„Unsere Hälfte des Himmels“ | |
von Clarissa Linden | |
Bewertung
★★★★★
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Verlag | Droemer Knaur |
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Buchform | Taschenbuch, eBook |
Erschienen | Januar 2017 |
Seiten | 447 als Taschenbuch |
Erhältlich bei | AP Buch Baldham, Buchladen Vaterstetten |
Nach unserer Aktion #litlovehistory hatte ich Lust, noch einen weiteren historischen Roman zu lesen und gleichzeitig etwas SUB-Abbau zu betreiben, deshalb nahm ich mir nun diesen Roman vor, der schon viel zu lange darauf gewartet hatte, endlich von mir gelesen zu werden.
Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen: Im Jahr 1971 erhält Lieselotte plötzlich einen Anruf. Ihre Mutter Amelie hatte einen Unfall und liegt im Koma. Lieselotte lässt ihren wenig mitfühlenden Mann in Kassel zurück und reist nach Frankfurt, um ihrer Mutter beizustehen, obwohl sie ihr Leben lang ein schwieriges Verhältnis zueinander hatten, denn Lieselotte hat stets unter dem distanzierten Verhalten ihrer Mutter gelitten. Nun stößt sie durch Zufall auf einen alten Brief, den Amelie einst von ihrer Freundin Hanni bekommen hat. Von dieser Freundin hat Lieselotte noch nie gehört. Sie beginnt nachzuforschen und enthüllt nach und nach die tragische Lebensgeschichte ihrer Mutter:
Im Jahr 1935 lebten die beiden Freundinnen Amelie und Hanni vor allem für ihren Traum vom Fliegen. Während sich in den 1920er Jahren viele sportliche, mutige und ehrgeizige junge Frauen als Fliegerinnen hervortaten, wandelte sich das Bild in den 1930er Jahren komplett: Nach dem Willen der Nationalsozialisten gehörten Frauen an den Herd, nicht als „Himmelsstürmerinnen“ an den Steuerknüppel eines Flugzeugs. Dennoch nahmen Hanni und Amelie einiges in Kauf, um ihren Traum gegen alle Widerstände zu leben. Ihre enge Freundschaft bekam jedoch Risse, als Fluglehrer Felix in ihr Leben trat und sich in Amelie verliebte. Gefährlich wurde die Beziehung für Amelie vor allem dadurch, dass Felix im Untergrund gegen die Nazis kämpfte…
Je mehr Lieselotte nachforscht, umso mehr ändert sich auch in ihrem eigenen Leben. Auf spannende Weise zeigt der Roman nicht nur die Problematiken der Nazizeit auf, sondern zeichnet auch ein, wie ich meine, sehr authentisches Bild der frühen 1970er Jahre. Themen wie Frauenrechte, Abtreibung und auch die fehlende Aufarbeitung der deutschen Geschichte spielen hier eine große Rolle.
Anfangs fand ich es etwas schwierig, in die Geschichte hinein zu kommen, doch das änderte sich schnell und am Ende habe ich Nächte durch gelesen und konnte das Buch kaum mehr zur Seite legen. Ich habe mit Amelie und Lieselotte mitgefiebert und mitgelitten. Besonders gefallen hat mir die warmherzige Darstellung der Figuren im Roman, nicht nur der Protagonistinnen, sondern auch der Randfiguren. Niemand wurde schwarz-weiß dargestellt, niemand war nur gut oder nur böse, immer wurde der Mensch in all seinen Facetten gezeichnet.
Sehr interessant fand ich auch die Informationen im Anhang zum Thema Fliegerinnen, samt zahlreicher weiterführender Literaturtipps. Ich musste dabei auch an unsere USA-Reise im Jahr 2013 denken: Im Air and Space Museum in Washington haben wir damals unter anderem das Flugzeug der berühmten Pilotin Amelia Earhart gesehen:
Fazit: Ein sehr spannender und zugleich lehrreicher Roman über mutige Frauen, komplizierte Mutter-Tochter-Beziehungen und den Traum vom Fliegen.