Mein wunderbarer Buchladen am Inselweg

Erstellt am 4.9.20. Kategorie: Buchrezensionen
„Mein wunderbarer Buchladen am Inselweg“
von Julie Peters
Bewertung
★★★★★
Verlag Aufbau Verlag
Buchform eBook, Taschenbuch
Erschienen Mai 2018
Seiten 320
Erhältlich beiAP Buch Baldham, Buchladen Vaterstetten

Ich habe mich hier im Blog ja schon öfter über Buchtitel ausgelassen, die mit „Mein wunderbarer/mein kleiner…“ beginnen und dann wahlweise mit „Café/Buchladen/Bäckerei/Blumenladen“ usw. fortgesetzt werden. Hintendran kommt dann noch ein möglichst malerischer Ort, wie etwa Paris, an der Seine, am Meer, am Strand, auf der Insel, in den Dünen… ehrlich gesagt kann ich all diese Titel gar nicht mehr auseinander halten. Andererseits, ich gebe es zu, habe ich ein Faible für die wunderschönen Cover, die mit solchen Büchern üblicherweise einher gehen. Und als ich dann auch noch eine Leseprobe zu diesem Roman von Julie Peters gelesen habe, war meine Neugier doch geweckt. Und ich muss sagen: ich wurde sehr positiv überrascht.

Hauptperson dieser Geschichte ist die Journalistin Frieke, die freiberuflich für das Nachrichtenmagazin „Comet“ schreibt, ebenso wie ihr Lebensgefährte Harald, der dort als Kriegsreporter tätig war. Doch nun wollen beide gemeinsam einen Neuanfang in Boston wagen und dort eine Agentur aufbauen. Kurz vor dem Umzug hat ihr Chefredakteur allerdings noch einen letzten Auftrag für Frieke: Sie soll auf die Insel Spiekeroog reisen und dort einen Vogelkundler interviewen, der zurückgezogen ohne Handy und Internet in einem Bauwagen auf der Insel lebt.

An sich eine reizvolle Aufgabe für Frieke – wenn nicht auf Spiekeroog auch ihr Vater Ole leben würde, zu dem sie keinen Kontakt mehr hat. Er und Friekes Mutter haben sich kurz nach Friekes Geburt getrennt und Frieke wurde später vom neuen Mann ihrer Mutter adoptiert. Für sie ist das ihr Vater, von Ole will sie nichts wissen. Dennoch nimmt sie den Auftrag an.

Und es kommt, wie es kommen muss: Kaum auf der Insel angekommen, begegnet sie Ole und erfährt, dass er schwer krank ist und nicht mehr lange zu leben hat. Ihr Auftrag gestaltet sich schwieriger als gedacht, denn der Vogelkundler Bengt stellt ungewöhnliche Bedingungen für das Interview. Und dann sind da auch noch Edda und Willem, die Besitzer der Ferienwohnung, in der Frieke untergebracht ist. Das ältere Paar betreibt einen gut gehenden Buchladen auf der Insel, will sich jedoch allmählich zurückziehen und Edda hat ausgerechnet Frieke als Nachfolgerin auserkoren, obwohl Frieke schon seit Jahren kaum mehr ein Buch in die Hand genommen hat.

An dieser Stelle kann man sich eigentlich schon ungefähr denken, wie die Geschichte ausgehen wird, das Happy End ist ja das Wesen eines solchen Romans. Aber der Weg dorthin war dann für mich doch sehr überraschend und vor allem sehr einfühlsam. Geschildert wird nicht nur das Leiden und Sterben des alten Ole, auch die Schwierigkeiten Friekes, sich in Boston einzuleben, und vor allem Haralds Traumata als Kriegsreporter, die ihn einfach nicht loslassen und die Beziehung belasten. Die Sorgen Eddas, die nicht ihr Leben lang auf der kleinen Insel „versauern“ möchte, werden ebenso einfühlsam geschildert wie die Nöte von Sonja, Friekes neuer Freundin auf Spiekeroog, die unter ihrem untreuen Ehemann leidet, mit dem sie aber drei gemeinsame Kinder hat.

All das gibt der Geschichte eine Tiefe, die ich so nicht erwartet habe und die mich diesen Roman förmlich verschlingen ließ. Natürlich hat mir auch besonders gut gefallen, dass Frieke den gleichen Beruf hat wie ich 😉 Alles in allem fühlte ich mich nicht nur bestens unterhalten, sondern oftmals tief berührt und zum Nachdenken angeregt. Deshalb gibt es von mir für diesen Roman eine ganz klare Leseempfehlung.

Und wer danach wissen will, wie es mit Frieke & Co. weitergeht, der kann direkt weiterlesen mit „Mein zauberhafter Sommer im Inselbuchladen“ und „Der kleine Weihnachtsbuchladen am Meer“ – bei mir sind diese beiden Romane nun direkt auf die Wunschliste gewandert.