Am vergangenen Donnerstag gönnte ich mir mal wieder einen Ausflug nach München, diesmal mit besonders hoher Autorendichte 😉
Auf der Auer Dult
Ich begann meinen Ausflug auf der Auer Dult, wo ich zufällig der Autorin Ulrike Sosnitza über den Weg lief. Wir kannten uns bereits von der letzten lit.Love, außerdem habe ich ihre beiden Romane „Novemberschokolade“ und zuletzt das großartige „Hortensiensommer“ mit Begeisterung gelesen. Die Würzburger Autorin war gerade zu Recherchezwecken unterwegs, denn die Protagonistin ihres nächstes Romans soll in München leben. Schon vor einiger Zeit hatte Ulrike Sosnitza deshalb auf Facebook nach Tipps gefragt, was es denn hier Besonderes zu sehen und zu erleben gebe. Dabei war mir unter anderem die Auer Dult eingefallen und ich freute mich sehr, die Autorin nun tatsächlich gerade dort zu treffen. Wir plauderten kurz, gingen dann aber jede wieder unserer Wege.
Mein Weg führte mich weiter in die Innenstadt, wo ich einige Besorgungen machen musste. Um 17 Uhr wollte ich mich mit meiner Freundin Miriam beim Buchladen Hugendubel am Marienplatz treffen. Ich war etwas zu früh dran und wem begegnete ich wohl direkt vor dem Hugendubel? Richtig, Ulrike Sosnitza. Es sollte nicht unsere letzte Begegnung an diesem Tag bleiben 😉
111 Spukorte
Doch nun traf ich mich zunächst mit Miriam. Gemeinsam wollten wir im Hugendubel eine Lesung der Autorin Astrid Süßmuth besuchen, die dort ihr neues Buch „111 Spukorte in und um München, die man gesehen haben muss“ vorstellte.
Ein bisschen unruhig war es leider während der Lesung, die zu den normalen Öffnungszeiten stattfand. Hinter der Autorin gingen immer wieder Kunden vorbei, die den Blick ablenkten, dann begann plötzlich die Kaffeemaschine des Büchercafés laut zu rattern. Dennoch fand ich die Veranstaltung, die übrigens keinen Eintritt kostete, sehr unterhaltsam. Und das Buch habe ich mir dann auch gekauft, nachdem ich entdeckte, dass darin auch einige Spukgeschichten aus meiner Heimatgemeinde enthalten sind.
Das Besondere folgte ohnehin erst nach der Lesung, denn die Autorin bot ihren ZuhörerInnen noch einen Rundgang durch die Innenstadt zu einigen Spukorten an. Wir hatten eine kurze Runde rund um den Marienplatz erwartet, tatsächlich waren wir aber fast eine Stunde lang unterwegs und Astrid Süßmuth führte uns zum Alten Peter, zum Rindermarkt, zur Hofstatt, zum früheren Standort des Schönen Turms, zum Promenadeplatz und über viele kleine Seitengassen, in denen ich noch nie zuvor war, bis hin zum Salvatorplatz.
Wir hatten dabei viel Spaß, denn die Autorin verstand es, sehr interessant und mitreißend zu erzählen. So entdeckten wir wieder einmal viele neue Facetten unserer Heimatstadt und lernten dabei auch wieder einiges über die Stadtgeschichte, denn viele der Spukgeschichten haben einen durchaus realen historischen Hintergrund, der z.B. in den Hinrichtungen gründet, die ja nachweislich hier stattgefunden haben.
Der 112. Spukort
Nach dieser schönen Führung hatten Miriam und ich noch eine gute Weile Zeit bis zu unserem nächsten Programmpunkt. Also gingen wir zum Café Luitpold, um dort eine Kleinigkeit zu essen. Soviel vorneweg: Wir haben wirklich ausgezeichnet gegessen und wurden aufmerksam und freundlich bedient. Dennoch erlebten wir dort noch unseren ganz eigenen Gruselmoment, so dass wir dem Buch von Astrid Süßmuth nun noch einen 112. Spukort hinzufügen können: Als Miriam von der Toilette zurückkehrte, entdeckte sie nämlich unter ihrem Sitz eine tote Maus. So sehr uns das Tierchen leid tat, in einem Restaurant hat eine Maus nun wirklich nichts zu suchen, egal ob tot oder lebendig. Vielleicht war die Maus durch die offenstehenden Türen von der Terrasse hereingekommen? Oder kam sie doch aus der Küche? Es heißt ja, dass fast jede große Restaurantküche ihre Probleme mit Mäusen oder gar Ratten hat. Egal, so genau wollten wir es gar nicht wissen. Wir informierten die Kellnerin und das tote Tier wurde daraufhin unauffällig entfernt.
Der Himmel über unseren Träumen
Für uns war es nun Zeit, uns auf den Weg zu einer weiteren Hugendubel-Filiale zu machen, diesmal der in den Fünf Höfen. Denn hier fand am Abend die Lesung statt, weswegen wir uns überhaupt in München verabredet hatten: Heidi Rehns Premierenlesung aus ihrem neuen Roman „Der Himmel über unseren Träumen“, einem Buch, das mir die 1950er Jahre auf ganz neue Weise nahe gebracht hat. Moderiert wurde die Lesung von Heidis Lektorin bei Droemer Knaur, Christine Steffen-Reimann, die sehr gute Fragen stellte, welche Heidi dann höchst interessant beantwortete, teils mit Passagen aus ihrem Buch, teils mit Erzählungen über das, was sie im Zuge ihrer Recherchen herausgefunden hatte. Es ging dabei um die Juden in München vor und nach dem Zweiten Weltkrieg, um Architektur, um das Frauenverständnis in den 50ern, um die neue Frankfurter und Münchner Küche und um vieles andere mehr. Fazit: Diese Lesung war nicht nur unterhaltsam, sondern auch sehr lehrreich und bot uns viel Stoff zum Nachdenken.
Besonders schön war, dass wir bei dieser Lesung auch viele bekannte Gesichter trafen. Im Publikum saßen viele andere meiner Lieblingsautorinnen, darunter Ulrike Sosnitza (aller guten Dinge sind drei!), Nicole Walter, Doris Strobl und Juliane Breinl. Juliane hatte ich übrigens genau wie Heidi Rehn und die ebenfalls anwesende Micaela Jary im Dezember 2015 beim Lesemarathon in Baldham zum ersten Mal persönlich getroffen. So war dieser Abend gleichzeitig ein schönes Wiedersehen und ein gelungener Abschluss für einen erlebnisreichen Tag.