„Hortensiensommer“ | |
von Ulrike Sosnitza | |
Bewertung
★★★★★
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Verlag | Heyne |
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Buchform | Taschenbuch, eBook |
Erschienen | März 2018 |
Seiten | 397 als Taschenbuch |
Erhältlich bei | AP Buch Baldham, Buchladen Vaterstetten |
„Ein Garten im Frühling ist wie ein Versprechen.“ Mit diesem, wie ich finde, wunderschönen Satz beginnt eine der bewegendsten Geschichten, die ich bislang in diesem Jahr gelesen habe. Es geht darin um die Gärtnerin Johanna, die nach einem furchtbaren Schicksalsschlag sehr zurückgezogen alleine in ihrem viel zu großen Haus lebt. Von ihrem Mann ist sie geschieden, der Kontakt zu Freunden und den Eltern beschränkt sich auf das Nötigste, nur zu ihrer Schwester Franziska hat sie ein enges Verhältnis.
Dann vermietet sie ihre Einliegerwohnung an den Lehrer Philipp und der schafft es, Johanna Stück für Stück aus ihrem Schneckenhaus zu locken. Je weiter der Frühling voranschreitet, umso öfter treffen sich die beiden in Johannas Garten. Ganz allmählich und behutsam öffnet sich Johanna für eine neue Liebe, doch immer wieder plagen sie Alpträume und die Erinnerung an das schreckliche Unglück, das ihr Leben verändert hat, und flugs zieht sie sich wieder zurück.
Doch Philipp hat Geduld und tiefe Gefühle für Johanna – ebenso wie für seine Tochter Klara, für die er nach einem häßlichen Scheidungskrieg nun endlich das Besuchsrecht erkämpft hat. Doch als Johanna zum ersten Mal Klara in ihrem geliebten Garten herumtollen sieht, reagiert sie für Philipp völlig unerwartet: Sie gerät in Panik und kündigt ihm seinen Mietvertrag. Mag Johanna keine Kinder? Oder was sonst ist der Grund dafür, warum sie so harsch reagiert? Philipp gelingt es schließlich, Johanna ihr Geheimnis zu entlocken. Anders als Johannas sonstiges Umfeld ist ihr Schicksal für ihn kein Tabu, über das nicht gesprochen werden darf, sondern er versucht vielmehr, ihr dabei zu helfen, sich ihren Gefühlen und Erinnerungen zu stellen. Doch ob ihm das gelingt?
Dieses Buch hat mich wirklich tief berührt. Ich habe mit Johanna gelacht, geweint und gelitten, konnte das Buch einerseits kaum weglegen, weil es so spannend war, brauchte aber andererseits ab und an ganz bewusst eine Lesepause, um das gerade Gelesene zu verdauen. Zwar wird das Unglück, unter dem Johanna leidet, erst gegen Ende des Buches vollends enthüllt, doch es gibt zuvor schon so viele Andeutungen, dass ich bald eine gewisse Ahnung hatte, die sich – leider – bewahrheitet hat. Denn Johanna ist so ziemlich das Schlimmste passiert, was ich persönlich mir nur vorstellen kann.
In Philipp könnte ich mich glatt verlieben: Was für ein toller, einfühlsamer Mann, was für ein liebevoller Vater! Okay, er ist Lehrer für Mathe und Physik, das hat meine Begeisterung dann wieder etwas gedämpft – nein, Spaß beiseite. Dieser Mann ist einfach nur ein Glücksfall für Johanna, auch wenn sie das lange nicht erkennen kann.
Die titelgebenden Hortensien spielen eine gewisse Rolle in dem Buch, das in einem Zeitraum von den ersten zarten Frühlingstagen bis hin zum goldenen Herbst des selben Jahres spielt. Die Geschichte ist im fränkischen Sommerhausen angesiedelt, einem Ort, den es tatsächlich gibt, er liegt südöstlich von Würzburg im idyllischen Maintal. Die Autorin hat diesen Ort so liebevoll beschrieben, dass ich direkt Lust bekommen habe, mal einen Ausflug dorthin zu machen. Man merkt, dass Ulrike Sosnitza weiß, wovon sie schreibt, denn sie wohnt selbst in der Gegend.
Nach „Novemberschokolade“ ist dies das zweite Buch von Ulrike Sosnitza, das ich gelesen habe, und es hat mir noch ein wenig besser gefallen als der erste Roman. Ich kann diese sehr bewegende, anrührende Geschichte nur aus vollem Herzen empfehlen.
Nachtrag: Im Sommer 2018 hatte ich die Gelegenheit zu einem Kurzbesuch in Sommerhausen und war sofort begeistert von diesem hübschen Ort. Hier einige Impressionen: