„Obendrüber da schneit es“ | |
von Astrid Ruppert | |
Bewertung
★★★★☆
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Verlag | Refinery |
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Buchform | eBook |
Erschienen | November 2017 |
Seiten | 224 Seiten |
Erhältlich bei | AP Buch Baldham, Buchladen Vaterstetten |
Dies ist eine Weihnachtsgeschichte, die richtig ans Herz geht, ohne auch nur im Entferntesten kitschig zu sein, wie es sonst leider bei so vielen Romanen und Kurzgeschichten vorkommt, die um diese Jahreszeit veröffentlicht werden.
Die Geschichte spielt vom 23. bis 25. Dezember in einem Mietshaus mit vielen unterschiedlichen Bewohnern. Erst vor kurzem sind die alleinerziehende Miriam und ihre kleine Tochter Jule eingezogen. Für sie ist es das erste Weihnachten ohne Jules Papa, der sich lieber mit seiner Sekretärin in New York vergnügt. Trotz ihres eigenen Kummers tut Miriam alles, um ihrer Tochter ein fröhliches Fest zu bereiten.
Gegenüber wohnt Sabrina, die leidenschaftlich gern kocht und bäckt, was man ihr auch ansieht. Um ihr Selbstbewusstsein ist es nicht gerade gut bestellt, nur aus der Ferne wagt sie es, den Leiter ihres Kirchenchores anzuhimmeln. Doch dieses Weihnachten will sie es endlich wagen, ihn anzusprechen.
Der alte Herr Ebeling ist seit dem Tod seiner Frau griesgrämig geworden. Starre Regeln helfen ihm, seine leeren Tage zu strukturieren. Und auch die neunzigjährige Rosa Wagner ist einsam: Viel lieber wäre sie jetzt bei ihrem verstorbenen Mann und der ebenfalls viel zu früh verstorbenen Tochter im Himmel.
Doch es gibt auch Paare in dem Mietshaus: Isabell und Nick zum Beispiel sind frisch verliebt. Doch ausgerechnet am Weihnachtsbaum entzündet sich der erste ernstzunehmende Streit und stürzt ihre Beziehung in eine Krise. Zwei Stockwerke höher ist Achim verzweifelt, weil seine Frau Waltraud beschließt, das Weihnachtsfest zu bestreiken. Ihre beiden erwachsenen Kinder sitzen derweil auf dem Weg zu ihnen im Stau fest und streiten. Und dann gibt es da noch Michael, dessen pubertierende Kinder gerade so gar keinen Bock auf Weihnachten haben.
Alles in allem also keine schöne Ausgangslage. Doch ausgerechnet der schmerzhafte Sturz des jungen Pfarrers und das große Herz der kleinen Jule sorgen dafür, dass es dann doch noch einen schönen, friedlichen Heiligabend gibt – wenngleich der ganz anders ausfällt, als alle Beteiligten das vorher geplant haben. Und dieses ganz besondere Weihnachtsfest hat seine Auswirkungen…
Den Anfang des Romans fand ich ehrlich gesagt ziemlich bedrückend. Ich konnte mit jedem einzelnen Hausbewohner mitfühlen, so einfühlsam waren deren Sorgen und Nöte beschrieben. Bei der Lektüre wurde ich selbst ganz traurig und nachdenklich, schließlich geht es da um Themen wie Trennung, Verlust und Einsamkeit.
Zum Glück gelingt der Geschichte aber sehr elegant die Kurve hin zu einer sehr besinnlich-weihnachtlichen Stimmung, die einen wieder positiv in die Zukunft blicken lässt. Alles in allem hat mir das Buch sehr gut gefallen, es bringt definitiv zum Ausdruck, worum es an Weihnachten eigentlich gehen sollte – und worum nicht. Nach der Lektüre musste ich noch lange über das Gelesene nachdenken.
Ursprünglich ist die Geschichte bereits 2008 als gebundene Ausgabe im List-Verlag erschienen, es folgten weitere kartonierte Ausgaben 2011 und 2012 im Ullstein-Verlag. Leider sind all diese gedruckten Ausgaben derzeit nicht lieferbar, neu aufgelegt wurde hingegen das eBook. Die Geschichte wurde außerdem 2012 für das ZDF verfilmt, die Hauptrollen spielen Diana Amft, Wotan Wilke Möhring, August Zirner und Gisela Schneeberger. Die DVD ist hier erhältlich, am 25. Dezember 2017 wird der Film außerdem um 14.20 Uhr im ZDF gezeigt. Und am Tag darauf zeigt ZDF neo den Film „Was im Leben zählt“, mit dem die Geschichte aus „Obendrüber da schneit es“ fortgesetzt wird.
Astrid Ruppert ist eine bekannte deutsche Schriftstellerin, Drehbuchautorin und Redakteurin (mehr über sie bei Wikipedia). In ihrer Freizeit engagiert sie sich als ehrenamtliche Helferin im Asyl-Helferkreis ihres Heimatortes. So entstand auch ihr Erfahrungsbericht „Tee mit Ayman“, den ich mit Begeisterung gelesen habe.