jahre 1886 fertiggestellt hat (im Auftrag von König Dom Luis I., daher der Name). Ein Stück weiter gelangt man zur Brücke Maria Pia, benannt nach der Gattin des Königs. Diese Brücke wurde schon 1877 erbaut und zwar von Gustave Eiffel höchstselbst.
Auf der Fahrt kamen wir auch direkt an den aufblasbaren Pylonen vorbei, die die Piloten des Red Bull Air Race ab dem Folgetag umfliegen würden.
Nach der Fahrt stellte sich für uns die Frage: Wie kommen wir den steilen Hügel nun wieder hinauf? Denn von der Ribeira bis zu unserer Ferienwohnung waren es zu Fuß zwar nur anderthalb Kilometer, der Großteil der Strecke ging allerdings steil bergauf. Gerne wären wir mit der Standseilbahn Funicular dos Guindais gefahren, die die Ribeira mit dem höher gelegenen Stadtteil Batalha verbindet, doch leider war die Bahn geschlossen – warum auch immer, denn lt. Webseite hat sie im August täglich von 8 Uhr bis Mitternacht geöffnet. Zum Glück gibt es da außerdem noch den Elevador da Lada, einen Aufzug, der uns zumindest fast wieder auf das Niveau der Kathedrale brachte und noch nicht einmal etwas kostete. Auch den schönen Ausblick gab’s gratis.
Fado-Abend
Am späten Nachmittag erreichten wir ziemlich erschöpft und mit schmerzenden Füßen unsere Wohnung. Wir hatten an diesem Tag wesentlich mehr gesehen, als ich ursprünglich eingeplant hatte. Die Wege innerhalb des Zentrums sind doch eher kurz und alles liegt nahe beinander, doch die vielen Steigungen darf man nicht unterschätzen. Nun erholten wir uns erst einmal ausgiebig, denn schließlich hatten wir am Abend noch Großes vor.
Unser Weg führte uns erneut zum Café-Restaurant Guarany an der Praca do Liberdade. Dieses wunderbare Kulturcafé ist eines von drei Cafés, die in meinem herrlichen Bildband „Die schönsten Cafés in Europa“ (ganz nach unten scrollen) bei der Stadt Porto genannt werden, die beiden anderen sind das Majestic Café und das Café Galeria de Paris. Hier speisten wir ganz vorzüglich zu Abend (und das trotz des sehr gediegenen Ambientes zu durchaus erschwinglichen Preisen), bevor wir schließlich in den Genuss der für Portugal so typischen Fadomusik kamen. Das Trio bestand aus einer Sängerin, einem Gitarristen mit klassischer Akustikgitarre und einem Gitarristen mit einer typischen Fado-Gitarre. Die Sängerin erläuterte jedes Lied auf portugiesisch und auf englisch und ich war überrascht, dass Fado bei weitem nicht nur schwermütig und melancholisch klingt (so wie ich es vorher gelesen hatte), sondern zuweilen auch durchaus beschwingt wie ein Landler. Leider waren die Zuschauer nicht so ruhig, wie ich es mir gewünscht hätte, es wurde während der Musikdarbietung fröhlich gelacht, geredet und mit dem Besteck geklappert. In einem Roman hatte ich erst kürzlich gelesen, dass es während des Fado eigentlich mucksmäuschenstill sein muss. Ist es das nicht, hören die Musiker sofort auf zu singen und zu spielen. Als ich unsere Kellnerin später darauf ansprach, bestätigte sie mir das, meinte aber auch, dass das in einem Restaurant wie diesem nicht durchführbar sei. In speziellen Fado-Lokalen sei das aber tatsächlich so üblich. Wie auch immer, uns hat es sehr gut gefallen.
Freitag, 1. September 2017: Am Meer
Nach diesem anstrengenden Besichtigungstag wollten wir es heute etwas ruhiger angehen lassen und ans Meer fahren. Dafür nahmen wir den Bus, der direkt am Douro entlang bis nach Foz do Douro fährt, wo der Fluss in den Atlantik mündet. Hier kann man kilometerweit an einer herrlichen Strandpromenade entlang flanieren, in einer der zahlreichen Strandbars einkehren oder die Füße ins Wasser tauchen (was aber sehr kalt war). Der Strand hier wurde immer wieder von Felsen unterbrochen und war streckenweise recht feinsandig, meist aber eher grobkörnig, fast schon ein Kiesstrand. Zudem war es hier sehr windig und damit deutlich kühler als in der Stadt.
Auf der Busfahrt und auch später sahen wir immer mal wieder Sportflugzeuge, die für das Red Bull Air Race trainierten und einen ziemlichen Aufruhr verursachten. Auch ein Kreuzfahrtschiff sahen wir, die „Silver Muse“.
Für den Rückweg wieder den Bus zu nehmen anstelle der Metro, war allerdings keine gute Idee: In Portos Innenstadt waren wegen des Air Race schon etliche Straßen gesperrt, was zu entsprechenden Staus im Feierabendverkehr führte. Unser Bus steckte mittendrin fest, aber wir hatten ja Zeit. Auf dem Weg von der Haltestelle zur Ferienwohnung kauften wir noch frische Garnelen ein, die wir mit Nudeln zubereiteten, mmmmh!
Samstag, 2. September 2017: Märkte und Geschäfte
Mercado de Portobelo und Igreja do Carmo
Im Reiseführer hatte ich gelesen, dass am Samstag Vormittag ein Flohmarkt auf der Praca de Carlos Alberto stattfinden soll. Also machten wir uns auf den Weg dorthin, vorbei an der Kirche Igreja de Santissima Trindade. Der Markt war dann allerdings weniger ein Flohmarkt als vielmehr eine Art Künstlermarkt und auch sehr klein, aber trotzdem sehr hübsch.
Immerhin: Als wir weiter die Straße entlang bummelten, entdeckten wir etliche Stände mit Souvenirs, vornehmlich aus Kork. Schon im Algarve-Urlaub war ich ja an keiner Cork-Shop-Filiale vorbeigekommen und hatte mir letztlich ein Kosmetiktäschchen gekauft, von dem ich nach wie vor begeistert bin. Das Material ist weich und anschmiegsam wie Leder, dabei aber unempfindlich und widerstandsfähig. Ich hatte also schon vor dem Porto-Urlaub verkündet, mir auch diesmal ein paar Andenken aus Kork kaufen zu wollen. Zwar haben wir in Porto keine Filiale von Cork-Shop entdeckt, aber an Läden, die Korkwaren verkaufen, mangelte es trotzdem nicht. Da ich kurz vor dem Urlaub zu meinem Geburtstag ein neues Handy bekommen hatte, suchte ich vorrangig nach einem Etui dafür, doch das war schwierig, weil es Handys ja in sooo vielen unterschiedlichen Größen gibt. Meine Freude war also groß, als ich hier an einem Stand endlich ein Etui entdeckte, das wie angegossen passte, mir auch optisch sehr gut gefiel und noch dazu sehr günstig war. Und weil ich gerade so schön dabei war, kaufte ich mir auch noch einen Gürtel und einen Fächer aus Kork. Felix suchte nach einem Gürtel aus portugiesischem Leder, konnte sich aber noch nicht so recht zum Kauf entschließen.
Unser Weg führte geradewegs weiter zur Igreja do Carmo, die mir aus der Entfernung schon vor zwei Tagen aufgefallen war, als wir am Buchladen Lello gestanden waren. Heute besichtigten wir die Azulejo-geschmückte Kirche von innen:
Casa Oriental
Dann umrundeten wir die Universität von Porto und besuchten neben der Clérigos-Kirche den Laden Casa Oriental. Dieses Geschäft, das mir im Reiseführer wegen seiner schönen Fassade aufgefallen ist, wird von „Reise Know-How“ folgendermaßen beschrieben: „Einkaufen wie früher“, ein Kolonialwarenladen mit Kaffee, Tee, Nüssen, getrockneten Früchten und Stockfisch. Groß war daher unser Erstaunen, als wir den Laden betraten, denn dort gibt es nur eines: Sardinenbüchsen! Die allerdings in rauen Mengen und mit schönen Verzierungen. Generell lieben die Portugiesen Konservendosen mit nostalgischen Mustern, hier gab es nun Sardinenbüchsen mit aufgedruckten Jahreszahlen und Fakten zum jeweiligen Jahr. Ideal für Touristen, die ihren Daheimgebliebenen ein typisches Souvenir mit ihrem jeweiligen Geburtsjahr mitbringen können. Wie ich über Google erfahren habe, hat der Laden sein Sortiment wohl erst kürzlich geändert. Auch wenn wir keine Sardinen kaufen wollten, so lohnte der außergewöhnliche Laden trotzdem einen Besuch:
Impressionen
Nun ließen wir uns einfach treiben, spazierten durch enge Gässchen und durch die Rua des Flores, angeblich Portos schönste Straße. Dort gibt es in der Tat viele schöne Lokale und Geschäfte, aber ob es wirklich die schönste Straße ist? Schwer zu sagen bei so vielen malerischen Ecken, wie diese Stadt sie hat! Vorbei an einem Knopfladen, der vor der Tür mit einem Knopf-verzierten Motorroller Werbung für sich machte, erreichten wir schließlich den Mercado Ferreira Borges, in dem ebenfalls ein Kunsthandwerkermarkt untergebracht ist. Von der Terrasse aus konnte man durch eine Lücke zwischen den Häusern hindurch zur Ribeira sehen und die Menschenmassen dort erahnen, denn schließlich fand heute das Qualifying des Red Bull Air Race statt, das bereits Tausende von Besuchern anlockte. Wann immer ein Sportflugzeug über dem Douro seine Loopings drehte, ging ein vielstimmiges Raunen durch die Menge, das bis zu uns herauf zu hören war.
Majestic Café
Uns war heiß, wir hatten Hunger und Durst, doch irgendwie waren alle Lokale in der Nähe brechend voll. Nachdem wir eine ganze Weile schwitzend bergauf gelaufen waren, schlug ich vor, dann doch gleich bis zum Majestic Café zu gehen, da wollten wir ja schließlich eh noch hin. Gesagt, getan, allerdings hatte man dort auch nicht gerade auf uns gewartet. Vor dem Café hatte sich bereits eine Warteschlange gebildet, denn hier gilt: wait to be seated. Der Türsteher war aber trotz des Ansturmes sehr freundlich (überhaupt haben wir auch in diesem Urlaub nur freundliche, entspannte Portugiesen getroffen). Das Majestic Café ist eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten Portos wegen seiner prachtvollen Ausstattung im Stile der Pariser Belle Epoque. Hier waren schon etliche Berühmtheiten zu Besuch, unter anderem auch J.K. Rowling – allerdings zu einem Zeitpunkt, als sie noch nicht berühmt war. Angeblich hat sie hier die ersten Seiten zu Harry Potter geschrieben, so steht es zumindest in ihrer Biografie. Vermutlich war es damals noch nicht so voll im Café und die Atmosphäre war noch inspirierender als heutzutage, aber uns hat es dennoch sehr gut dort gefallen. Ich habe mir übrigens die Spezialität des Hauses bestellt, „rabanadas“, eine Art „arme Ritter“, siehe hier. Sehr süß und sehr, sehr lecker!
Gut gestärkt machten wir uns schließlich auf den Heimweg, wo wir den Rest des Nachmittags faul auf dem Balkon verbrachten. Abends besuchten wir dann das Restaurant Madureira, diesmal aber nicht das Take-away, sondern das Restaurant selbst, wo wir offensichtlich die einzigen ausländischen Gäste waren, weil das Lokal abseits der Touristenpfade liegt. Die Kellner konnten aber alle sehr gut Englisch, wir wurden sehr freundlich bedient und haben sehr lecker und reichlich gegessen.
Sonntag, 3. September 2017: Vila Nova de Gaia
Heute wollten wir nach Gaia auf der anderen Seite des Flusses Douro, um von dort zunächst das Red Bull Air Race anzuschauen und später eine der Portweinkellereien zu besichtigen. Felix hatte sich gewünscht, die Brücke Dom Luis I. zu Fuß zu überqueren, also wollten wir heute die Gelegenheit dazu nutzen – so der Plan. Doch als wir dort ankamen, war die Brücke aus Sicherheitsgründen für Fußgänger und Autos gesperrt. Nur die Metro durfte noch fahren. Also kehrten wir um und gingen zur nächsten Metrostation am Bahnhof Sao Bento, um von dort aus die eine Station über die Brücke bis zum Jardim do Morro zu fahren. Tja, mit dieser Idee waren wir nicht alleine. Vor den drei (!) vorhandenen Ticketautomaten stauten sich die Besucher – wie wir später erfuhren, waren an diesem Tag rund 600.000 Leute in der Stadt (Porto hat gut 210.00 Einwohner). Wie es schien, stand ein guter Teil dieser Besucher hier an den Automaten Schlange. Auch wir mussten unsere Andante-Karten aufladen, aber immerhin wussten wir inzwischen, wie das ging. Wirklich intuitiv ist das System aber definitiv nicht, denn die meisten der Besucher standen erstmal ziemlich hilflos vor den Geräten. Es dauerte über eine halbe Stunde, bis wir an der Reihe waren. Zwischendurch hatte ich überlegt, ob wir nicht einfach auf der Porto-Seite des Douro bleiben, das Air Race von der Ribeira aus ansehen und den Besuch der Weinkeller auf Montag verschieben sollten. Aber ein Polizist an der gesperrten Brücke hatte mir gesagt, dass es an der Ribeira deutlich voller sei als am Ufer in Gaia, außerdem hätten wir hier Gegenlicht gehabt – ganz schlecht zum Fotografieren. Also durchhalten! Endlich hatten wir unsere Tickets und konnten in die volle Metro steigen, die dann prompt gar nicht am Jardim do Morro hielt, sondern erst an der nächsten Station, weil dadurch die Besucherströme etwas entzerrt werden sollten. Zum Glück sind die beiden Stationen aber keine 500 Meter voneinander entfernt.
Red Bull Air Race
Nun hatten wir es also endlich nach Gaia geschafft und standen zunächst am Rande des Jardim do Morro. Die Sicht von hier war aber nicht so gut, deshalb drängte ich auf einen Standortwechsel. Dazu nutzten wir die Teleférico de Gaia, eine Seilbahn, die parallel zum Douro-Ufer vom Jardim do Morro hinunter zur Uferpromenade führt. Schon von hier hatte man eine herrliche Sicht auf Porto:
Direkt neben der „Talstation“ der Seilbahn gab es an der Uferpromenade eine Fußgängerbrücke über einen künstlich angelegten Bachlauf. Hier konnten wir etwas erhöht stehen und hatten einen hervorragenden Blick auf den Douro und das Spektakel vor und über uns. Wir kamen gerade recht zur „round of 16“, bei der die letzten 16 Piloten ihre Flugkünste unter Beweis stellten. Das Red Bull Air Race ist eine Weltmeisterschaft, die an verschiedenen Orten ausgetragen wird. Ziel ist es, möglichst schnell und fehlerfrei einen vorgegebenen Parcours zu fliegen.
Felix hat ein kurzes Video gedreht, viel Spaß beim Anschauen:
Bevor anschließend die besten acht Piloten gegeneinander antraten, gab es noch einige Side Acts, zum Beispiel Fallschirmspringer, Tandemflieger und die alte Douglas DC-6B, Baujahr 1958, die wir im Frühjahr 2015 schon besichtigt hatten, und zwar im Hangar 7 am Salzburger Flughafen, der Heimat von Red Bull.
Taylor’s Port
Die Stimmung war fantastisch, alle Besucher waren gut drauf, klatschten und jubelten eifrig und trotz der vielen Menschen ging es sehr entspannt zu. Trotzdem wurde es uns an unserem Standplatz mitten in der prallen Sonne irgendwann einfach zu warm, also entschlossen wir uns, allmählich den Weg in Richtung Taylor’s Port einzuschlagen. Warum wir gerade dorthin wollten, wo es doch in Gaia sooo viele Portweinkellereien gibt, hat zwei Gründe: Zum einen war mein Brieffreund Markus erst kürzlich mit seiner Familie dort und hat mir davon vorgeschwärmt. Zum anderen kann man dort die Kellereien mit einem Audioguide ganz individuell im eigenen Tempo besichtigen, während es bei den meisten anderen Kellereien Führungen zu festen Uhrzeiten gibt und die sind auch nicht immer gerade dann auf Englisch oder gar auf Deutsch, wenn wir gerade Zeit und Lust hätten. Taylor’s entpuppte sich schon beim ersten Anblick als gute Wahl:
Wir fühlten uns wie auf einem ländlichen Weingut und genossen erst einmal eine Rast im Schatten der weinumrankten Pergola, bevor wir unseren Rundgang begannen. Der führte uns nach einer kurzen Einführung im schönen Salon direkt in die Lager, wo ein unverkennbarer Duft in der Luft lag – der sogenannte „Angels‘ Share“, der aus den hölzernen Portweinfässern entweicht.
Über eine Stunde hielten wir uns in dem äußerst sehenswerten Museum auf (wobei: Es ist ja nicht nur ein Museum, sondern wirklich eine noch heute aktiv genutzte Kellerei) und erfuhren dabei viel Wissenswertes über die Geschichte von Taylor’s, die Entstehung und Herstellung von Portwein, über das Douro-Tal, wo dieser Wein angebaut wird, und über die verschiedenen Sorten und Qualitäten von Portwein:
Am Ende der Führung bekamen wir dann je ein Glas weißen und roten Portwein in die Hand gedrückt und durften uns damit im wunderschönen Rosengarten niederlassen, der an den Tasting Room anschließt. Ach ja, Felix bekam keinen Portwein, weil er noch nicht 18 ist, sondern ein Glas Traubensaft und zwei Tüten mit Knabbergebäck. Natürlich durfte er aber bei uns mal probieren. Wir hatten zudem Gutscheine für ein weiteres Glas Portwein (diese Gutscheine werden einem in Porto förmlich nachgeschmissen), so dass wir sehr entspannt fast eine weitere Stunde gemütlich in diesem netten Garten saßen und dem fernen Motorengeräusch der Sportflugzeuge lauschten, denn das Red Bull Air Race neigte sich inzwischen dem Ende zu.
Bevor wir aufbrachen, warfen wir natürlich noch einen Blick in den Shop und ins Restaurant, von dessen Terrasse aus man einen herrlichen Blick auf Porto hat. Dann machten wir uns auf den Rückweg zur Metrostation. Auf dem Weg dorthin kamen wir zu dieser witzigen Treppe – wieder einmal hieß es eifrig bergauf gehen. Dafür entdeckten wir, als wir am Jardim do Morro ankamen, dass die Ponte Dom Luis I. inzwischen wieder für Fußgänger freigegeben worden war. So kamen wir also doch noch in den Genuss dieser fantastischen Ausblicke – mit der Metro nur wenige Zentimeter neben uns.
Wieder neigte sich ein äußerst ereignisreicher Tag seinem Ende zu. Weil in Porto viele Restaurants am Sonntag Abend geschlossen haben und wir ohnehin schon recht müde waren, gingen Jens und Felix wieder zu „unserem“ Take-away – und kehrten mit so großen Portionen zurück, dass damit auch die Essensfrage für den kommenden Tag geklärt war!
Montag, 4. September 2017: Einkaufen in Porto
Heute ließen wir es ruhig angehen, auf dem Programm stand lediglich, noch ein paar Mitbringsel einzukaufen. Dafür gingen wir nun endlich einmal in die Shopping Mall Via Catarina, die wir bislang immer nur von außen gesehen hatten. Der Eingang ist sehr unscheinbar, umso überraschter waren wir, wie groß und vor allem wie schön gestaltet die Mall von innen war:
Hier gab es nun zwar auch ein paar mehr Geschäfte, die zu größeren Ketten gehören, dabei handelte es sich aber vornehmlich um solche, die bei uns zuhause nicht so oft vertreten sind. Von der Via Catarina gingen wir weiter zum Mercado do Bolhao, wo ich noch einmal in Sachen Kork zuschlug und mir sowohl eine Handtasche als auch einen hübschen Topfuntersetzer kaufte. Daneben kauften wir noch etwas Obst und Gemüse ein und bewunderten dann wieder einmal die schönen Ladenfassaden im Umfeld der Markthalle:
Auf dem Rückweg wurde dann auch Felix endlich fündig und erstand für wenig Geld einen schönen schwarzen Gürtel aus portugiesischem Leder. Den Rest des Tages verbrachten wir gemütlich in unserem Apartment, wo wir später schon einmal begannen, unsere Koffer zu packen. Denn für den folgenden Tag – unseren letzten Urlaubstag – hatten wir noch einen großen Ausflug geplant, von dem wir sicherlich erst spät zurückkommen würden.
Dienstag, 5. September 2017: Ausflug in den Norden
Für den heutigen Tag hatten wir einen Mietwagen gebucht, um einen Ausflug in den Norden zu machen. Weil es in der Stadtmitte nicht so viele Mietwagenstationen gibt und wir somit ohnehin erst einmal mit der Metro hätten fahren müssen, entschlossen wir uns, den Mietwagen ab/bis Flughafen zu buchen. Das hatte den Vorteil, dass wir am nächsten Tag mitsamt unserem Gepäck mit dem Auto zum Flughafen fahren konnten und von der Mietwagenstation per Shuttlebus gleich direkt zu unserem Abflugterminal gebracht werden würden, so dass wir unsere Koffer nicht noch einmal über Baustellen und holprige Gehwege zur Metro schleppen mussten.
Guimaraes
Vom Flughafen aus fuhren wir über die Autobahn zunächst nach Guimaraes. Diese Stadt gehört zum UNESCO-Welterbe und wird auch die Wiege Portugals genannt, da hier Afonso Henriques geboren wurde, der später Portugals erster König werden sollte. Deshalb war Guimaraes auch die erste Hauptstadt Portugals.
Obwohl Guimaraes nur gute 50 Kilometer nordöstlich von Porto liegt, ist die Atmosphäre hier eine völlig andere, was sicher auch daran liegt, dass diese Stadt sich einen Großteil ihres mittelalterlichen Charakters bewahrt hat:
Wir bummelten durch die engen Gassen und fühlten uns teilweise, als seien wir in der Normandie, in England oder Schottland gelandet – erst recht, als wir zur Burg kamen, die im 10. Jahrhundert erbaut wurde.
Daneben kann man auch noch den Herzogpalast und die Taufkirche von Afonso Henriques besichtigen:
Zurück im Zentrum, bewunderten wir die schönen Straßenschilder, die netten Gässchen und kamen in einen Innenhof mit Kakadu:
Santuário do Bom Jesus do Monte
Nach etwa eineinhalb Stunden stiegen wir wieder ins Auto und fuhren, diesmal über Landstraßen, zum Kloster Bom Jesus do Monte. Laut meinem Reiseführer ist dies neben Fatima der wichtigste Wallfahrtsort Portugals. Entsprechend angenehm überrascht waren wir, wie unaufgeregt es dort zuging. Mit dem Auto konnten wir auf einen Parkplatz unterhalb des Klosters fahren, das Parken kostete für den ganzen Tag nur einen Euro. Bekannt ist das Kloster vor allem wegen seiner wunderschönen gegenläufigen Treppenanlage, auf deren Absätzen es verschiedene Seitenaltäre gibt sowie unzählige Brunnenanlagen und Wasserspiele, von denen die obersten fünf die Reinigung der fünf Sinne symbolisieren. Hier einige Eindrücke:
Insgesamt soll es dort um die 600 Treppenstufen geben, dazu gehören aber nicht nur die Stufen an dieser herrlichen Treppenanlage, sondern auch noch einige Treppen ein Stück weiter unten, die durch einen schattigen Eichenwald führen bis zur Talstation der Zahnradbahn, die mithilfe von Wasserkraft die Besucher wieder zurück zur Kirche bringt. Wie ich inzwischen nachgelesen habe, stammt diese Zahnradbahn aus dem Jahr 1882, funktioniert aber noch immer tadellos. Wieder oben angekommen, gönnten wir uns einen Kaffee mit herrlichem Ausblick auf unser nächstes Ziel.
Braga
Vom Kloster aus war es nur noch ein kurzer Weg bis in die Innenstadt von Braga, allerdings ein langer Weg bis zu einem Parkplatz, den wir schließlich in einer Parkgarage unter der Praca da República fanden. Unser Bummel führte uns von dort zunächst über die Prachtstraße Avenida da Liberdade, dann zum Palácio do Raio und zum Largo de Santa Cruz, an dem sich u.a. die gleichnamige Kirche befindet. Überhaupt ist Braga reich an Kirchen, denn hier ist der Sitz des Erzbischofs von Porto.
Uns plagten im Moment aber eher weltliche Gelüste, nämlich Hunger und Durst. Und wo könnte man die besser stillen als im Café A Brasileira? Ein weiteres Mal besuchten wir also ein Kaffeehaus im Stil der Belle Epoque und es gefiel und schmeckte uns sehr gut. Unsere Kuchen von links oben im Uhrzeigersinn: Apfel-Karamell-Kuchen, Ferrero-Rocher-Torte und Zitronentarte, mmmmh!
Frisch gestärkt ließen wir uns einfach ein wenig treiben und bummelten durch die hübsche Fußgängerzone, wobei wir an der Universität und am Arco da Porta Nova vorbeikamen. Im Kreuzgang zwischen der Kathedrale und der Kirche Igreja da Misericórdia besuchten wir das Grabmal von Heinrich von Burgund, dem Gründer der Kathedrale, seiner Frau und den beiden Kirchenstiftern. Außerdem stellten wir fest, dass Nachrechnen sich lohnt, wenn man Opferkerzen entzünden möchte 😉
An der Ostseite der Kathedrale gibt es zudem eine Besonderheit, die man sonst nur selten sieht: eine stillende Madonna.
Unser Bummel führte uns dann vorbei am Rathaus zum Jardim Santa Barbara, wo man Ruinen gotischer Bögen ebenso bewundern kann wie den herrlich angelegten Park selbst. Von dort ging es zurück zur Praca da República.
Ofir am Atlantik
Mittlerweile war es später Nachmittag geworden. Auf Vorschlag von Jens fuhren wir nun noch ans Meer. Mein Reiseführer hatte den herrlichen Meerblick eines Restaurants in Ofir erwähnt, also orientierten wir uns dorthin. Allerdings war unser Navi der Meinung, uns unterwegs unbedingt noch durch die Altstadt von Barcelos und generell durch etliche enge Nebenstraßen führen zu müssen, aber egal, wir hatten ja Zeit. Nach etwa anderthalb Stunden hatten wir schließlich unser Ziel erreicht und ließen uns am feinsandigen Strand erstmal ordentlich vom Wind durchpusten:
Im einzigen Restaurant weit und breit genossen wir dann das letzte Abendessen unseres Urlaubs. Während ich nun endlich einmal die portugiesische Spezialität Bacalhao (Stockfisch) bestellte, entschied Felix sich für Spaghetti mit Meeresfrüchten. So sah sein Gericht aus:
Wir genossen aber nicht nur unser leckeres Essen, sondern auch den fantastischen Meerblick und den Sonnenuntergang:
Spät am Abend fuhren wir dann zurück nach Porto. Bedingt durch die Großbaustelle am Campo 24 de Agosto und die vielen Einbahnstraßen, deren Fahrtrichtung wegen dieser Baustelle teilweise genau andersherum verlief als sonst, dauerte es eine Weile, bis wir unsere Ferienwohnung erreichten. Zum Glück fanden wir ganz in der Nähe einen Parkplatz.
Mittwoch, 6. September 2017: Heimreise
Heute hieß es nun endgültig Abschied nehmen von dieser schönen Stadt. Unsere Vermieterin hatte uns gesagt, dass wir die Schlüssel einfach nur auf den Tisch legen und die Haustür hinter uns zuziehen sollten und genau das taten wir dann auch gegen acht Uhr morgens. Unser kleiner Mietwagen war schnell beladen, dann fuhren wir hinaus zum Flughafen, was eine knappe halbe Stunde dauerte. An der Mietwagenstation klappte alles reibungslos und so waren wir schon sehr früh am Terminal. Im Gegensatz zum Hinflug war der Rückflug pünktlich und auch diesmal hatten wir beim Start schönes Wetter und beste Sicht, landeten dafür aber wieder in tristem Grau.
Während in Portugal noch sommerliche Temperaturen herrschten, war zuhause schon längst der Herbst eingezogen. Nicht nur deshalb denken wir immer wieder gerne an diesen erlebnis- und abwechslungsreichen Urlaub zurück. Porto ist ein wunderbares Ziel für einen Städteurlaub. Es gibt dort so viel zu sehen, viele außergewöhnliche Lokale und Geschäfte und so viele freundliche Menschen. An der portugiesischen Sprache beiße ich mir leider die Zähne aus, ich kann sie einigermaßen verstehen, wenn ich sie lese, aber mehr geht leider nicht. Zum Glück sprechen die meisten Portugiesen aber sehr gut Englisch und selbst wenn nicht, sind sie immer willens, sich mit Händen und Füßen mit einem zu verständigen. Dies war nun unser dritter Urlaub in Portugal (nach Lissabon und Umgebung im Jahr 2005 und der Algarve im vergangenen Jahr) und es wird ganz sicher nicht der letzte gewesen sein, schließlich gibt es in diesem schönen Land noch sehr viel mehr zu entdecken.
Obrigada, Porto, e adeus!