Zu Hause wartet das Glück

Erstellt am 24.6.18. Kategorie: Buchrezensionen
„Zu Hause wartet das Glück“
von Agnès Ledig
Bewertung
★★★★★
Verlag dtv
Buchform Taschenbuch, eBook
Erschienen Januar 2018
Seiten 336 Seiten als Taschenbuch
Erhältlich beiAP Buch Baldham, Buchladen Vaterstetten

In einer Gewitternacht klopft es an die Tür von Valentine, die allein auf einem Hof am Rande eines kleinen Dorfes lebt. Vor ihr steht der völlig durchnässte Éric mit seiner kranken Tochter Anna-Nina. Die beiden leben in einem Wohnwagen, der beim Sturm beschädigt wurde. Ohne Zögern lässt Valentine die beiden ein, damit Anna-Nina sich wieder erholen kann. Dabei erfährt sie die tragische Geschichte von Éric, dessen Frau bei der Geburt von Anna-Nina gestorben ist. Aus Kummer hat Éric seinen Job aufgegeben, sein Hab und Gut verkauft und zieht seitdem mit seiner inzwischen siebenjährigen Tochter in einem Wohnwagen, gezogen von zwei Pferden, durch das Land, ohne jemals länger an einem Ort zu bleiben.

Doch aus der einen Nacht werden diesmal Wochen: Während Éric den Wohnwagen repariert, besucht Anna-Nina die Schule, in der Valentine unterrichtet, denn Valentine findet, dass dem Kind der Kontakt zu Gleichaltrigen fehlt. Die Zuneigung zwischen Valentine und dem aufgeweckten, intelligenten Mädchen wächst rasch und auch Éric und Valentine fühlen sich zueinander hingezogen, doch die Schatten der Vergangenheit sind größer: Valentine fühlt sich zwar einsam, hat aber immer, wenn sie einen Mann näher an sich heranlässt, das Gefühl zu ersticken. Und Éric kann seine Frau nicht vergessen, noch dazu hat er das Gefühl, dass ihm seine Tochter mehr und mehr entgleitet, je länger die beiden bei Valentine bleiben. So besteigen Éric und Anna-Nina nach einigen Wochen wieder ihren Wohnwagen und reisen ab – auf Nimmerwiedersehen?

Parallel dazu wird die Geschichte der hochschwangeren Suzanne erzählt, die im Jahr 1944 von den Nazis gefoltert wird, damit sie den Aufenthaltsort ihres geliebten Mannes Léon preisgibt, der sich den Aufständischen angeschlossen hat. In welcher Verbindung Suzanne mit Valentine steht, wird erst am Ende des Romans enthüllt, gibt dann aber vor allem Valentines Verhalten einen tieferen Sinn.

Neben der einfühlsam erzählten Geschichte um Valentine und Éric, die abwechselnd aus ihrer und seiner Perspektive geschildert wird, haben mich besonders die Gespräche zwischen Valentine und ihrem besten Freund Gael begeistert: Ihre Dialoge sind so bildhaft, so voller Wortwitz, dass das Lesen einfach nur ein großer Genuss ist.

Fazit: Ein ruhiger Roman mit großer Tiefe, der mich sehr berührt zurückgelassen hat.