„Anders“ | |
von Andreas Steinhöfel | |
Bewertung
★★★★★
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Verlag | Königskinder |
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Buchform | Gebunden, Taschenbuch, eBook |
Erschienen | November 2014 |
Seiten | 240 |
ISBN | 3-551-56006-4 |
Erhältlich bei | AP-Buch Baldham, Buchladen Vaterstetten |
Von Andreas Steinhöfel habe ich schon mehrere Bücher gelesen: Die drei eher witzigen Bände der Rico-Oskar-Reihe und den sehr nachdenklichen „Paul Vier und die Schröders“. „Anders“, Steinhöfels neuester Roman aus dem Herbst 2014, erinnert dabei gerade vom Schreibstil und auch dem Inhalt sehr deutlich an letzteres Buch, zumal die Geschichte im selben Örtchen spielt. Ein paar Schauplätze und Personen kommen einem dabei bekannt vor. So wohnen die Winters, die Familie der Hauptfigur Felix, in dem selben Haus, aus dem die Schröders am Ende von „Paul Vier und die Schröders“ wieder ausziehen. Und die damalige Hauptfigur Paul ist inzwischen erwachsen und ebenfalls weggezogen. Da mir dieses Buch sehr gefallen hatte, ist es also auch kein Wunder, dass mir „Anders“ ebenso gefällt.
Der Protagonist des Buches ist, wie gesagt, Felix Winter. An seinem zwölften Geburtstag erleidet dieser einen schweren Unfall und fällt ins Koma. Als er ein dreiviertel Jahr später wieder erwacht, hat er sein gesamtes Gedächtnis verloren bzw. alle seine Erinnerungen. Der „neue“ Felix ist selbstbewusster als zuvor und sieht um Menschen herum immer ein Leuchten in einer bestimmten Farbe. Außerdem sagt er manchmal zu Leuten, sie seien krank oder sähen so aus, obwohl sie für jeden anderen kerngesund aussehen. Dazu kommt, dass das Verhältnis zwischen ihm und seinen vorher besten Freunden Nisse und Ben angeschlagen ist. Er ist weniger still und schüchtern als vor dem Unfall. Die beiden anderen scheinen aber durchaus daran interessiert zu sein, dass Felix, der sich nach kurzer Zeit einfach den Umständen entsprechend Anders nennt, niemals sein Gedächtnis zurückerlangt. Dadurch wird im ganzen Buch schon eine gewisse Spannung aufgebaut: „Was haben die Jungs zu verbergen? Hängt etwa der Unfall damit zusammen?“ Soviel sei schon einmal verraten: Am Ende lüftet sich das Geheimnis, als Anders sich bei einem Tauchgang in der Lahn den Kopf anstößt und so die Amnesie rückgängig gemacht wird.
Auch die Beziehung zwischen Eltern und Felix ändert sich. André, Felix‘ Vater, hat sich vor dem Unfall nicht sehr viel um sein Kind gekümmert. Durch den Gedächtnisverlust erhält er gewissermaßen eine zweite Chance und will diese auch nutzen. Trotzdem fühlt er sich zuerst aber etwas hilflos, denn selbst das wenige, was er über den Charakter seines Sohnes wusste, scheint nicht mehr zu stimmen. Auch Felix‘ Mutter Mellie macht sich Sorgen. Den neuen Namen Anders will sie noch nicht wahrhaben und auch sein merkwürdiges Verhalten versucht sie sich mit zeitweisen Folgen des Unfalls zu erklären. André und Anders helfen dann, als Vater-Sohn-Aktion, das abgebrannte Hühnerhaus von Herrn Stack wieder aufzubauen. Stack gilt aber in den einschlägigen Kaffeeklatschrunden (zu Unrecht) als Brandstifter und Versicherungsbetrüger, deshalb kriselt auch die Beziehung zwischen André und Mellie immer mehr.
Das Buch ist grundsätzlich in der 3. Person geschrieben, einzelne Textpassagen (manchmal nur ein Wort, manchmal aber auch ein ganzer Absatz) stellen jedoch die Gedanken einer Person dar. Gerade bei Dialogen ist das zum einem zum Schmunzeln, bspw. beim Gespräch zwischen Lehrerin Sabine Rücker-Neufeld und ihrem unsympathischen Chef, dem Schuldirektor. Zum anderen aber werden die Dialoge dadurch natürlich noch lebendiger und man kann sich dadurch ein besseres Bild von den Absichten und Meinungen der Protagonisten machen. So habe ich mich leicht in die Figuren hinein versetzen können und diese beschäftigten mich auch, wenn ich nicht gerade am Lesen war.
Abschließend kann ich also eine klare Kaufempfehlung für dieses Buch aussprechen: Wer etwas nachdenkliche Bücher gerne liest und / oder schon „Paul Vier und die Schröders“ oder andere Bücher von Andreas Steinhöfel kennt, dem wird dieses Buch mit Sicherheit ebenfalls gefallen!