„Das Ludwig Thoma Komplott“ | |
von Sabine Vöhringer | |
Bewertung
★★★★★
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Verlag | Gmeiner |
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Buchform | Taschenbuch, eBook |
Erschienen | September 2018 |
Seiten | 342 |
Erhältlich bei | AP Buch Baldham, Buchladen Vaterstetten |
Im Juli 2017 hatte ich den Krimi „Die Montez-Juwelen“ von Sabine Vöhringer gelesen, den ich sehr spannend fand. Deshalb habe ich mir den Nachfolgeband „Das Ludwig Thoma Komplott“ auch gleich nach Erscheinen auf den Reader geladen – tja, und da lag er dann, der Krimi, bis jetzt. Nun bin ich endlich dazu gekommen, im Rahmen meines immerwährenden Projekts SuB-Abbau auch dieses Buch zu lesen. Und ich habe es nicht bereut.
Der zweite Fall für Tom Perlinger beginnt spektakulär: Mitten auf der Sendlinger Straße wird Julia Frey erschossen, eine frühere Schulfreundin von Tom. Sie war gerade auf dem Weg zu ihm, denn sie hat im Nachlass ihres Großvaters ein bisher unveröffentlichtes Manuskript des Schriftstellers Ludwig Thoma gefunden. Es handelt sich dabei um eine Fortsetzung seiner bekannten Satire „Ein Münchner im Himmel.“ Und offensichtlich hat dieser Text etwas zu tun mit einer Mordserie aus den 1960er Jahren, bei der fünf Prostituierte ermordet wurden. Ein Fall, der gerade erst wieder aufgerollt wurde.
Das Pikante: Bei Julias Leiche wird eine kleine holzgeschnitzte Harfe gefunden – zum einen ein Hinweis auf Thomas „Münchner im Himmel“, zum anderen aber auch ein Verweis auf die Prostituierten-Morde, denn auch damals war bei jeder der fünf Leichen eine solche Harfe gefunden wurden.
Tom und sein Team beginnen mit ihren Ermittlungen, die für Tom auch ein Wiedersehen mit seiner früheren Clique aus Schulzeiten bedeuten: Da ist zum einen Marcel, Julias Mann und erfolgloser Künstler. Dann der Anwalt Sebastian Pohl und seine mittlerweile alkoholsüchtige Frau Franziska. Und schließlich die ehrgeizige Carolyn Wallberg, Leiterin der Obersten Baubehörde der Stadt München. Je mehr Tom nachforscht, umso undurchsichtiger scheint der Fall zu werden. Ging es wirklich nur um das wertvolle Manuskript? Oder doch um Immobilienspekulationen, schließlich war Julia Erbin eines großen Grundstücks in Münchner Bestlage, auf das Sebastian und Carolyn ein Auge geworfen hatten. Dann spielt auch die Bewerbung der Stadt München um die Austragung der Olympischen Spiele 1972 eine nicht ganz unwesentliche Rolle. Oder hat doch die russische Mafia ihre Hände im Spiel? Da gibt es schließlich noch den russischen Paten Iwan Maslov, dem Tom Perlinger schon in seiner Zeit als Ermittler in Düsseldorf auf der Spur war, damals zusammen mit seinem Partner Claas Buchowsky, der danach spurlos verschwand. Nun zeigt sich, dass Julia ausgerechnet mit Claas‘ Waffe ermordet wurde. Tom kann nicht verhindern, dass noch eine zweite Person ermordet wird und zuletzt schwebt nicht nur er selbst in akuter Lebensgefahr.
Dieser Krimi hat mich vom ersten Moment an in seinen Bann gezogen und so hatte ich ihn (fast möchte ich sagen: leider) schon nach zwei Tagen ausgelesen. Fast bis zuletzt tappte ich im Dunkeln, was die Auflösung des Falls betraf, obwohl die Geschichte aus wechselnden Perspektiven erzählt wird und somit Einblicke in die Gedankenwelt verschiedener Personen, auch Verdächtiger, bietet.
Wie schon Perlingers erster Fall spielt auch dieser Krimi komplett in Münchens „guter Stube“, der Altstadt mit ihren markanten Plätzen und Gebäuden. Beim ersten Fall hatte es mich sehr gestört, dass einige Straßennamen und Wegbeschreibungen schlichtweg falsch waren (das wurde wohl in der 2. Auflage berichtigt), deshalb habe ich hier besonders genau darauf geachtet und erfreut festgestellt, dass diesmal genauer recherchiert wurde. Fest steht, dass ich künftig nie mehr durch den Alten Hof in München (eigentlich einer meiner Lieblingsplätze) schlendern werde, ohne an eine entscheidende und extrem spannende Stelle dieses Krimis zu denken, die dort spielt! Gleiches gilt für die Sendlinger Straße und das dort befindliche Lokal „Hackerhaus“, Toms Heimat.
Alles in allem ein super-spannender Roman, der mir heute schon Lust macht auf Tom Perlingers dritten Fall, „Karl Valentin ist tot“, der am 11. März erscheint. Am 20. März ist die Autorin zu Gast in der Gemeindebücherei Grasbrunn, auf diese Lesung freue ich mich schon heute. Weitere Termine gibt es auf der Webseite der Autorin.
Ganz nebenbei erfährt man im Krimi auch viel aus dem Leben des Schriftstellers Ludwig Thoma und so musste ich mir heute unbedingt mal wieder das Video zu „Ein Münchner im Himmel“ im Original ansehen. Es hat 109 Jahre nach Entstehung des Textes (das Video ist natürlich jünger) nichts von seinem Charme verloren.