Von Halloween und Heiligen

Erstellt am 29.10.20. Kategorie: Buchrezensionen
„Von Halloween und Heiligen“
von Angela Bauer
Bewertung
★★★★☆
Verlag Eigenverlag
Buchform gebunden, eBook
Erschienen 2019
Seiten 47
Erhältlich beiAngela Bauer

In zwei Tagen ist Halloween und da ist üblicherweise die alljährliche Diskussion in vollem Gange: Die einen stürzen sich mit Begeisterung ins Halloween-Fieber, überlegen sich eine schaurige Verkleidung, backen Muffins mit gruseligem Dekor, höhlen Kürbisse aus und besorgen Süßigkeiten für die Kinder, die erwartungsgemäß an der Haustür klingeln werden. Die anderen schimpfen über diesen „amerikanischen Kommerz“ und klagen über Kinder und Jugendliche, die mit lauten und frechen Kommentaren ihre häusliche Ruhe stören.

Auch Angela Bauer, Schriftstellerin und Ärztin im Ruhestand, haben diese ewigen Debatten umgetrieben. Ihre Überlegungen dazu hat sie in einem Essay niedergeschrieben und das ist lesenswert, ganz unabhängig davon, wie man selbst zu Halloween steht. Sie stellt Bezüge her zu anderen Bräuchen und Traditionen, egal ob christlichen oder anderen Ursprungs. Dabei geht sie zurück bis zu den Kelten, die sich im Gebiet westlich der Marne von der Iberischen Halbinsel bis hinauf nach Irland, Wales und Schottland ausdehnten. Mit Halloween wurde dort auch die Ernte und damit das Ende des Sommers gefeiert. Sie erzählt vom Sonnengott, der im Herbst seine Herrschaft an den Totengott übergab, und berichtet von Zeiten, als man glaubte, Halloween habe den Anfang eines neuen Jahres markiert – was aus landwirtschaftlicher Sicht durchaus Sinn ergibt, wenn man den Kreislauf aus Keimen, Säen, Wachsen, Blühen und Ernten betrachtet. Bis heute beginnen ja z.B. auch die Schuljahre im Herbst, nicht analog zum Kalenderjahr im Januar.

Licht ist ein weiteres großes Thema in Bauers Betrachtungen. Schließlich gibt es viele Bräuche, in denen Licht eine wichtige Rolle spielt, wie z.B. die Kerzen, die an Allerheiligen zum Gedenken an die Verstorbenen entzündet werden, der Laternenumzug zu Sankt Martin, die Lichter am Adventskranz, das Silvesterfeuerwerk, Mariä Lichtmess oder das Lumen Christi in der Osternacht, um nur einige zu nennen. Letztendlich ist Licht das Mittel schlechthin, um die Dunkelheit zu vertreiben und damit auch die Ängste, die damit einhergehen.

Mich hat dieses Büchlein definitiv zum Nachdenken angeregt, außerdem ist es eine Mahnung, nicht vorschnell über einen Brauch, dem man selbst vielleicht nichts abgewinnen kann, zu urteilen. Zudem erinnerte mich die Lektüre an einen Vortrag, den ich vor einigen Jahren beim „Baldhamer FrauenFrühStück“ besucht habe. Da war u.a. die Rede von ausgehöhlten Rüben, in die Talgkerzen gestellt wurden, als Schutz vor der Dunkelheit und vor bösen Geistern bzw. armen Seelen, die zu Allerseelen aus dem Fegefeuer befreit wurden. Auch sonst hatte Heimatpflegerin Sandra Angermaier jede Menge spannender Geschichten rund um Bräuche und deren Ursprünge auf Lager:

EZ 3.12.2016

Die Autorin Angela Bauer stammt übrigens aus Hohenthann, einem kleinen Ort im Landkreis Rosenheim. Bei einer Lesung haben wir uns zufällig kennengelernt und später durfte ich ein Portrait über sie schreiben: